Hört, und entbrennt, auffährt aus schönen Träumen, sich grämet, Dass er nur träumte, ergrimmt ob seiner Dunkel- heit, aufspringt, Strebt, wie die Väter zu seyn, und gleich den Vätern berühmt wird? -- Singe sie nicht, mein Gesang! In der Zeiten strö- mendem Jubel Würde doch nur unhörbar dein leises Lispeln ver- hallen, Wie das Säuseln des Blattes im tausendstimmigen Sturmwind.
Aber singe die selige Ruhe der Tugend, den Frieden; Singe, welchen die Hohe gewähret dem Sohne des Staubes, Welcher die Himmlische sich erkohr zur Braut und Gespielin.
Heil dem Gottgeliebten, dem Freund und Jün- ger der Tugend! Mög' er wohnen in leimerner Hütte am Rauschen des Baches, Mög' er weiden mit Ruthen des Bachs die wollige Heerde, Mög' er wohnen in thürmender Burg, und mit gol- denem Zepter
Hört, und entbrennt, auffährt aus schönen Träumen, sich grämet, Daſs er nur träumte, ergrimmt ob seiner Dunkel- heit, aufspringt, Strebt, wie die Väter zu seyn, und gleich den Vätern berühmt wird? — Singe sie nicht, mein Gesang! In der Zeiten strö- mendem Jubel Würde doch nur unhörbar dein leises Lispeln ver- hallen, Wie das Säuseln des Blattes im tausendstimmigen Sturmwind.
Aber singe die selige Ruhe der Tugend, den Frieden; Singe, welchen die Hohe gewähret dem Sohne des Staubes, Welcher die Himmlische sich erkohr zur Braut und Gespielin.
Heil dem Gottgeliebten, dem Freund und Jün- ger der Tugend! Mög' er wohnen in leimerner Hütte am Rauschen des Baches, Mög' er weiden mit Ruthen des Bachs die wollige Heerde, Mög' er wohnen in thürmender Burg, und mit gol- denem Zepter
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Hört, und entbrennt, auffährt aus schönen Träumen,
sich grämet,
Daſs er nur träumte, ergrimmt ob seiner Dunkel-
heit, aufspringt,
Strebt, wie die Väter zu seyn, und gleich den
Vätern berühmt wird? —
Singe sie nicht, mein Gesang! In der Zeiten strö-
mendem Jubel
Würde doch nur unhörbar dein leises Lispeln ver-
hallen,
Wie das Säuseln des Blattes im tausendstimmigen
Sturmwind.
Aber singe die selige Ruhe der Tugend, den
Frieden;
Singe, welchen die Hohe gewähret dem Sohne des
Staubes,
Welcher die Himmlische sich erkohr zur Braut und
Gespielin.
Heil dem Gottgeliebten, dem Freund und Jün-
ger der Tugend!
Mög' er wohnen in leimerner Hütte am Rauschen
des Baches,
Mög' er weiden mit Ruthen des Bachs die wollige
Heerde,
Mög' er wohnen in thürmender Burg, und mit gol-
denem Zepter
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/67>, abgerufen am 23.11.2024.
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