Hergefleht der flüchtigen Rugen ermüdeten Schaaren, Hergesehnt der mordermatteten Schaaren der Sie- ger, Hergeschmachtet und hergeweint dem Fräulein von Krakow. Ach, nun war sie allein mit ihrem Jammer. Nun hielt sie Ihre Thränen nicht mehr. In der Schlucht des ein- samen Ufers Sass sie verloren, und jammert' und schluchzt' und weinte. Der Halbmond Spiegelte sich in den glänzenden Thränen: "So bist du gefallen, "Ritogar, Preis der Helden, der Schönheit Blume, gefallen! "Ach, wie erscholl von dem Stosse die Brust! Wie beströmte das Blut sie! "Ach, nun liegst du erstarrt! erstummt! Mich liebet in Zukunft "Keiner! Von mir wird keiner geliebt, in Ewigkeit keiner!"
Also sprach sie und weint' und schluchzte. Im schaurigen Mondlicht Tappte sie durch das Leichengefilde sich hin zu der Stätte, Wo vom Staub' und Blut' entstellt der schlafende Held lag.
Hergefleht der flüchtigen Rugen ermüdeten Schaaren, Hergesehnt der mordermatteten Schaaren der Sie- ger, Hergeschmachtet und hergeweint dem Fräulein von Krakow. Ach, nun war sie allein mit ihrem Jammer. Nun hielt sie Ihre Thränen nicht mehr. In der Schlucht des ein- samen Ufers Sass sie verloren, und jammert' und schluchzt' und weinte. Der Halbmond Spiegelte sich in den glänzenden Thränen: „So bist du gefallen, „Ritogar, Preis der Helden, der Schönheit Blume, gefallen! „Ach, wie erscholl von dem Stosse die Brust! Wie beströmte das Blut sie! „Ach, nun liegst du erstarrt! erstummt! Mich liebet in Zukunft „Keiner! Von mir wird keiner geliebt, in Ewigkeit keiner!“
Also sprach sie und weint' und schluchzte. Im schaurigen Mondlicht Tappte sie durch das Leichengefilde sich hin zu der Stätte, Wo vom Staub' und Blut' entstellt der schlafende Held lag.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="45"><l><pbfacs="#f0050"n="34"/></l><l>Hergefleht der flüchtigen Rugen ermüdeten Schaaren,</l><lb/><l>Hergesehnt der mordermatteten Schaaren der Sie-</l><lb/><l>ger,</l><lb/><l>Hergeschmachtet und hergeweint dem Fräulein von</l><lb/><l>Krakow.</l><lb/><l>Ach, nun war sie allein mit ihrem Jammer. Nun</l><lb/><l>hielt sie</l><lb/><l>Ihre Thränen nicht mehr. In der Schlucht des ein-</l><lb/><l>samen Ufers</l><lb/><l>Sass sie verloren, und jammert' und schluchzt' und</l><lb/><l>weinte. Der Halbmond</l><lb/><l>Spiegelte sich in den glänzenden Thränen: „So bist</l><lb/><l>du gefallen,</l><lb/><l>„Ritogar, Preis der Helden, der Schönheit Blume,</l><lb/><l>gefallen!</l><lb/><l>„Ach, wie erscholl von dem Stosse die Brust! Wie</l><lb/><l>beströmte das Blut sie!</l><lb/><l>„Ach, nun liegst du erstarrt! erstummt! Mich liebet</l><lb/><l>in Zukunft</l><lb/><l>„Keiner! Von mir wird keiner geliebt, in Ewigkeit</l><lb/><l>keiner!“</l></lg><lb/><lgn="46"><l>Also sprach sie und weint' und schluchzte. Im</l><lb/><l>schaurigen Mondlicht</l><lb/><l>Tappte sie durch das Leichengefilde sich hin zu der</l><lb/><l>Stätte,</l><lb/><l>Wo vom Staub' und Blut' entstellt der schlafende</l><lb/><l>Held lag.</l><lb/><l></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[34/0050]
Hergefleht der flüchtigen Rugen ermüdeten Schaaren,
Hergesehnt der mordermatteten Schaaren der Sie-
ger,
Hergeschmachtet und hergeweint dem Fräulein von
Krakow.
Ach, nun war sie allein mit ihrem Jammer. Nun
hielt sie
Ihre Thränen nicht mehr. In der Schlucht des ein-
samen Ufers
Sass sie verloren, und jammert' und schluchzt' und
weinte. Der Halbmond
Spiegelte sich in den glänzenden Thränen: „So bist
du gefallen,
„Ritogar, Preis der Helden, der Schönheit Blume,
gefallen!
„Ach, wie erscholl von dem Stosse die Brust! Wie
beströmte das Blut sie!
„Ach, nun liegst du erstarrt! erstummt! Mich liebet
in Zukunft
„Keiner! Von mir wird keiner geliebt, in Ewigkeit
keiner!“
Also sprach sie und weint' und schluchzte. Im
schaurigen Mondlicht
Tappte sie durch das Leichengefilde sich hin zu der
Stätte,
Wo vom Staub' und Blut' entstellt der schlafende
Held lag.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/50>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.