Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Also sang sie, und betrübter Ward ihr Geist. Die Wang' hinab Floss ein Thränchen. Ihr Geliebter Küsst sie ihr vom Busen ab. Dann mit tiefern Athemzügen Sang er ihr den Trostgesang. Wachtel, Grill' und Unke schwiegen, Als des Sängers Stimm' erklang. "Traure nicht, o Vielgeliebte! "Deine Trauer trübt auch mich! "Tröste dich, du Sanftbetrübte; "Ewig liebt dein Trauter dich. "Dämmrung schleyert Wald und Auen, "Raubt den Fluren Farb' und Glanz "Dämmrung wird auch uns umgrauen, "Welken unsrer Jugend Kranz. "Aber schau! der Nächte Dunkel "Ist nicht gänzlich schimmerleer. "Tausendfacher Sternenfunkel "Dämmert durch das Dunkel her. "Freundin, unsre letzte Wohnung "Wird nicht licht- und trostlos seyn. "Hoffnung einer hellern Wohnung "Wird die schwarze Nacht zerstreun. O
Also sang sie, und betrübter Ward ihr Geist. Die Wang' hinab Floſs ein Thränchen. Ihr Geliebter Küſst sie ihr vom Busen ab. Dann mit tiefern Athemzügen Sang er ihr den Trostgesang. Wachtel, Grill' und Unke schwiegen, Als des Sängers Stimm' erklang. „Traure nicht, o Vielgeliebte! „Deine Trauer trübt auch mich! „Tröste dich, du Sanftbetrübte; „Ewig liebt dein Trauter dich. „Dämmrung schleyert Wald und Auen, „Raubt den Fluren Farb' und Glanz „Dämmrung wird auch uns umgrauen, „Welken unsrer Jugend Kranz. „Aber schau! der Nächte Dunkel „Ist nicht gänzlich schimmerleer. „Tausendfacher Sternenfunkel „Dämmert durch das Dunkel her. „Freundin, unsre letzte Wohnung „Wird nicht licht- und trostlos seyn. „Hoffnung einer hellern Wohnung „Wird die schwarze Nacht zerstreun. O
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Also sang sie, und betrübter
Ward ihr Geist. Die Wang' hinab
Floſs ein Thränchen. Ihr Geliebter
Küſst sie ihr vom Busen ab.
Dann mit tiefern Athemzügen
Sang er ihr den Trostgesang.
Wachtel, Grill' und Unke schwiegen,
Als des Sängers Stimm' erklang.
„Traure nicht, o Vielgeliebte!
„Deine Trauer trübt auch mich!
„Tröste dich, du Sanftbetrübte;
„Ewig liebt dein Trauter dich.
„Dämmrung schleyert Wald und Auen,
„Raubt den Fluren Farb' und Glanz
„Dämmrung wird auch uns umgrauen,
„Welken unsrer Jugend Kranz.
„Aber schau! der Nächte Dunkel
„Ist nicht gänzlich schimmerleer.
„Tausendfacher Sternenfunkel
„Dämmert durch das Dunkel her.
„Freundin, unsre letzte Wohnung
„Wird nicht licht- und trostlos seyn.
„Hoffnung einer hellern Wohnung
„Wird die schwarze Nacht zerstreun.
O
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