Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Schweigend sass ich bey dir, meine Odalia; Stumm und schweigend bey dir unter dem Bogengang, Im Gedämmer des Abends Im wehmüthigen Mondenschein. Schweigend stand ich bey dir unter den grausenden Burggewölben. Ihr wart, grausende Trümmer, mir An Odaliens Busen Ein krystallenes Feyenschloss. Schweigend sahest du mich, moosiger Golchaberg, (Durch den herbstlichen Flor weinte die bleiche Sonn') Sahst mich glühend und schweigend In Odaliens Armen ruhn. -- Denk, Odalia, mein, wenn du auf Fluren wallst, Wo ich wallte mit dir, unter dem Bogengang, Durch die Flieder des Schlosses, Auf dem heiligen Golchaberg. Denk, Odalia, mein, bis du dich selbst verlierst, Bis der Räuber dein Herz raubet, dem keins entrann: Dann vergiss mich, Geliebte; Denn ich hass' es, der Zweyte n. Schweigend sass ich bey dir, meine Odalia; Stumm und schweigend bey dir unter dem Bogengang, Im Gedämmer des Abends Im wehmüthigen Mondenschein. Schweigend stand ich bey dir unter den grausenden Burggewölben. Ihr wart, grausende Trümmer, mir An Odaliens Busen Ein krystallenes Feyenschloss. Schweigend sahest du mich, moosiger Golchaberg, (Durch den herbstlichen Flor weinte die bleiche Sonn') Sahst mich glühend und schweigend In Odaliens Armen ruhn. — Denk, Odalia, mein, wenn du auf Fluren wallst, Wo ich wallte mit dir, unter dem Bogengang, Durch die Flieder des Schlosses, Auf dem heiligen Golchaberg. Denk, Odalia, mein, bis du dich selbst verlierst, Bis der Räuber dein Herz raubet, dem keins entrann: Dann vergiss mich, Geliebte; Denn ich hass' es, der Zweyte n. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0064" n="48"/> </l> <lg n="7"> <l>Schweigend sass ich bey dir, meine Odalia;</l><lb/> <l>Stumm und schweigend bey dir unter dem Bogengang,</l><lb/> <l>Im Gedämmer des Abends</l><lb/> <l>Im wehmüthigen Mondenschein.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Schweigend stand ich bey dir unter den grausenden</l><lb/> <l>Burggewölben. Ihr wart, grausende Trümmer, mir</l><lb/> <l>An Odaliens Busen</l><lb/> <l>Ein krystallenes Feyenschloss.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Schweigend sahest du mich, moosiger Golchaberg,</l><lb/> <l>(Durch den herbstlichen Flor weinte die bleiche Sonn')</l><lb/> <l>Sahst mich glühend und schweigend</l><lb/> <l>In Odaliens Armen ruhn. —</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Denk, Odalia, mein, wenn du auf Fluren wallst,</l><lb/> <l>Wo ich wallte mit dir, unter dem Bogengang,</l><lb/> <l>Durch die Flieder des Schlosses,</l><lb/> <l>Auf dem heiligen Golchaberg.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Denk, Odalia, mein, bis du dich selbst verlierst,</l><lb/> <l>Bis der Räuber dein Herz raubet, dem keins entrann:</l><lb/> <l>Dann vergiss mich, Geliebte;</l><lb/> <l>Denn ich hass' es, der Zweyte n.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [48/0064]
Schweigend sass ich bey dir, meine Odalia;
Stumm und schweigend bey dir unter dem Bogengang,
Im Gedämmer des Abends
Im wehmüthigen Mondenschein.
Schweigend stand ich bey dir unter den grausenden
Burggewölben. Ihr wart, grausende Trümmer, mir
An Odaliens Busen
Ein krystallenes Feyenschloss.
Schweigend sahest du mich, moosiger Golchaberg,
(Durch den herbstlichen Flor weinte die bleiche Sonn')
Sahst mich glühend und schweigend
In Odaliens Armen ruhn. —
Denk, Odalia, mein, wenn du auf Fluren wallst,
Wo ich wallte mit dir, unter dem Bogengang,
Durch die Flieder des Schlosses,
Auf dem heiligen Golchaberg.
Denk, Odalia, mein, bis du dich selbst verlierst,
Bis der Räuber dein Herz raubet, dem keins entrann:
Dann vergiss mich, Geliebte;
Denn ich hass' es, der Zweyte n.
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