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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Nein, um deiner würdig mich zu zeigen,
Böt' ich aller Bosheit Hohn und Spott,
Und verschmähend, mich dem Stolz zu beugen,
Trotzt' ich Kerker, Ketten und Schafott;
Würde keck um dich mit Tausend hadern,
Unverwandten Blicks zum Tode gehn,
Und mit Ruh aus allen meinen Adern
Mein wegfliehend Leben bluten sehn.
Aber Ida jammert, Ida trauert.
Deine Feigheit, Weib, entmannet mich,
Und den Schritt, drob meiner Menschheit schauert,
Thu' ich, und verlass' auf ewig dich.
Ja, auf ewig. Ida, kannst du fassen,
Wie das Ewig! meine Halme knickt,
Wie Verzweiflung mit den kalten, grassen
Tiegerkrallen rings mein Herz umstrickt?
Ausgelöscht sind meine Flammenkräfte,
Meines Geistes Sehnen abgespannt,
Ausgedorrt sind meiner Wurzel Säfte,
Meiner Röhren Mark ist ausgebrannt.
Fahret wohl, ihr schimmernden Entwürfe!
Fahre wohl, süssschmeichelnder Betrug!
Kelch, aus welchem ich Betäubung schlürfe,
Sey geleert mit Einem langen Zug!
A a 2
Nein, um deiner würdig mich zu zeigen,
Böt' ich aller Bosheit Hohn und Spott,
Und verschmähend, mich dem Stolz zu beugen,
Trotzt' ich Kerker, Ketten und Schafott;
Würde keck um dich mit Tausend hadern,
Unverwandten Blicks zum Tode gehn,
Und mit Ruh aus allen meinen Adern
Mein wegfliehend Leben bluten sehn.
Aber Ida jammert, Ida trauert.
Deine Feigheit, Weib, entmannet mich,
Und den Schritt, drob meiner Menschheit schauert,
Thu' ich, und verlass' auf ewig dich.
Ja, auf ewig. Ida, kannst du fassen,
Wie das Ewig! meine Halme knickt,
Wie Verzweiflung mit den kalten, grassen
Tiegerkrallen rings mein Herz umstrickt?
Ausgelöscht sind meine Flammenkräfte,
Meines Geistes Sehnen abgespannt,
Ausgedorrt sind meiner Wurzel Säfte,
Meiner Röhren Mark ist ausgebrannt.
Fahret wohl, ihr schimmernden Entwürfe!
Fahre wohl, süſsschmeichelnder Betrug!
Kelch, aus welchem ich Betäubung schlürfe,
Sey geleert mit Einem langen Zug!
A a 2
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[371/0417] Nein, um deiner würdig mich zu zeigen, Böt' ich aller Bosheit Hohn und Spott, Und verschmähend, mich dem Stolz zu beugen, Trotzt' ich Kerker, Ketten und Schafott; Würde keck um dich mit Tausend hadern, Unverwandten Blicks zum Tode gehn, Und mit Ruh aus allen meinen Adern Mein wegfliehend Leben bluten sehn. Aber Ida jammert, Ida trauert. Deine Feigheit, Weib, entmannet mich, Und den Schritt, drob meiner Menschheit schauert, Thu' ich, und verlass' auf ewig dich. Ja, auf ewig. Ida, kannst du fassen, Wie das Ewig! meine Halme knickt, Wie Verzweiflung mit den kalten, grassen Tiegerkrallen rings mein Herz umstrickt? Ausgelöscht sind meine Flammenkräfte, Meines Geistes Sehnen abgespannt, Ausgedorrt sind meiner Wurzel Säfte, Meiner Röhren Mark ist ausgebrannt. Fahret wohl, ihr schimmernden Entwürfe! Fahre wohl, süſsschmeichelnder Betrug! Kelch, aus welchem ich Betäubung schlürfe, Sey geleert mit Einem langen Zug! A a 2

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/417>, abgerufen am 10.05.2024.