Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798."Wo ist der Selge nun, der Heilge, der Ge- rechte! "Orkane weckt sein Hauch, sein Schnauben Wetter- nächte. "Hier raucht des Armen Saat; dort dampft sein Halmendach. "Dort stöhnt ein Scheiternder, gequetscht vom Wel- lenschlag. "Triumph! den Selgen ehrt die Todesangst der Seinen. "Victoria! ihn preis't der Unschuld lautes Wei- nen. "Ihm ist der Wuth Geheul, des Wahnsinns Phre- nesie "Erhabne Psalmodie." So wird dem Sturm die Spreu, so ward ich dir zum Raube, Megäre Zweifelsucht! Geknicket war mein Glaube. Gestaltlos grauste mich die Schöpfung, ein Tyrann Der Schöpfer, kalt und starr ein eisern Fatum an. Von seinem Drachenschweif umschlungen und zer- quetschet, Von Larven angegrins't, von Furien angefletschet, Mit ausgeschöpfter Kraft und ausgelöschtem Sinn Sank ich aufs Antlitz hin. „Wo ist der Selge nun, der Heilge, der Ge- rechte! „Orkane weckt sein Hauch, sein Schnauben Wetter- nächte. „Hier raucht des Armen Saat; dort dampft sein Halmendach. „Dort stöhnt ein Scheiternder, gequetscht vom Wel- lenschlag. „Triumph! den Selgen ehrt die Todesangst der Seinen. „Victoria! ihn preis't der Unschuld lautes Wei- nen. „Ihm ist der Wuth Geheul, des Wahnsinns Phre- nesie „Erhabne Psalmodie.“ So wird dem Sturm die Spreu, so ward ich dir zum Raube, Megäre Zweifelsucht! Geknicket war mein Glaube. Gestaltlos grauste mich die Schöpfung, ein Tyrann Der Schöpfer, kalt und starr ein eisern Fatum an. Von seinem Drachenschweif umschlungen und zer- quetschet, Von Larven angegrins't, von Furien angefletschet, Mit ausgeschöpfter Kraft und ausgelöschtem Sinn Sank ich aufs Antlitz hin. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0312" n="292"/> </l> <lg n="14"> <l>„Wo ist der Selge nun, der Heilge, der Ge-</l><lb/> <l>rechte!</l><lb/> <l>„Orkane weckt sein Hauch, sein Schnauben Wetter-</l><lb/> <l>nächte.</l><lb/> <l>„Hier raucht des Armen Saat; dort dampft sein</l><lb/> <l>Halmendach.</l><lb/> <l>„Dort stöhnt ein Scheiternder, gequetscht vom Wel-</l><lb/> <l>lenschlag.</l><lb/> <l>„Triumph! den Selgen ehrt die Todesangst der</l><lb/> <l>Seinen.</l><lb/> <l>„Victoria! ihn preis't der Unschuld lautes Wei-</l><lb/> <l>nen.</l><lb/> <l>„Ihm ist der Wuth Geheul, des Wahnsinns Phre-</l><lb/> <l>nesie</l><lb/> <l>„Erhabne Psalmodie.“</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>So wird dem Sturm die Spreu, so ward ich dir</l><lb/> <l>zum Raube,</l><lb/> <l>Megäre Zweifelsucht! Geknicket war mein Glaube.</l><lb/> <l>Gestaltlos grauste mich die Schöpfung, ein Tyrann</l><lb/> <l>Der Schöpfer, kalt und starr ein eisern Fatum</l><lb/> <l>an.</l><lb/> <l>Von seinem Drachenschweif umschlungen und zer-</l><lb/> <l>quetschet,</l><lb/> <l>Von Larven angegrins't, von Furien angefletschet,</l><lb/> <l>Mit ausgeschöpfter Kraft und ausgelöschtem Sinn</l><lb/> <l>Sank ich aufs Antlitz hin.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [292/0312]
„Wo ist der Selge nun, der Heilge, der Ge-
rechte!
„Orkane weckt sein Hauch, sein Schnauben Wetter-
nächte.
„Hier raucht des Armen Saat; dort dampft sein
Halmendach.
„Dort stöhnt ein Scheiternder, gequetscht vom Wel-
lenschlag.
„Triumph! den Selgen ehrt die Todesangst der
Seinen.
„Victoria! ihn preis't der Unschuld lautes Wei-
nen.
„Ihm ist der Wuth Geheul, des Wahnsinns Phre-
nesie
„Erhabne Psalmodie.“
So wird dem Sturm die Spreu, so ward ich dir
zum Raube,
Megäre Zweifelsucht! Geknicket war mein Glaube.
Gestaltlos grauste mich die Schöpfung, ein Tyrann
Der Schöpfer, kalt und starr ein eisern Fatum
an.
Von seinem Drachenschweif umschlungen und zer-
quetschet,
Von Larven angegrins't, von Furien angefletschet,
Mit ausgeschöpfter Kraft und ausgelöschtem Sinn
Sank ich aufs Antlitz hin.
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