Auch segnet meine Seele, Bergtochter, dich, Sey immer Vom Thau des Himmels trunken! Sey immer satt vom Marke Der gartenvollen Flur.
Wie heult der Sturm! Wie tobt das Meer! Tiefer erseufzen die Gräber der Helden; Schauriger saust es in Raddas Hayn.
Weit blinkt, Fern dringt Mein rastlosspähendes Auge. -- --
Wer ist sie, die in Süden, In Mitte blauer Fluren, Im Abendglanz der Sonne, Die Zinnen ihrer Thürme Dem Nebelgedämmer erstreckt?
Ist das nicht meine Traute, Nicht meiner Jugend Führerin, Nicht meiner Kräfte Weckerin, Nicht meiner Freuden Pflegerin? -- Ist's nicht mein Hyldathen *)?
*) Die Hylde (heut zu Tage der Bik) fliesst bey Greifswalde.
Auch segnet meine Seele, Bergtochter, dich, Sey immer Vom Thau des Himmels trunken! Sey immer satt vom Marke Der gartenvollen Flur.
Wie heult der Sturm! Wie tobt das Meer! Tiefer erseufzen die Gräber der Helden; Schauriger saust es in Raddas Hayn.
Weit blinkt, Fern dringt Mein rastlosspähendes Auge. — —
Wer ist sie, die in Süden, In Mitte blauer Fluren, Im Abendglanz der Sonne, Die Zinnen ihrer Thürme Dem Nebelgedämmer erstreckt?
Ist das nicht meine Traute, Nicht meiner Jugend Führerin, Nicht meiner Kräfte Weckerin, Nicht meiner Freuden Pflegerin? — Ist's nicht mein Hyldathen *)?
*) Die Hylde (heut zu Tage der Bik) flieſst bey Greifswalde.
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Auch segnet meine Seele,
Bergtochter, dich, Sey immer
Vom Thau des Himmels trunken!
Sey immer satt vom Marke
Der gartenvollen Flur.
Wie heult der Sturm!
Wie tobt das Meer!
Tiefer erseufzen die Gräber der Helden;
Schauriger saust es in Raddas Hayn.
Weit blinkt,
Fern dringt
Mein rastlosspähendes Auge. — —
Wer ist sie, die in Süden,
In Mitte blauer Fluren,
Im Abendglanz der Sonne,
Die Zinnen ihrer Thürme
Dem Nebelgedämmer erstreckt?
Ist das nicht meine Traute,
Nicht meiner Jugend Führerin,
Nicht meiner Kräfte Weckerin,
Nicht meiner Freuden Pflegerin? —
Ist's nicht mein Hyldathen *)?
*) Die Hylde (heut zu Tage der Bik) flieſst bey Greifswalde.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/212>, abgerufen am 16.02.2025.
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