Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Erwin. Ja, ich freute mich jüngst, als ich im tobenden Zirkel, Im verborgenen Eck, Liebliche, neben dir sass, Manches vertrauliche Wort in deine Seele dir hauchte -- Aber nicht Stimme noch Blick trösten den Einsamen heut. Ellwina. Schilt den Zufall, o Freund, und strafe den eiser- nen Anstand, Dessen herrischer Spruch deine Ellwina dir nahm. Aber es fesselt nicht Ort noch Ferne den leisen Ge- danken; Spottend der Zeit und des Raums, schmiegt er sich liebend um dich. Erwin. Weh mir! es rauschen die Saiten; es wirbeln die Reigen; verwegen Schmiegen die Taumelnden sich dir um die schwellende Brust. Und ich schmachte, den Saum nur deines wallen- den Kleides Zu berühren, umsonst! Halte, Tyrannin, halt ein! Erwin. Ja, ich freute mich jüngst, als ich im tobenden Zirkel, Im verborgenen Eck, Liebliche, neben dir sass, Manches vertrauliche Wort in deine Seele dir hauchte — Aber nicht Stimme noch Blick trösten den Einsamen heut. Ellwina. Schilt den Zufall, o Freund, und strafe den eiser- nen Anstand, Dessen herrischer Spruch deine Ellwina dir nahm. Aber es fesselt nicht Ort noch Ferne den leisen Ge- danken; Spottend der Zeit und des Raums, schmiegt er sich liebend um dich. Erwin. Weh mir! es rauschen die Saiten; es wirbeln die Reigen; verwegen Schmiegen die Taumelnden sich dir um die schwellende Brust. Und ich schmachte, den Saum nur deines wallen- den Kleides Zu berühren, umsonst! Halte, Tyrannin, halt ein! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0242" n="224"/> </l> <lg n="8"> <l><hi rendition="#g">Erwin</hi>.</l><lb/> <l>Ja, ich freute mich jüngst, als ich im tobenden</l><lb/> <l>Zirkel,</l><lb/> <l>Im verborgenen Eck, Liebliche, neben dir</l><lb/> <l>sass,</l><lb/> <l>Manches vertrauliche Wort in deine Seele dir</l><lb/> <l>hauchte —</l><lb/> <l>Aber nicht Stimme noch Blick trösten den</l><lb/> <l>Einsamen heut.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l><hi rendition="#g">Ellwina</hi>.</l><lb/> <l>Schilt den Zufall, o Freund, und strafe den eiser-</l><lb/> <l>nen Anstand,</l><lb/> <l>Dessen herrischer Spruch deine Ellwina dir</l><lb/> <l>nahm.</l><lb/> <l>Aber es fesselt nicht Ort noch Ferne den leisen Ge-</l><lb/> <l>danken;</l><lb/> <l>Spottend der Zeit und des Raums, schmiegt</l><lb/> <l>er sich liebend um dich.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l><hi rendition="#g">Erwin</hi>.</l><lb/> <l>Weh mir! es rauschen die Saiten; es wirbeln die</l><lb/> <l>Reigen; verwegen</l><lb/> <l>Schmiegen die Taumelnden sich dir um die</l><lb/> <l>schwellende Brust.</l><lb/> <l>Und ich schmachte, den Saum nur deines wallen-</l><lb/> <l>den Kleides</l><lb/> <l>Zu berühren, umsonst! Halte, Tyrannin,</l><lb/> <l>halt ein!</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0242]
Erwin.
Ja, ich freute mich jüngst, als ich im tobenden
Zirkel,
Im verborgenen Eck, Liebliche, neben dir
sass,
Manches vertrauliche Wort in deine Seele dir
hauchte —
Aber nicht Stimme noch Blick trösten den
Einsamen heut.
Ellwina.
Schilt den Zufall, o Freund, und strafe den eiser-
nen Anstand,
Dessen herrischer Spruch deine Ellwina dir
nahm.
Aber es fesselt nicht Ort noch Ferne den leisen Ge-
danken;
Spottend der Zeit und des Raums, schmiegt
er sich liebend um dich.
Erwin.
Weh mir! es rauschen die Saiten; es wirbeln die
Reigen; verwegen
Schmiegen die Taumelnden sich dir um die
schwellende Brust.
Und ich schmachte, den Saum nur deines wallen-
den Kleides
Zu berühren, umsonst! Halte, Tyrannin,
halt ein!
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