Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Einsam ist das Grab. Kein Laut des Lebens, Kein Tritt des Wandrers, Kein Gruss des Frohen Besucht das ewig öde Grab. Ach, wie einsam ist das Grab! Einsam ist das Grab. Der Freude wilde Jubel, Des Leichtsinns lautes Lachen, Der Frechheit wüster Reigen Besuchen nie das Grab. Aber lebensmüde Weise, Und der Wehmuth sanfte Töchter, Und des Liedes edle Söhne, Wandeln gern, wo Gräber grünen, Schauen staunend drauf hinab -- Nein, nicht einsam ist das Grab. Fühllos ist das Grab. Starr und taub und stumm, Welk und schlaff und dumm, Des Hoffens Lichtglanz, Des Ahnens Blitzstrahl, Des Grämens Wonne, Des Liebens Wollust -- Verloren sind sie für das todte Grab. Furchtbar, furchtbar ist das Grab. Einsam ist das Grab. Kein Laut des Lebens, Kein Tritt des Wandrers, Kein Gruss des Frohen Besucht das ewig öde Grab. Ach, wie einsam ist das Grab! Einsam ist das Grab. Der Freude wilde Jubel, Des Leichtsinns lautes Lachen, Der Frechheit wüster Reigen Besuchen nie das Grab. Aber lebensmüde Weise, Und der Wehmuth sanfte Töchter, Und des Liedes edle Söhne, Wandeln gern, wo Gräber grünen, Schauen staunend drauf hinab — Nein, nicht einsam ist das Grab. Fühllos ist das Grab. Starr und taub und stumm, Welk und schlaff und dumm, Des Hoffens Lichtglanz, Des Ahnens Blitzstrahl, Des Grämens Wonne, Des Liebens Wollust — Verloren sind sie für das todte Grab. Furchtbar, furchtbar ist das Grab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0121" n="105"/> </l> <lg n="9"> <l>Einsam ist das Grab.</l><lb/> <l>Kein Laut des Lebens,</l><lb/> <l>Kein Tritt des Wandrers,</l><lb/> <l>Kein Gruss des Frohen</l><lb/> <l>Besucht das ewig öde Grab.</l><lb/> <l>Ach, wie einsam ist das Grab!</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Einsam ist das Grab.</l><lb/> <l>Der Freude wilde Jubel,</l><lb/> <l>Des Leichtsinns lautes Lachen,</l><lb/> <l>Der Frechheit wüster Reigen</l><lb/> <l>Besuchen nie das Grab.</l><lb/> <l>Aber lebensmüde Weise,</l><lb/> <l>Und der Wehmuth sanfte Töchter,</l><lb/> <l>Und des Liedes edle Söhne,</l><lb/> <l>Wandeln gern, wo Gräber grünen,</l><lb/> <l>Schauen staunend drauf hinab —</l><lb/> <l>Nein, nicht einsam ist das Grab.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Fühllos ist das Grab.</l><lb/> <l>Starr und taub und stumm,</l><lb/> <l>Welk und schlaff und dumm,</l><lb/> <l>Des Hoffens Lichtglanz,</l><lb/> <l>Des Ahnens Blitzstrahl,</l><lb/> <l>Des Grämens Wonne,</l><lb/> <l>Des Liebens Wollust —</l><lb/> <l>Verloren sind sie für das todte Grab.</l><lb/> <l>Furchtbar, furchtbar ist das Grab.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0121]
Einsam ist das Grab.
Kein Laut des Lebens,
Kein Tritt des Wandrers,
Kein Gruss des Frohen
Besucht das ewig öde Grab.
Ach, wie einsam ist das Grab!
Einsam ist das Grab.
Der Freude wilde Jubel,
Des Leichtsinns lautes Lachen,
Der Frechheit wüster Reigen
Besuchen nie das Grab.
Aber lebensmüde Weise,
Und der Wehmuth sanfte Töchter,
Und des Liedes edle Söhne,
Wandeln gern, wo Gräber grünen,
Schauen staunend drauf hinab —
Nein, nicht einsam ist das Grab.
Fühllos ist das Grab.
Starr und taub und stumm,
Welk und schlaff und dumm,
Des Hoffens Lichtglanz,
Des Ahnens Blitzstrahl,
Des Grämens Wonne,
Des Liebens Wollust —
Verloren sind sie für das todte Grab.
Furchtbar, furchtbar ist das Grab.
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