Wollest letzen an deinem Busen sein Dursten und Schmachten, Wollest ihn lullen in deinem Schooss in heilenden Schlummer. Hab' ich dir nicht, wie der Amme der Säugling, entgegengezappelt? Hab' ich dir nicht entgegengedurstet, wie Auen dem Regen? Hab' ich nicht fest an dir gehalten im schütternden Sturme? Wollest nicht von dir stossen, o Gute, den flehen- den Waller! Wollest ihn bergen und retten bey dir, damit ihn der Jugend Leidenschaftliche Gluth nicht entnerve, damit er nicht ewig Nach verwehetem Rausch hinstarr' in grässliche Kälte! Wollst aufhauchen in seinem Innern dein heiliges Feuer, Dass er Flüge des Adlers auf Sonnenbahnen er- fliege! Wollest ihm reichen dein Schwert, ihm gürten die rüstige Lende, Dass er steh' ein freudiger Held in Schlachtenge- tümmel, Dass er trotz' an deinem Busen dem Neide des Schicksals,
Wollest letzen an deinem Busen sein Dursten und Schmachten, Wollest ihn lullen in deinem Schooſs in heilenden Schlummer. Hab' ich dir nicht, wie der Amme der Säugling, entgegengezappelt? Hab' ich dir nicht entgegengedurstet, wie Auen dem Regen? Hab' ich nicht fest an dir gehalten im schütternden Sturme? Wollest nicht von dir stoſsen, o Gute, den flehen- den Waller! Wollest ihn bergen und retten bey dir, damit ihn der Jugend Leidenschaftliche Gluth nicht entnerve, damit er nicht ewig Nach verwehetem Rausch hinstarr' in gräſsliche Kälte! Wollst aufhauchen in seinem Innern dein heiliges Feuer, Daſs er Flüge des Adlers auf Sonnenbahnen er- fliege! Wollest ihm reichen dein Schwert, ihm gürten die rüstige Lende, Daſs er steh' ein freudiger Held in Schlachtenge- tümmel, Daſs er trotz' an deinem Busen dem Neide des Schicksals,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="32"><pbfacs="#f0071"n="31"/><l>Wollest letzen an deinem Busen sein Dursten und</l><lb/><l>Schmachten,</l><lb/><l>Wollest ihn lullen in deinem Schooſs in heilenden</l><lb/><l>Schlummer.</l><lb/><l>Hab' ich dir nicht, wie der Amme der Säugling,</l><lb/><l>entgegengezappelt?</l><lb/><l>Hab' ich dir nicht entgegengedurstet, wie Auen</l><lb/><l>dem Regen?</l><lb/><l>Hab' ich nicht fest an dir gehalten im schütternden</l><lb/><l>Sturme?</l><lb/><l>Wollest nicht von dir stoſsen, o Gute, den flehen-</l><lb/><l>den Waller!</l><lb/><l>Wollest ihn bergen und retten bey dir, damit ihn</l><lb/><l>der Jugend</l><lb/><l>Leidenschaftliche Gluth nicht entnerve, damit er</l><lb/><l>nicht ewig</l><lb/><l>Nach verwehetem Rausch hinstarr' in gräſsliche</l><lb/><l>Kälte!</l><lb/><l>Wollst aufhauchen in seinem Innern dein heiliges</l><lb/><l>Feuer,</l><lb/><l>Daſs er Flüge des Adlers auf Sonnenbahnen er-</l><lb/><l>fliege!</l><lb/><l>Wollest ihm reichen dein Schwert, ihm gürten die</l><lb/><l>rüstige Lende,</l><lb/><l>Daſs er steh' ein freudiger Held in Schlachtenge-</l><lb/><l>tümmel,</l><lb/><l>Daſs er trotz' an deinem Busen dem Neide des</l><lb/><l>Schicksals,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[31/0071]
Wollest letzen an deinem Busen sein Dursten und
Schmachten,
Wollest ihn lullen in deinem Schooſs in heilenden
Schlummer.
Hab' ich dir nicht, wie der Amme der Säugling,
entgegengezappelt?
Hab' ich dir nicht entgegengedurstet, wie Auen
dem Regen?
Hab' ich nicht fest an dir gehalten im schütternden
Sturme?
Wollest nicht von dir stoſsen, o Gute, den flehen-
den Waller!
Wollest ihn bergen und retten bey dir, damit ihn
der Jugend
Leidenschaftliche Gluth nicht entnerve, damit er
nicht ewig
Nach verwehetem Rausch hinstarr' in gräſsliche
Kälte!
Wollst aufhauchen in seinem Innern dein heiliges
Feuer,
Daſs er Flüge des Adlers auf Sonnenbahnen er-
fliege!
Wollest ihm reichen dein Schwert, ihm gürten die
rüstige Lende,
Daſs er steh' ein freudiger Held in Schlachtenge-
tümmel,
Daſs er trotz' an deinem Busen dem Neide des
Schicksals,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/71>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.