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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Sahe die Thürme der Stadt der Stralen *).
Wie strahlten die Thürme!
Sinnend stand sie am Fenster im Dämmerschimmer
des Abends,
Sahe den Mond in den wühlenden Fluthen, und
lauschte des Ostmeers
Dumpfem Grollen. Es schwellten ihr Seufzer den
Busen. Es wölkten
Süsse Thränen ihr Auge. Doch plötzlich stürmte die
Mutter
Freudig herein, und wenig gewünscht: "Sie kom-
men, sie kommen!
Träumerin auf, und lass uns die Freudigen freudig
empfangen!"

Und der Ralunke war weit gefürchtet. Seit
dreyzehn Jahren
Hiess er die Geissel der See. Dem Schiffer gefror
bey dem Anblick
Seiner Flaggen das Blut. Oft streift' er in fliegenden
Zügen
An den sicheren Küsten umher, und plündert', und
führte
*) Stralsund, welches um diese Zeit vom Fürsten
Jaromar gegründet, wenigstens erweitert und ummauert wurde.

Sahe die Thürme der Stadt der Stralen *).
Wie strahlten die Thürme!
Sinnend stand sie am Fenster im Dämmerschimmer
des Abends,
Sahe den Mond in den wühlenden Fluthen, und
lauschte des Ostmeers
Dumpfem Grollen. Es schwellten ihr Seufzer den
Busen. Es wölkten
Süſse Thränen ihr Auge. Doch plötzlich stürmte die
Mutter
Freudig herein, und wenig gewünscht: „Sie kom-
men, sie kommen!
Träumerin auf, und laſs uns die Freudigen freudig
empfangen!“

Und der Ralunke war weit gefürchtet. Seit
dreyzehn Jahren
Hieſs er die Geiſsel der See. Dem Schiffer gefror
bey dem Anblick
Seiner Flaggen das Blut. Oft streift' er in fliegenden
Zügen
An den sicheren Küsten umher, und plündert', und
führte
*) Stralsund, welches um diese Zeit vom Fürsten
Jaromar gegründet, wenigstens erweitert und ummauert wurde.
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[125/0167] Sahe die Thürme der Stadt der Stralen *). Wie strahlten die Thürme! Sinnend stand sie am Fenster im Dämmerschimmer des Abends, Sahe den Mond in den wühlenden Fluthen, und lauschte des Ostmeers Dumpfem Grollen. Es schwellten ihr Seufzer den Busen. Es wölkten Süſse Thränen ihr Auge. Doch plötzlich stürmte die Mutter Freudig herein, und wenig gewünscht: „Sie kom- men, sie kommen! Träumerin auf, und laſs uns die Freudigen freudig empfangen!“ Und der Ralunke war weit gefürchtet. Seit dreyzehn Jahren Hieſs er die Geiſsel der See. Dem Schiffer gefror bey dem Anblick Seiner Flaggen das Blut. Oft streift' er in fliegenden Zügen An den sicheren Küsten umher, und plündert', und führte *) Stralsund, welches um diese Zeit vom Fürsten Jaromar gegründet, wenigstens erweitert und ummauert wurde.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/167>, abgerufen am 25.11.2024.