Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
8. Er war auf dem freiherrlichen Ohnwitzer
Schlosse,
Gleichsam Spiritus familiaris und Hausge-
nosse,
Und wenigstens jeden Sonntag fast,
Nach geendigtem Gottesdienst Gast.
9. Auch hat sich der junge Baron oft zu ganzen
Stunden,
Zum Besuche im Pfarrhause eingefunden,
Und es vergienge kein einziger Tag,
Daß er nicht wenigstens en passant einsprach.
10. Doch, was diese Besuche betrifft, so scheinet,
Daß er eben nicht immer damit den Bruder
gemeinet;
Denn es kümmerte ihn nicht, wenn er vor der
Hand,
Nur bloß die Schwester zu Hause fand.
11. Er gieng am liebsten in der Pfarrgegend
jagen,
Auch der hübsche Garten da that ihm behagen,
So daß er beständig einen Vorwand,
Zu seinen frequenten Visiten erfand.
12. Zum Exempel: Abends fand er in diesem
Reviere,
Das sanfte Wehen der kühlen Zephyre,
In den Bäumen daselbst sehr angenehm,
Und das Wäldchen da zum Spazieren bequem.
13. Oder
8. Er war auf dem freiherrlichen Ohnwitzer
Schloſſe,
Gleichſam Spiritus familiaris und Hausge-
noſſe,
Und wenigſtens jeden Sonntag faſt,
Nach geendigtem Gottesdienſt Gaſt.
9. Auch hat ſich der junge Baron oft zu ganzen
Stunden,
Zum Beſuche im Pfarrhauſe eingefunden,
Und es vergienge kein einziger Tag,
Daß er nicht wenigſtens en paſſant einſprach.
10. Doch, was dieſe Beſuche betrifft, ſo ſcheinet,
Daß er eben nicht immer damit den Bruder
gemeinet;
Denn es kuͤmmerte ihn nicht, wenn er vor der
Hand,
Nur bloß die Schweſter zu Hauſe fand.
11. Er gieng am liebſten in der Pfarrgegend
jagen,
Auch der huͤbſche Garten da that ihm behagen,
So daß er beſtaͤndig einen Vorwand,
Zu ſeinen frequenten Viſiten erfand.
12. Zum Exempel: Abends fand er in dieſem
Reviere,
Das ſanfte Wehen der kuͤhlen Zephyre,
In den Baͤumen daſelbſt ſehr angenehm,
Und das Waͤldchen da zum Spazieren bequem.
13. Oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0048" n="26"/>
          <lg n="8">
            <l>8. Er war auf dem freiherrlichen Ohnwitzer</l><lb/>
            <l>Schlo&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Gleich&#x017F;am Spiritus familiaris und Hausge-</l><lb/>
            <l>no&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Und wenig&#x017F;tens jeden Sonntag fa&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Nach geendigtem Gottesdien&#x017F;t Ga&#x017F;t.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>9. Auch hat &#x017F;ich der junge Baron oft zu ganzen</l><lb/>
            <l>Stunden,</l><lb/>
            <l>Zum Be&#x017F;uche im Pfarrhau&#x017F;e eingefunden,</l><lb/>
            <l>Und es vergienge kein einziger Tag,</l><lb/>
            <l>Daß er nicht wenig&#x017F;tens en pa&#x017F;&#x017F;ant ein&#x017F;prach.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>10. Doch, was die&#x017F;e Be&#x017F;uche betrifft, &#x017F;o &#x017F;cheinet,</l><lb/>
            <l>Daß er eben nicht immer damit den Bruder</l><lb/>
            <l>gemeinet;</l><lb/>
            <l>Denn es ku&#x0364;mmerte ihn nicht, wenn er vor der</l><lb/>
            <l>Hand,</l><lb/>
            <l>Nur bloß die Schwe&#x017F;ter zu Hau&#x017F;e fand.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>11. Er gieng am lieb&#x017F;ten in der Pfarrgegend</l><lb/>
            <l>jagen,</l><lb/>
            <l>Auch der hu&#x0364;b&#x017F;che Garten da that ihm behagen,</l><lb/>
            <l>So daß er be&#x017F;ta&#x0364;ndig einen Vorwand,</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;einen frequenten Vi&#x017F;iten erfand.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>12. Zum Exempel: Abends fand er in die&#x017F;em</l><lb/>
            <l>Reviere,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;anfte Wehen der ku&#x0364;hlen Zephyre,</l><lb/>
            <l>In den Ba&#x0364;umen da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ehr angenehm,</l><lb/>
            <l>Und das Wa&#x0364;ldchen da zum Spazieren bequem.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">13. Oder</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0048] 8. Er war auf dem freiherrlichen Ohnwitzer Schloſſe, Gleichſam Spiritus familiaris und Hausge- noſſe, Und wenigſtens jeden Sonntag faſt, Nach geendigtem Gottesdienſt Gaſt. 9. Auch hat ſich der junge Baron oft zu ganzen Stunden, Zum Beſuche im Pfarrhauſe eingefunden, Und es vergienge kein einziger Tag, Daß er nicht wenigſtens en paſſant einſprach. 10. Doch, was dieſe Beſuche betrifft, ſo ſcheinet, Daß er eben nicht immer damit den Bruder gemeinet; Denn es kuͤmmerte ihn nicht, wenn er vor der Hand, Nur bloß die Schweſter zu Hauſe fand. 11. Er gieng am liebſten in der Pfarrgegend jagen, Auch der huͤbſche Garten da that ihm behagen, So daß er beſtaͤndig einen Vorwand, Zu ſeinen frequenten Viſiten erfand. 12. Zum Exempel: Abends fand er in dieſem Reviere, Das ſanfte Wehen der kuͤhlen Zephyre, In den Baͤumen daſelbſt ſehr angenehm, Und das Waͤldchen da zum Spazieren bequem. 13. Oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/48
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/48>, abgerufen am 03.12.2024.