Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Der Wandrer, der in meiner Zier, In meiner Schönheit Schimmer Mich schaute, kommt und forscht nach mir, Und sieht mich nimmer, nimmer! Es kommt der Traute, den ich mir Erkohren einzig habe. -- Ach fleuch, Geliebter, fleuch von hier; Dein Mädchen schläft im Grabe. Ach traure, Theurer, traure nicht! Des Grabes Dunkel schwindet, Und himmlisch und unsterblich Licht Glänzt dem, der überwindet. Triumph! auf Herbstesdämmerung Folgt milder Frühlingsschimmer. Auf Trennung folgt Vereinigung, Vereinigung auf immer! Der Wandrer, der in meiner Zier, In meiner Schönheit Schimmer Mich schaute, kommt und forscht nach mir, Und sieht mich nimmer, nimmer! Es kommt der Traute, den ich mir Erkohren einzig habe. — Ach fleuch, Geliebter, fleuch von hier; Dein Mädchen schläft im Grabe. Ach traure, Theurer, traure nicht! Des Grabes Dunkel schwindet, Und himmlisch und unsterblich Licht Glänzt dem, der überwindet. Triumph! auf Herbstesdämmerung Folgt milder Frühlingsschimmer. Auf Trennung folgt Vereinigung, Vereinigung auf immer! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0380" n="334"/> <lg n="15"> <l>Der Wandrer, der in meiner Zier,</l><lb/> <l>In meiner Schönheit Schimmer</l><lb/> <l>Mich schaute, kommt und forscht nach mir,</l><lb/> <l>Und sieht mich nimmer, nimmer!</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Es kommt der Traute, den ich mir</l><lb/> <l>Erkohren einzig habe. —</l><lb/> <l>Ach fleuch, Geliebter, fleuch von hier;</l><lb/> <l>Dein Mädchen schläft im Grabe.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Ach traure, Theurer, traure nicht!</l><lb/> <l>Des Grabes Dunkel schwindet,</l><lb/> <l>Und himmlisch und unsterblich Licht</l><lb/> <l>Glänzt dem, der überwindet.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Triumph! auf Herbstesdämmerung</l><lb/> <l>Folgt milder Frühlingsschimmer.</l><lb/> <l>Auf Trennung folgt Vereinigung,</l><lb/> <l>Vereinigung auf immer!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [334/0380]
Der Wandrer, der in meiner Zier,
In meiner Schönheit Schimmer
Mich schaute, kommt und forscht nach mir,
Und sieht mich nimmer, nimmer!
Es kommt der Traute, den ich mir
Erkohren einzig habe. —
Ach fleuch, Geliebter, fleuch von hier;
Dein Mädchen schläft im Grabe.
Ach traure, Theurer, traure nicht!
Des Grabes Dunkel schwindet,
Und himmlisch und unsterblich Licht
Glänzt dem, der überwindet.
Triumph! auf Herbstesdämmerung
Folgt milder Frühlingsschimmer.
Auf Trennung folgt Vereinigung,
Vereinigung auf immer!
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