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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Liebend flogen dir sonst die Jünglinge, liebend
die Mädchen
Dir entgegen. Nun schaudert zurück, wer dem
Blassen begegnet.
Blasser, du warest mir lieb in deiner rosigen
Jugend,
Bist mir lieb in deinem Erblassen, mir lieb auf ewig!
Bruder, du warest mir werth vor jedem deiner
Gespielen!
Werth auch dir, mein Bruder, war ich vor deinen
Gesellen!
Unsre Seelen ahneten, naheten, flogen einander
Feurig entgegen. Nun wallst du ein Schatten mit
kalten Schatten.
Bruder, ich denke der seligen Tage, der seligen
Nächte,
Wo wir wallten im thauenden Grase des schönen
Eylands,
Wo wir grüssten in Dämmerschatten die rauschende
Eiche,
Wo wir, sitzend am flisternden See im schaurigen
Mondschein,
Mit den Thaten der Väter, und mit den Gesängen
der Vorwelt
Liebend flogen dir sonst die Jünglinge, liebend
die Mädchen
Dir entgegen. Nun schaudert zurück, wer dem
Blassen begegnet.
Blasser, du warest mir lieb in deiner rosigen
Jugend,
Bist mir lieb in deinem Erblassen, mir lieb auf ewig!
Bruder, du warest mir werth vor jedem deiner
Gespielen!
Werth auch dir, mein Bruder, war ich vor deinen
Gesellen!
Unsre Seelen ahneten, naheten, flogen einander
Feurig entgegen. Nun wallst du ein Schatten mit
kalten Schatten.
Bruder, ich denke der seligen Tage, der seligen
Nächte,
Wo wir wallten im thauenden Grase des schönen
Eylands,
Wo wir grüſsten in Dämmerschatten die rauschende
Eiche,
Wo wir, sitzend am flisternden See im schaurigen
Mondschein,
Mit den Thaten der Väter, und mit den Gesängen
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[242/0284] Liebend flogen dir sonst die Jünglinge, liebend die Mädchen Dir entgegen. Nun schaudert zurück, wer dem Blassen begegnet. Blasser, du warest mir lieb in deiner rosigen Jugend, Bist mir lieb in deinem Erblassen, mir lieb auf ewig! Bruder, du warest mir werth vor jedem deiner Gespielen! Werth auch dir, mein Bruder, war ich vor deinen Gesellen! Unsre Seelen ahneten, naheten, flogen einander Feurig entgegen. Nun wallst du ein Schatten mit kalten Schatten. Bruder, ich denke der seligen Tage, der seligen Nächte, Wo wir wallten im thauenden Grase des schönen Eylands, Wo wir grüſsten in Dämmerschatten die rauschende Eiche, Wo wir, sitzend am flisternden See im schaurigen Mondschein, Mit den Thaten der Väter, und mit den Gesängen der Vorwelt

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/284>, abgerufen am 22.11.2024.