Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Rastlos rang ich nach Ruhm, flocht um den jungen
Schlaf
Frische Lorbeern; wie bald welkte der frische Kranz!
Stürmisch warb ich um Liebe.
Liebe ward mir. Ich wähnte mich
Nun vollglücklich; wie bald seufzte der Glückliche!
In des Edleren Arm, an der Geliebten Brust,
In dem Schoss des Entzückens
Seufzte, lechzte, verschmachtet' ich!
O du, wer du auch seyst, wie du dich nennst,
und wo
Du auch hausest, vernimm, Hehre, des Lechzers Flehn!
Reine volle Genüge,
Des Vollkommensten Lieblingin,
Überschwenglichen Heils nimmerversiegender,
Ewigquellender Born, träufel', o träufele
Auf die lechzende Zunge
Einen kühlenden Tropfen mir --
Blitzt es? Zuckenden Strahls flimmt es das Dun-
kel durch!
Laute, leiser denn Hauch, lispeln im Kühl der
Nacht.
Welche Schauer umgrausen,
Welches Grauen durchrieselt mich!
Rastlos rang ich nach Ruhm, flocht um den jungen
Schlaf
Frische Lorbeern; wie bald welkte der frische Kranz!
Stürmisch warb ich um Liebe.
Liebe ward mir. Ich wähnte mich
Nun vollglücklich; wie bald seufzte der Glückliche!
In des Edleren Arm, an der Geliebten Brust,
In dem Schoſs des Entzückens
Seufzte, lechzte, verschmachtet' ich!
O du, wer du auch seyst, wie du dich nennst,
und wo
Du auch hausest, vernimm, Hehre, des Lechzers Flehn!
Reine volle Genüge,
Des Vollkommensten Lieblingin,
Überschwenglichen Heils nimmerversiegender,
Ewigquellender Born, träufel', o träufele
Auf die lechzende Zunge
Einen kühlenden Tropfen mir —
Blitzt es? Zuckenden Strahls flimmt es das Dun-
kel durch!
Laute, leiser denn Hauch, lispeln im Kühl der
Nacht.
Welche Schauer umgrausen,
Welches Grauen durchrieselt mich!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0207" n="165"/>
            <lg n="13">
              <l>Rastlos rang ich nach Ruhm, flocht um den jungen</l><lb/>
              <l>Schlaf</l><lb/>
              <l>Frische Lorbeern; wie bald welkte der frische Kranz!</l><lb/>
              <l>Stürmisch warb ich um Liebe.</l><lb/>
              <l>Liebe ward mir. Ich wähnte mich</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Nun vollglücklich; wie bald seufzte der Glückliche!</l><lb/>
              <l>In des Edleren Arm, an der Geliebten Brust,</l><lb/>
              <l>In dem Scho&#x017F;s des Entzückens</l><lb/>
              <l>Seufzte, lechzte, verschmachtet' ich!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="15">
              <l>O du, wer du auch seyst, wie du dich nennst,</l><lb/>
              <l>und wo</l><lb/>
              <l>Du auch hausest, vernimm, Hehre, des Lechzers Flehn!</l><lb/>
              <l>Reine volle Genüge,</l><lb/>
              <l>Des Vollkommensten Lieblingin,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="16">
              <l>Überschwenglichen Heils nimmerversiegender,</l><lb/>
              <l>Ewigquellender Born, träufel', o träufele</l><lb/>
              <l>Auf die lechzende Zunge</l><lb/>
              <l>Einen kühlenden Tropfen mir &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Blitzt es? Zuckenden Strahls flimmt es das Dun-</l><lb/>
              <l>kel durch!</l><lb/>
              <l>Laute, leiser denn Hauch, lispeln im Kühl der</l><lb/>
              <l>Nacht.</l><lb/>
              <l>Welche Schauer umgrausen,</l><lb/>
              <l>Welches Grauen durchrieselt mich!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0207] Rastlos rang ich nach Ruhm, flocht um den jungen Schlaf Frische Lorbeern; wie bald welkte der frische Kranz! Stürmisch warb ich um Liebe. Liebe ward mir. Ich wähnte mich Nun vollglücklich; wie bald seufzte der Glückliche! In des Edleren Arm, an der Geliebten Brust, In dem Schoſs des Entzückens Seufzte, lechzte, verschmachtet' ich! O du, wer du auch seyst, wie du dich nennst, und wo Du auch hausest, vernimm, Hehre, des Lechzers Flehn! Reine volle Genüge, Des Vollkommensten Lieblingin, Überschwenglichen Heils nimmerversiegender, Ewigquellender Born, träufel', o träufele Auf die lechzende Zunge Einen kühlenden Tropfen mir — Blitzt es? Zuckenden Strahls flimmt es das Dun- kel durch! Laute, leiser denn Hauch, lispeln im Kühl der Nacht. Welche Schauer umgrausen, Welches Grauen durchrieselt mich!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/207
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/207>, abgerufen am 13.05.2024.