Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Lieblich dem Jammermüden, in deinen Armen zu
schlummern.

Tugend, Tugend, der Gottheit Funke, Fackel
des Himmels!
Wehe mir, heilige Flamme, voran auf nächtlichem
Pfade,
Dass nicht irre die täuschende Nacht den zweifeln-
den Wandrer.
Tugend, Tugend, der Menschheit Glorie, Lä-
cheln des Geistes,
Nieversiegender lauterer Quell der lautersten Freu-
den,
Einziges, was hienieden nicht Tand, noch Täu-
schung, noch Traum ist,
Einzige, deren Genuss nicht Reue gebieret, noch
Ekel,
Einzig unabhängige Seligkeit, immer dir selbst
gleich,
Nimmer ändernd, und nimmer alternd, und nimmer
ermüdend,
Unaussingbare Würde des Geistes, Leben des Le-
bens,
Thätig wie Frühling, gewaltig wie Jugend, süss
wie die Liebe,
Wollest dich, Heldin, erbarmen des rastlos schwär-
menden Jünglings

Lieblich dem Jammermüden, in deinen Armen zu
schlummern.

Tugend, Tugend, der Gottheit Funke, Fackel
des Himmels!
Wehe mir, heilige Flamme, voran auf nächtlichem
Pfade,
Daſs nicht irre die täuschende Nacht den zweifeln-
den Wandrer.
Tugend, Tugend, der Menschheit Glorie, Lä-
cheln des Geistes,
Nieversiegender lauterer Quell der lautersten Freu-
den,
Einziges, was hienieden nicht Tand, noch Täu-
schung, noch Traum ist,
Einzige, deren Genuſs nicht Reue gebieret, noch
Ekel,
Einzig unabhängige Seligkeit, immer dir selbst
gleich,
Nimmer ändernd, und nimmer alternd, und nimmer
ermüdend,
Unaussingbare Würde des Geistes, Leben des Le-
bens,
Thätig wie Frühling, gewaltig wie Jugend, süſs
wie die Liebe,
Wollest dich, Heldin, erbarmen des rastlos schwär-
menden Jünglings
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="30">
              <pb facs="#f0070" n="30"/>
              <l>Lieblich dem Jammermüden, in deinen Armen zu</l><lb/>
              <l>schlummern.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="31">
              <l>Tugend, Tugend, der Gottheit Funke, Fackel</l><lb/>
              <l>des Himmels!</l><lb/>
              <l>Wehe mir, heilige Flamme, voran auf nächtlichem</l><lb/>
              <l>Pfade,</l><lb/>
              <l>Da&#x017F;s nicht irre die täuschende Nacht den zweifeln-</l><lb/>
              <l>den Wandrer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="32">
              <l>Tugend, Tugend, der Menschheit Glorie, Lä-</l><lb/>
              <l>cheln des Geistes,</l><lb/>
              <l>Nieversiegender lauterer Quell der lautersten Freu-</l><lb/>
              <l>den,</l><lb/>
              <l>Einziges, was hienieden nicht Tand, noch Täu-</l><lb/>
              <l>schung, noch Traum ist,</l><lb/>
              <l>Einzige, deren Genu&#x017F;s nicht Reue gebieret, noch</l><lb/>
              <l>Ekel,</l><lb/>
              <l>Einzig unabhängige Seligkeit, immer dir selbst</l><lb/>
              <l>gleich,</l><lb/>
              <l>Nimmer ändernd, und nimmer alternd, und nimmer</l><lb/>
              <l>ermüdend,</l><lb/>
              <l>Unaussingbare Würde des Geistes, Leben des Le-</l><lb/>
              <l>bens,</l><lb/>
              <l>Thätig wie Frühling, gewaltig wie Jugend, sü&#x017F;s</l><lb/>
              <l>wie die Liebe,</l><lb/>
              <l>Wollest dich, Heldin, erbarmen des rastlos schwär-</l><lb/>
              <l>menden Jünglings</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0070] Lieblich dem Jammermüden, in deinen Armen zu schlummern. Tugend, Tugend, der Gottheit Funke, Fackel des Himmels! Wehe mir, heilige Flamme, voran auf nächtlichem Pfade, Daſs nicht irre die täuschende Nacht den zweifeln- den Wandrer. Tugend, Tugend, der Menschheit Glorie, Lä- cheln des Geistes, Nieversiegender lauterer Quell der lautersten Freu- den, Einziges, was hienieden nicht Tand, noch Täu- schung, noch Traum ist, Einzige, deren Genuſs nicht Reue gebieret, noch Ekel, Einzig unabhängige Seligkeit, immer dir selbst gleich, Nimmer ändernd, und nimmer alternd, und nimmer ermüdend, Unaussingbare Würde des Geistes, Leben des Le- bens, Thätig wie Frühling, gewaltig wie Jugend, süſs wie die Liebe, Wollest dich, Heldin, erbarmen des rastlos schwär- menden Jünglings

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/70
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/70>, abgerufen am 23.11.2024.