Ellwina. Undankbarer, hielt nicht dein Arm mich öfter um- schlungen? Lagst du der Liebenden nicht oft an der schlagenden Brust? Lass den taumelnden Tänzer das fröhliche Mädchen umschlingen. Klopfet doch ihm nicht das Herz, das er verwegen umschlingt!
Erwin. Wüsstest du, meine Ellwina, wie ich so schmerz- lich dich liebe, Wie mir dein flüchtigster Blick zucket durch Nerven und Mark, Wie dein Lausinn mich schmerzt, wie mich dein Lächeln begeistert: Wahrlich, du zürntest nicht; wahrlich, dich jammerte mein!
Ellwina. Erwin, ich zürne dir nicht! Wie sollt' ich zürnen dem Kranken, Welchem der Krankheit Gewalt Freudigkeit raubet und Kraft. Erwin, mich jammert dein Schmerz. Komm, me- lancholischer Erwin, Lass mich bannen den Geist, welcher dich feindlich besitzt . . . .
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Ellwina. Undankbarer, hielt nicht dein Arm mich öfter um- schlungen? Lagst du der Liebenden nicht oft an der schlagenden Brust? Lass den taumelnden Tänzer das fröhliche Mädchen umschlingen. Klopfet doch ihm nicht das Herz, das er verwegen umschlingt!
Erwin. Wüsstest du, meine Ellwina, wie ich so schmerz- lich dich liebe, Wie mir dein flüchtigster Blick zucket durch Nerven und Mark, Wie dein Lausinn mich schmerzt, wie mich dein Lächeln begeistert: Wahrlich, du zürntest nicht; wahrlich, dich jammerte mein!
Ellwina. Erwin, ich zürne dir nicht! Wie sollt' ich zürnen dem Kranken, Welchem der Krankheit Gewalt Freudigkeit raubet und Kraft. Erwin, mich jammert dein Schmerz. Komm, me- lancholischer Erwin, Lass mich bannen den Geist, welcher dich feindlich besitzt . . . .
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Ellwina.
Undankbarer, hielt nicht dein Arm mich öfter um-
schlungen?
Lagst du der Liebenden nicht oft an der
schlagenden Brust?
Lass den taumelnden Tänzer das fröhliche Mädchen
umschlingen.
Klopfet doch ihm nicht das Herz, das er
verwegen umschlingt!
Erwin.
Wüsstest du, meine Ellwina, wie ich so schmerz-
lich dich liebe,
Wie mir dein flüchtigster Blick zucket durch
Nerven und Mark,
Wie dein Lausinn mich schmerzt, wie mich dein
Lächeln begeistert:
Wahrlich, du zürntest nicht; wahrlich,
dich jammerte mein!
Ellwina.
Erwin, ich zürne dir nicht! Wie sollt' ich zürnen
dem Kranken,
Welchem der Krankheit Gewalt Freudigkeit
raubet und Kraft.
Erwin, mich jammert dein Schmerz. Komm, me-
lancholischer Erwin,
Lass mich bannen den Geist, welcher dich
feindlich besitzt . . . .
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/243>, abgerufen am 16.02.2025.
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