Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Und tiefer sank die Sonn'. Getaucht in Rosen- gluthen, Bespühlt den rauhen Fuss mit düstergrünen Flu- then, Lagst du, der Väter Stolz, der alten Rugia Gepries'nes Kapitol, Arkona, thürmend da. Ich nahte mich, erklomm des Burgrings schroffe Zacken, Beschritt mit dreistem Fuss des heilgen Hügels Nacken, Und schaute schrankenlos fern über Land und See Ins Unermessliche. Wie schwoll die Brust, wie schlug in immer raschern Schlägen Dem ungemessnen Raum das rege Herz entgegen! Den lautern Ätherstrom, so labend, frisch und rein, Wie lüstern schlürften ihn der Lunge Röhren ein! Der eingepressten Brust entstürzten Felsenblöcke, Dem zugeschnürten Aug' entrollten Bind' und Decke. Des Stoffes Rinde borst; der Schwere Fessel sprang; Der Thierheit Brodem sank. Und tiefer sank die Sonn'. Getaucht in Rosen- gluthen, Bespühlt den rauhen Fuss mit düstergrünen Flu- then, Lagst du, der Väter Stolz, der alten Rugia Gepries'nes Kapitol, Arkona, thürmend da. Ich nahte mich, erklomm des Burgrings schroffe Zacken, Beschritt mit dreistem Fuss des heilgen Hügels Nacken, Und schaute schrankenlos fern über Land und See Ins Unermessliche. Wie schwoll die Brust, wie schlug in immer raschern Schlägen Dem ungemessnen Raum das rege Herz entgegen! Den lautern Ätherstrom, so labend, frisch und rein, Wie lüstern schlürften ihn der Lunge Röhren ein! Der eingepressten Brust entstürzten Felsenblöcke, Dem zugeschnürten Aug' entrollten Bind' und Decke. Des Stoffes Rinde borst; der Schwere Fessel sprang; Der Thierheit Brodem sank. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0306" n="286"/> </l> <lg n="2"> <l>Und tiefer sank die Sonn'. Getaucht in Rosen-</l><lb/> <l>gluthen,</l><lb/> <l>Bespühlt den rauhen Fuss mit düstergrünen Flu-</l><lb/> <l>then,</l><lb/> <l>Lagst du, der Väter Stolz, der alten Rugia</l><lb/> <l>Gepries'nes Kapitol, <hi rendition="#g">Arkona</hi>, thürmend da.</l><lb/> <l>Ich nahte mich, erklomm des Burgrings schroffe</l><lb/> <l>Zacken,</l><lb/> <l>Beschritt mit dreistem Fuss des heilgen Hügels</l><lb/> <l>Nacken,</l><lb/> <l>Und schaute schrankenlos fern über Land und</l><lb/> <l>See</l><lb/> <l>Ins Unermessliche.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Wie schwoll die Brust, wie schlug in immer</l><lb/> <l>raschern Schlägen</l><lb/> <l>Dem ungemessnen Raum das rege Herz entgegen!</l><lb/> <l>Den lautern Ätherstrom, so labend, frisch und</l><lb/> <l>rein,</l><lb/> <l>Wie lüstern schlürften ihn der Lunge Röhren</l><lb/> <l>ein!</l><lb/> <l>Der eingepressten Brust entstürzten Felsenblöcke,</l><lb/> <l>Dem zugeschnürten Aug' entrollten Bind' und</l><lb/> <l>Decke.</l><lb/> <l>Des Stoffes Rinde borst; der Schwere Fessel</l><lb/> <l>sprang;</l><lb/> <l>Der Thierheit Brodem sank.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [286/0306]
Und tiefer sank die Sonn'. Getaucht in Rosen-
gluthen,
Bespühlt den rauhen Fuss mit düstergrünen Flu-
then,
Lagst du, der Väter Stolz, der alten Rugia
Gepries'nes Kapitol, Arkona, thürmend da.
Ich nahte mich, erklomm des Burgrings schroffe
Zacken,
Beschritt mit dreistem Fuss des heilgen Hügels
Nacken,
Und schaute schrankenlos fern über Land und
See
Ins Unermessliche.
Wie schwoll die Brust, wie schlug in immer
raschern Schlägen
Dem ungemessnen Raum das rege Herz entgegen!
Den lautern Ätherstrom, so labend, frisch und
rein,
Wie lüstern schlürften ihn der Lunge Röhren
ein!
Der eingepressten Brust entstürzten Felsenblöcke,
Dem zugeschnürten Aug' entrollten Bind' und
Decke.
Des Stoffes Rinde borst; der Schwere Fessel
sprang;
Der Thierheit Brodem sank.
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