Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
"Dich nackend, der die Frühlingsanger kleidet?
"Dich eingekerkert, der die Himmel füllt?
"Dich arm, der Überfluss aus voller Urne geudet?
"Dich krank, dem alle Kraft entquillt?
"Wann hätt' ich dich erquicken und erlaben
"Und trösten können, du Vollseliger?
"Wann sollt' ich dich gespeist, getränkt, erwär-
met haben,
"Ich Armer! ich Ohnmächtiger!"
Und liebend schaute Jesus auf dich nieder,
Und sprach: "Ich sag' es, und ich schwör' es dir:
"Was du gethan hast einem meiner kleinsten Brü-
der,
"Das thatest du, mein Bruder, mir." -- --
O Wonn'! o Ruhm! so lohnet Jesus Christus
Dem Mann, der wie sein Ich die Brüder liebt!
Der, schauend auf sein grosses Vorbild Jesus
Christus,
Barmherzigkeit an Brüdern übt! --
Barmherzigkeit, du Reine, Holde, Milde,
Voll Einfalt, Demuth, Herzlichkeit und Ruh,
Du allerschönster Zug aus Gottes Ebenbilde --
Barmherzigkeit, wie schön bist du!

„Dich nackend, der die Frühlingsanger kleidet?
„Dich eingekerkert, der die Himmel füllt?
„Dich arm, der Überfluss aus voller Urne geudet?
„Dich krank, dem alle Kraft entquillt?
„Wann hätt' ich dich erquicken und erlaben
„Und trösten können, du Vollseliger?
„Wann sollt' ich dich gespeist, getränkt, erwär-
met haben,
„Ich Armer! ich Ohnmächtiger!“
Und liebend schaute Jesus auf dich nieder,
Und sprach: „Ich sag' es, und ich schwör' es dir:
„Was du gethan hast einem meiner kleinsten Brü-
der,
„Das thatest du, mein Bruder, mir.“ — —
O Wonn'! o Ruhm! so lohnet Jesus Christus
Dem Mann, der wie sein Ich die Brüder liebt!
Der, schauend auf sein grosses Vorbild Jesus
Christus,
Barmherzigkeit an Brüdern übt! —
Barmherzigkeit, du Reine, Holde, Milde,
Voll Einfalt, Demuth, Herzlichkeit und Ruh,
Du allerschönster Zug aus Gottes Ebenbilde —
Barmherzigkeit, wie schön bist du!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0171" n="155"/>
            </l>
            <lg n="24">
              <l>&#x201E;Dich nackend, der die Frühlingsanger kleidet?</l><lb/>
              <l>&#x201E;Dich eingekerkert, der die Himmel füllt?</l><lb/>
              <l>&#x201E;Dich arm, der Überfluss aus voller Urne geudet?</l><lb/>
              <l>&#x201E;Dich krank, dem alle Kraft entquillt?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="25">
              <l>&#x201E;Wann hätt' ich dich erquicken und erlaben</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und trösten können, du Vollseliger?</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wann sollt' ich dich gespeist, getränkt, erwär-</l><lb/>
              <l>met haben,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ich Armer! ich Ohnmächtiger!&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="26">
              <l>Und liebend schaute Jesus auf dich nieder,</l><lb/>
              <l>Und sprach: &#x201E;Ich sag' es, und ich schwör' es dir:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Was du gethan hast einem meiner kleinsten Brü-</l><lb/>
              <l>der,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Das thatest du, mein Bruder, mir.&#x201C; &#x2014; &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="27">
              <l>O Wonn'! o Ruhm! so lohnet Jesus Christus</l><lb/>
              <l>Dem Mann, der wie sein Ich die Brüder liebt!</l><lb/>
              <l>Der, schauend auf sein grosses Vorbild Jesus</l><lb/>
              <l>Christus,</l><lb/>
              <l>Barmherzigkeit an Brüdern übt! &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="28">
              <l>Barmherzigkeit, du Reine, Holde, Milde,</l><lb/>
              <l>Voll Einfalt, Demuth, Herzlichkeit und Ruh,</l><lb/>
              <l>Du allerschönster Zug aus Gottes Ebenbilde &#x2014;</l><lb/>
              <l>Barmherzigkeit, wie schön bist du!</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0171] „Dich nackend, der die Frühlingsanger kleidet? „Dich eingekerkert, der die Himmel füllt? „Dich arm, der Überfluss aus voller Urne geudet? „Dich krank, dem alle Kraft entquillt? „Wann hätt' ich dich erquicken und erlaben „Und trösten können, du Vollseliger? „Wann sollt' ich dich gespeist, getränkt, erwär- met haben, „Ich Armer! ich Ohnmächtiger!“ Und liebend schaute Jesus auf dich nieder, Und sprach: „Ich sag' es, und ich schwör' es dir: „Was du gethan hast einem meiner kleinsten Brü- der, „Das thatest du, mein Bruder, mir.“ — — O Wonn'! o Ruhm! so lohnet Jesus Christus Dem Mann, der wie sein Ich die Brüder liebt! Der, schauend auf sein grosses Vorbild Jesus Christus, Barmherzigkeit an Brüdern übt! — Barmherzigkeit, du Reine, Holde, Milde, Voll Einfalt, Demuth, Herzlichkeit und Ruh, Du allerschönster Zug aus Gottes Ebenbilde — Barmherzigkeit, wie schön bist du!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/171
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/171>, abgerufen am 25.11.2024.