Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Jüngling' und Jungfraun heim. Des sandigen Red- Aber dess achtete nicht die Freche. Schönheit und Adel Schnürten nur fester um ihren Gefangnen die Fessel der Knechtschaft. Seufzend sah es Agathe. Des Jünglings heroischer Anstand, Feuriger Trotz, unwilliges Dulden weckten ihr Mitleid. Mit dem Mitleid beschlich ihr die süsse Liebe den Busen. Herbstzeit war es und schwarze Nacht. Da entriss sich Agathe Leise der holden Umarmung des Schlummers, tappte noch leiser *) Reddewisch, itzt Mönkguth, eine andere Halb-
insel an der südöstlichen Spitze des Landes. Jüngling' und Jungfraun heim. Des sandigen Red- Aber deſs achtete nicht die Freche. Schönheit und Adel Schnürten nur fester um ihren Gefangnen die Fessel der Knechtschaft. Seufzend sah es Agathe. Des Jünglings heroischer Anstand, Feuriger Trotz, unwilliges Dulden weckten ihr Mitleid. Mit dem Mitleid beschlich ihr die süſse Liebe den Busen. Herbstzeit war es und schwarze Nacht. Da entriſs sich Agathe Leise der holden Umarmung des Schlummers, tappte noch leiser *) Reddewisch, itzt Mönkguth, eine andere Halb-
insel an der südöstlichen Spitze des Landes. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="8"> <pb facs="#f0168" n="126"/> <l>Jüngling' und Jungfraun heim. Des sandigen <hi rendition="#g">Red-</hi></l><lb/> <l><hi rendition="#g">dewisch</hi><note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Reddewisch</hi>, itzt <hi rendition="#g">Mönkguth</hi>, eine andere Halb-<lb/> insel an der südöstlichen Spitze des Landes.</note> Herrscher,</l><lb/> <l>Ritogar, welchem die Flamme der Jugend das An-</l><lb/> <l>gesicht bräunte,</l><lb/> <l>Schlug er in Fesseln, und schenkt' ihn der Mutter.</l><lb/> <l>Denn schön war der Jüngling</l><lb/> <l>Und hochherzig und kühn und nur erlegen der</l><lb/> <l>Menge.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Aber deſs achtete nicht die Freche. Schönheit</l><lb/> <l>und Adel</l><lb/> <l>Schnürten nur fester um ihren Gefangnen die Fessel</l><lb/> <l>der Knechtschaft.</l><lb/> <l>Seufzend sah es Agathe. Des Jünglings heroischer</l><lb/> <l>Anstand,</l><lb/> <l>Feuriger Trotz, unwilliges Dulden weckten ihr</l><lb/> <l>Mitleid.</l><lb/> <l>Mit dem Mitleid beschlich ihr die süſse Liebe den</l><lb/> <l>Busen.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Herbstzeit war es und schwarze Nacht. Da</l><lb/> <l>entriſs sich Agathe</l><lb/> <l>Leise der holden Umarmung des Schlummers, tappte</l><lb/> <l>noch leiser</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0168]
Jüngling' und Jungfraun heim. Des sandigen Red-
dewisch *) Herrscher,
Ritogar, welchem die Flamme der Jugend das An-
gesicht bräunte,
Schlug er in Fesseln, und schenkt' ihn der Mutter.
Denn schön war der Jüngling
Und hochherzig und kühn und nur erlegen der
Menge.
Aber deſs achtete nicht die Freche. Schönheit
und Adel
Schnürten nur fester um ihren Gefangnen die Fessel
der Knechtschaft.
Seufzend sah es Agathe. Des Jünglings heroischer
Anstand,
Feuriger Trotz, unwilliges Dulden weckten ihr
Mitleid.
Mit dem Mitleid beschlich ihr die süſse Liebe den
Busen.
Herbstzeit war es und schwarze Nacht. Da
entriſs sich Agathe
Leise der holden Umarmung des Schlummers, tappte
noch leiser
*) Reddewisch, itzt Mönkguth, eine andere Halb-
insel an der südöstlichen Spitze des Landes.
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