Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Wohl rinnen, wohl rollen
Die Jahre hinab
Zur schlafenden Vorwelt
Ins gähnende Grab.
Mag rollen, mag rauschen
Die flüchtige Schaar --
Genossne Sekunden
Verrollen nicht gar.
Wohl welket noch heute,
Was gestern entspross;
Und morgen wird welken,
Was heut sich erschloss. --
Mag welken, mag modern,
Was Moder und Graus.
Es dauert die Liebe,
Die Ewige, aus.
Wohl naget der Liebenden
Hüllen der Wurm.
Wohl stiebt ihre Asche
Im fliegenden Sturm.
Mag stieben, mag welken
Das raschelnde Laub!
Mag wirbeln im Winde
Der nichtige Staub!
Wohl rinnen, wohl rollen
Die Jahre hinab
Zur schlafenden Vorwelt
Ins gähnende Grab.
Mag rollen, mag rauschen
Die flüchtige Schaar —
Genoſsne Sekunden
Verrollen nicht gar.
Wohl welket noch heute,
Was gestern entsproſs;
Und morgen wird welken,
Was heut sich erschloſs. —
Mag welken, mag modern,
Was Moder und Graus.
Es dauert die Liebe,
Die Ewige, aus.
Wohl naget der Liebenden
Hüllen der Wurm.
Wohl stiebt ihre Asche
Im fliegenden Sturm.
Mag stieben, mag welken
Das raschelnde Laub!
Mag wirbeln im Winde
Der nichtige Staub!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0281" n="239"/>
            <lg n="24">
              <l>Wohl rinnen, wohl rollen</l><lb/>
              <l>Die Jahre hinab</l><lb/>
              <l>Zur schlafenden Vorwelt</l><lb/>
              <l>Ins gähnende Grab.</l><lb/>
              <l>Mag rollen, mag rauschen</l><lb/>
              <l>Die flüchtige Schaar &#x2014;</l><lb/>
              <l>Geno&#x017F;sne Sekunden</l><lb/>
              <l>Verrollen nicht gar.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="25">
              <l>Wohl welket noch heute,</l><lb/>
              <l>Was gestern entspro&#x017F;s;</l><lb/>
              <l>Und morgen wird welken,</l><lb/>
              <l>Was heut sich erschlo&#x017F;s. &#x2014;</l><lb/>
              <l>Mag welken, mag modern,</l><lb/>
              <l>Was Moder und Graus.</l><lb/>
              <l>Es dauert die Liebe,</l><lb/>
              <l>Die Ewige, aus.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="26">
              <l>Wohl naget der Liebenden</l><lb/>
              <l>Hüllen der Wurm.</l><lb/>
              <l>Wohl stiebt ihre Asche</l><lb/>
              <l>Im fliegenden Sturm.</l><lb/>
              <l>Mag stieben, mag welken</l><lb/>
              <l>Das raschelnde Laub!</l><lb/>
              <l>Mag wirbeln im Winde</l><lb/>
              <l>Der nichtige Staub!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0281] Wohl rinnen, wohl rollen Die Jahre hinab Zur schlafenden Vorwelt Ins gähnende Grab. Mag rollen, mag rauschen Die flüchtige Schaar — Genoſsne Sekunden Verrollen nicht gar. Wohl welket noch heute, Was gestern entsproſs; Und morgen wird welken, Was heut sich erschloſs. — Mag welken, mag modern, Was Moder und Graus. Es dauert die Liebe, Die Ewige, aus. Wohl naget der Liebenden Hüllen der Wurm. Wohl stiebt ihre Asche Im fliegenden Sturm. Mag stieben, mag welken Das raschelnde Laub! Mag wirbeln im Winde Der nichtige Staub!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/281
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/281>, abgerufen am 22.11.2024.