Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Warum verbirgest du dich? Mir ist um die Seele
so düster,
Und um die Brust so bang. Ida, verbirg
dich mir nicht!
Siehe die Aue draussen. Ihr ist die freundliche
Sonne
Untergegangen; ihr birgt Nebel den freund-
lichen Strahl.
Und nun schmachtet, nun trauert, nun klagt die
Verlassne. So klag' ich,
Seit ich dein sonnig Gesicht, freundliche
Ida, nicht sah.
O, so strahle denn wieder hervor aus dem hüllenden
Dunkel,
Morgenröthliches Licht, kläre die Seele
mir auf.
Tritt hervor, o siegende Sonn', in schimmernder
Schönheit,
Blinke mir Leben und Kraft tief in die
Seele hinein.
Komm du, die ich liebe, in deiner unschuldigen
Schöne,
Deiner rührenden Huld, deinem gewinnen-
den Reiz.
Komm, o Inniggeliebte, an meinen klopfenden
Busen,
Stille das schlagende Herz, letze den lech-
zenden Durst.

Warum verbirgest du dich? Mir ist um die Seele
so düster,
Und um die Brust so bang. Ida, verbirg
dich mir nicht!
Siehe die Aue drauſsen. Ihr ist die freundliche
Sonne
Untergegangen; ihr birgt Nebel den freund-
lichen Strahl.
Und nun schmachtet, nun trauert, nun klagt die
Verlaſsne. So klag' ich,
Seit ich dein sonnig Gesicht, freundliche
Ida, nicht sah.
O, so strahle denn wieder hervor aus dem hüllenden
Dunkel,
Morgenröthliches Licht, kläre die Seele
mir auf.
Tritt hervor, o siegende Sonn', in schimmernder
Schönheit,
Blinke mir Leben und Kraft tief in die
Seele hinein.
Komm du, die ich liebe, in deiner unschuldigen
Schöne,
Deiner rührenden Huld, deinem gewinnen-
den Reiz.
Komm, o Inniggeliebte, an meinen klopfenden
Busen,
Stille das schlagende Herz, letze den lech-
zenden Durst.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0336" n="290"/>
              <l>Warum verbirgest du dich? Mir ist um die Seele</l><lb/>
              <l>so düster,</l><lb/>
              <l>Und um die Brust so bang. Ida, verbirg</l><lb/>
              <l>dich mir nicht!</l><lb/>
              <l>Siehe die Aue drau&#x017F;sen. Ihr ist die freundliche</l><lb/>
              <l>Sonne</l><lb/>
              <l>Untergegangen; ihr birgt Nebel den freund-</l><lb/>
              <l>lichen Strahl.</l><lb/>
              <l>Und nun schmachtet, nun trauert, nun klagt die</l><lb/>
              <l>Verla&#x017F;sne. So klag' ich,</l><lb/>
              <l>Seit ich dein sonnig Gesicht, freundliche</l><lb/>
              <l>Ida, nicht sah.</l><lb/>
              <l>O, so strahle denn wieder hervor aus dem hüllenden</l><lb/>
              <l>Dunkel,</l><lb/>
              <l>Morgenröthliches Licht, kläre die Seele</l><lb/>
              <l>mir auf.</l><lb/>
              <l>Tritt hervor, o siegende Sonn', in schimmernder</l><lb/>
              <l>Schönheit,</l><lb/>
              <l>Blinke mir Leben und Kraft tief in die</l><lb/>
              <l>Seele hinein.</l><lb/>
              <l>Komm du, die ich liebe, in deiner unschuldigen</l><lb/>
              <l>Schöne,</l><lb/>
              <l>Deiner rührenden Huld, deinem gewinnen-</l><lb/>
              <l>den Reiz.</l><lb/>
              <l>Komm, o Inniggeliebte, an meinen klopfenden</l><lb/>
              <l>Busen,</l><lb/>
              <l>Stille das schlagende Herz, letze den lech-</l><lb/>
              <l>zenden Durst.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0336] Warum verbirgest du dich? Mir ist um die Seele so düster, Und um die Brust so bang. Ida, verbirg dich mir nicht! Siehe die Aue drauſsen. Ihr ist die freundliche Sonne Untergegangen; ihr birgt Nebel den freund- lichen Strahl. Und nun schmachtet, nun trauert, nun klagt die Verlaſsne. So klag' ich, Seit ich dein sonnig Gesicht, freundliche Ida, nicht sah. O, so strahle denn wieder hervor aus dem hüllenden Dunkel, Morgenröthliches Licht, kläre die Seele mir auf. Tritt hervor, o siegende Sonn', in schimmernder Schönheit, Blinke mir Leben und Kraft tief in die Seele hinein. Komm du, die ich liebe, in deiner unschuldigen Schöne, Deiner rührenden Huld, deinem gewinnen- den Reiz. Komm, o Inniggeliebte, an meinen klopfenden Busen, Stille das schlagende Herz, letze den lech- zenden Durst.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/336
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/336>, abgerufen am 26.11.2024.