Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.5. Drum suchte er hernächst die Priester und Le- viten Auf seiner Wanderung möglichst zu verhüten, Denn er traf durchgehends beim Samari- tan Größers Mitleid und mehr Theilnahme an. 6. Auch fand er in kleinen ländlichen Hütten, Ohne lange drum zu betteln oder zu bitten, Ein freundlicher Gesicht und besser Quartier Als beim reichen Bürger oder Kavalier. 7. Zwar versäumte er nicht in Schlössern und Städten Bei Vornehmen anfänglich einzutreten, Und bote seine Dienste als Kapellan Oder etwa als Informator an. 8. Aber er hat nirgend Aufnahme gefunden Man hielt ihn vielmehr für 'nen Vagabunden, Fragte nach seinem Reisepaß, Und sagte ihm, ich weiß nicht alles was. 9. Am sechszehnten Tage der Jobsischen Hegire Kam er Nachmittags zwischen drei und viere, Bei einem an der Thür sitzenden alten Mann Hungrig und durstig in 'nem Dorfe an. 10. Der hat ihn sehr treuherzig invitiret, Ihn zu seiner Gattin ins Häuslein geführet Und
5. Drum ſuchte er hernaͤchſt die Prieſter und Le- viten Auf ſeiner Wanderung moͤglichſt zu verhuͤten, Denn er traf durchgehends beim Samari- tan Groͤßers Mitleid und mehr Theilnahme an. 6. Auch fand er in kleinen laͤndlichen Huͤtten, Ohne lange drum zu betteln oder zu bitten, Ein freundlicher Geſicht und beſſer Quartier Als beim reichen Buͤrger oder Kavalier. 7. Zwar verſaͤumte er nicht in Schloͤſſern und Staͤdten Bei Vornehmen anfaͤnglich einzutreten, Und bote ſeine Dienſte als Kapellan Oder etwa als Informator an. 8. Aber er hat nirgend Aufnahme gefunden Man hielt ihn vielmehr fuͤr ’nen Vagabunden, Fragte nach ſeinem Reiſepaß, Und ſagte ihm, ich weiß nicht alles was. 9. Am ſechszehnten Tage der Jobſiſchen Hegire Kam er Nachmittags zwiſchen drei und viere, Bei einem an der Thuͤr ſitzenden alten Mann Hungrig und durſtig in ’nem Dorfe an. 10. Der hat ihn ſehr treuherzig invitiret, Ihn zu ſeiner Gattin ins Haͤuslein gefuͤhret Und
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5. Drum ſuchte er hernaͤchſt die Prieſter und Le-
viten
Auf ſeiner Wanderung moͤglichſt zu verhuͤten,
Denn er traf durchgehends beim Samari-
tan
Groͤßers Mitleid und mehr Theilnahme an.
6. Auch fand er in kleinen laͤndlichen Huͤtten,
Ohne lange drum zu betteln oder zu bitten,
Ein freundlicher Geſicht und beſſer Quartier
Als beim reichen Buͤrger oder Kavalier.
7. Zwar verſaͤumte er nicht in Schloͤſſern und
Staͤdten
Bei Vornehmen anfaͤnglich einzutreten,
Und bote ſeine Dienſte als Kapellan
Oder etwa als Informator an.
8. Aber er hat nirgend Aufnahme gefunden
Man hielt ihn vielmehr fuͤr ’nen Vagabunden,
Fragte nach ſeinem Reiſepaß,
Und ſagte ihm, ich weiß nicht alles was.
9. Am ſechszehnten Tage der Jobſiſchen Hegire
Kam er Nachmittags zwiſchen drei und viere,
Bei einem an der Thuͤr ſitzenden alten
Mann
Hungrig und durſtig in ’nem Dorfe an.
10. Der hat ihn ſehr treuherzig invitiret,
Ihn zu ſeiner Gattin ins Haͤuslein gefuͤhret
Und
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