Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Und tiefer sank die Sonn'. Schon küssten ihr die Wange Der Woge Wallungen, doch schauernd noch und bange. Noch warf die Liebende des Abschieds milden Blick, Den Blick des Lebewohls auf ihre Welt zurück. Noch glühten, angeblitzt von ihrem letzten Strahle, Der Dünen Silberschnee, die grauen Heldenmaale. Itzt tauchte sie -- so taucht ein Menschenfreund ins Grab -- Die blaue Fluth hinab. "Fahr wohl, du mildes Licht!" erseufzt' ich, schaute sehnend Der Heimgegangnen nach; und staunend, träumend, wähnend, Verlor ich mich, bis mir die Wirklichkeit ver- schwand, Und rings vor meinem Blick ein selig Eden stand. Ein magisch Licht umschwamm die schimmernde Musive Der Landschaft; sanft verschmolz in blauer Per- spective Die Ferne; rings umfloss ein heilig Dunkelklar Arkonens Hochaltar. Und tiefer sank die Sonn'. Schon küssten ihr die Wange Der Woge Wallungen, doch schauernd noch und bange. Noch warf die Liebende des Abschieds milden Blick, Den Blick des Lebewohls auf ihre Welt zurück. Noch glühten, angeblitzt von ihrem letzten Strahle, Der Dünen Silberschnee, die grauen Heldenmaale. Itzt tauchte sie — so taucht ein Menschenfreund ins Grab — Die blaue Fluth hinab. „Fahr wohl, du mildes Licht!“ erseufzt' ich, schaute sehnend Der Heimgegangnen nach; und staunend, träumend, wähnend, Verlor ich mich, bis mir die Wirklichkeit ver- schwand, Und rings vor meinem Blick ein selig Eden stand. Ein magisch Licht umschwamm die schimmernde Musive Der Landschaft; sanft verschmolz in blauer Per- spective Die Ferne; rings umfloss ein heilig Dunkelklar Arkonens Hochaltar. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0307" n="287"/> </l> <lg n="4"> <l>Und tiefer sank die Sonn'. Schon küssten ihr</l><lb/> <l>die Wange</l><lb/> <l>Der Woge Wallungen, doch schauernd noch und</l><lb/> <l>bange.</l><lb/> <l>Noch warf die Liebende des Abschieds milden</l><lb/> <l>Blick,</l><lb/> <l>Den Blick des Lebewohls auf ihre Welt zurück.</l><lb/> <l>Noch glühten, angeblitzt von ihrem letzten</l><lb/> <l>Strahle,</l><lb/> <l>Der Dünen Silberschnee, die grauen Heldenmaale.</l><lb/> <l>Itzt tauchte sie — so taucht ein Menschenfreund</l><lb/> <l>ins Grab —</l><lb/> <l>Die blaue Fluth hinab.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>„Fahr wohl, du mildes Licht!“ erseufzt' ich,</l><lb/> <l>schaute sehnend</l><lb/> <l>Der Heimgegangnen nach; und staunend, träumend,</l><lb/> <l>wähnend,</l><lb/> <l>Verlor ich mich, bis mir die Wirklichkeit ver-</l><lb/> <l>schwand,</l><lb/> <l>Und rings vor meinem Blick ein selig Eden stand.</l><lb/> <l>Ein magisch Licht umschwamm die schimmernde</l><lb/> <l>Musive</l><lb/> <l>Der Landschaft; sanft verschmolz in blauer Per-</l><lb/> <l>spective</l><lb/> <l>Die Ferne; rings umfloss ein heilig Dunkelklar</l><lb/> <l>Arkonens Hochaltar.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [287/0307]
Und tiefer sank die Sonn'. Schon küssten ihr
die Wange
Der Woge Wallungen, doch schauernd noch und
bange.
Noch warf die Liebende des Abschieds milden
Blick,
Den Blick des Lebewohls auf ihre Welt zurück.
Noch glühten, angeblitzt von ihrem letzten
Strahle,
Der Dünen Silberschnee, die grauen Heldenmaale.
Itzt tauchte sie — so taucht ein Menschenfreund
ins Grab —
Die blaue Fluth hinab.
„Fahr wohl, du mildes Licht!“ erseufzt' ich,
schaute sehnend
Der Heimgegangnen nach; und staunend, träumend,
wähnend,
Verlor ich mich, bis mir die Wirklichkeit ver-
schwand,
Und rings vor meinem Blick ein selig Eden stand.
Ein magisch Licht umschwamm die schimmernde
Musive
Der Landschaft; sanft verschmolz in blauer Per-
spective
Die Ferne; rings umfloss ein heilig Dunkelklar
Arkonens Hochaltar.
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