Dampfende Leichengebirge sich auf. Die goldene Deichsel Hatte die Sonne bereits gesenkt. Noch währte die Feldschlacht, Noch das Würgen und Fallen, das Jauchzen und Ächzen der Kämpfer. Schon entbrannte der Abend. Schon zogen Geyer und Adler Langsam, gierigkreischend herum, gleich wandelnden Wolken. Itzund waren die Schaaren der Rugen zerschlagen, zerschmettert, Wie ein Ährengefild voll wallender Saaten. Der Sturm war Auf in der Nacht. Der Morgen ergraut. Nun eilet der Landmann Sorgend hinaus, schaut ängstlich um sich, findet die Stätte Seiner Saaten nicht mehr. So die Rugen. Vom Antlitz des Himmels Waren sie weggerafft, getilgt von der Erde, der Rache Wodans gestürzt, und der Schand' entnervendem, fei- gem Bewusstseyn.
Nieder wallte nunmehr die Nacht vom thauen- den Himmel,
2 C
Dampfende Leichengebirge sich auf. Die goldene Deichsel Hatte die Sonne bereits gesenkt. Noch währte die Feldschlacht, Noch das Würgen und Fallen, das Jauchzen und Ächzen der Kämpfer. Schon entbrannte der Abend. Schon zogen Geyer und Adler Langsam, gierigkreischend herum, gleich wandelnden Wolken. Itzund waren die Schaaren der Rugen zerschlagen, zerschmettert, Wie ein Ährengefild voll wallender Saaten. Der Sturm war Auf in der Nacht. Der Morgen ergraut. Nun eilet der Landmann Sorgend hinaus, schaut ängstlich um sich, findet die Stätte Seiner Saaten nicht mehr. So die Rugen. Vom Antlitz des Himmels Waren sie weggerafft, getilgt von der Erde, der Rache Wodans gestürzt, und der Schand' entnervendem, fei- gem Bewusstseyn.
Nieder wallte nunmehr die Nacht vom thauen- den Himmel,
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[33/0049]
Dampfende Leichengebirge sich auf. Die goldene
Deichsel
Hatte die Sonne bereits gesenkt. Noch währte die
Feldschlacht,
Noch das Würgen und Fallen, das Jauchzen und
Ächzen der Kämpfer.
Schon entbrannte der Abend. Schon zogen Geyer
und Adler
Langsam, gierigkreischend herum, gleich wandelnden
Wolken.
Itzund waren die Schaaren der Rugen zerschlagen,
zerschmettert,
Wie ein Ährengefild voll wallender Saaten. Der
Sturm war
Auf in der Nacht. Der Morgen ergraut. Nun eilet
der Landmann
Sorgend hinaus, schaut ängstlich um sich, findet
die Stätte
Seiner Saaten nicht mehr. So die Rugen. Vom
Antlitz des Himmels
Waren sie weggerafft, getilgt von der Erde, der
Rache
Wodans gestürzt, und der Schand' entnervendem, fei-
gem Bewusstseyn.
Nieder wallte nunmehr die Nacht vom thauen-
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/49>, abgerufen am 03.12.2024.
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