Mich umbeben süsse Schauer. Kraft und Athem mangeln mir, Freude schüttelt mich und Trauer, Bange Scheu und Gluthbegier, Wann ich mich dem Heiligthume Deines Kelches, edle Blume, Zitternd nahe, Nelkenduft Mich umweht und Ambraluft.
Könnt' ich, ach, dich nur umschmiegen Einen langen Sommertag, Dir am offnen Busen liegen, Lauschend deines Herzens Schlag! Könnt' ich, ach, dich nur umflechten In den längsten Winternächten, Eingewiegt in seidnen Traum Auf des Busens Schwanenflaum!
Könnt' ich, ach, mein ganzes Leben Einzig dir, Ellwina, weihn! Dürft' ich handeln, dulden, streben Für dich und mit dir allein! Wahrlich, dann wär Daseyn Wonne! Und wann meines Lebens Sonne Unterging' in Finsterniss, O, so wär' auch Tod mir süss.
Mich umbeben süsse Schauer. Kraft und Athem mangeln mir, Freude schüttelt mich und Trauer, Bange Scheu und Gluthbegier, Wann ich mich dem Heiligthume Deines Kelches, edle Blume, Zitternd nahe, Nelkenduft Mich umweht und Ambraluft.
Könnt' ich, ach, dich nur umschmiegen Einen langen Sommertag, Dir am offnen Busen liegen, Lauschend deines Herzens Schlag! Könnt' ich, ach, dich nur umflechten In den längsten Winternächten, Eingewiegt in seidnen Traum Auf des Busens Schwanenflaum!
Könnt' ich, ach, mein ganzes Leben Einzig dir, Ellwina, weihn! Dürft' ich handeln, dulden, streben Für dich und mit dir allein! Wahrlich, dann wär Daseyn Wonne! Und wann meines Lebens Sonne Unterging' in Finsterniss, O, so wär' auch Tod mir süss.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><l><pbfacs="#f0208"n="190"/></l><lgn="5"><l>Mich umbeben süsse Schauer.</l><lb/><l>Kraft und Athem mangeln mir,</l><lb/><l>Freude schüttelt mich und Trauer,</l><lb/><l>Bange Scheu und Gluthbegier,</l><lb/><l>Wann ich mich dem Heiligthume</l><lb/><l>Deines Kelches, edle Blume,</l><lb/><l>Zitternd nahe, Nelkenduft</l><lb/><l>Mich umweht und Ambraluft.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Könnt' ich, ach, dich nur umschmiegen</l><lb/><l>Einen langen Sommertag,</l><lb/><l>Dir am offnen Busen liegen,</l><lb/><l>Lauschend deines Herzens Schlag!</l><lb/><l>Könnt' ich, ach, dich nur umflechten</l><lb/><l>In den längsten Winternächten,</l><lb/><l>Eingewiegt in seidnen Traum</l><lb/><l>Auf des Busens Schwanenflaum!</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Könnt' ich, ach, mein ganzes Leben</l><lb/><l>Einzig dir, Ellwina, weihn!</l><lb/><l>Dürft' ich handeln, dulden, streben</l><lb/><l>Für dich und mit dir allein!</l><lb/><l>Wahrlich, dann wär Daseyn Wonne!</l><lb/><l>Und wann meines Lebens Sonne</l><lb/><l>Unterging' in Finsterniss,</l><lb/><l>O, so wär' auch Tod mir süss.</l></lg><lb/><l></l></lg></div></div></body></text></TEI>
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Mich umbeben süsse Schauer.
Kraft und Athem mangeln mir,
Freude schüttelt mich und Trauer,
Bange Scheu und Gluthbegier,
Wann ich mich dem Heiligthume
Deines Kelches, edle Blume,
Zitternd nahe, Nelkenduft
Mich umweht und Ambraluft.
Könnt' ich, ach, dich nur umschmiegen
Einen langen Sommertag,
Dir am offnen Busen liegen,
Lauschend deines Herzens Schlag!
Könnt' ich, ach, dich nur umflechten
In den längsten Winternächten,
Eingewiegt in seidnen Traum
Auf des Busens Schwanenflaum!
Könnt' ich, ach, mein ganzes Leben
Einzig dir, Ellwina, weihn!
Dürft' ich handeln, dulden, streben
Für dich und mit dir allein!
Wahrlich, dann wär Daseyn Wonne!
Und wann meines Lebens Sonne
Unterging' in Finsterniss,
O, so wär' auch Tod mir süss.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/208>, abgerufen am 16.02.2025.
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