Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Unmuth wandelt mich an, dumpfe Erbitterung,
Menschenfeindlicher Grimm -- Schau, ich zerreiss
den Kranz,
Der die Stirne mir schattet,
Und zerschmettre mein Saitenspiel.
Dunkel wölke den Tag, der mich gebären sah!
Rückzukehren zu mir, schwingt er den Fittig
schon.
Aber Dunkel umrolle,
Hagelwetter umrassle ihn! --
Also sang ich und schwieg. Meine verstummende
Harf' entbebte der Hand. Luna und Phosphoros
Dauchten Rachekometen,
Und das Frühroth mir Weltenbrand.
Schau, da lächelte mir durch der Melancholie
Starres Dunkel dein Bild, meine Odalia.
Wehmuth wölkte dein Auge;
Klag' entbebte dem Rosenmund.
"Warum, Sohn des Gesangs, warum ergrimmst du
mir?
"Klag' Odalia nicht, klage das Schicksal an,
"Das demantene Riegel
"Zwischen dich und dein Mädchen schob!"

Unmuth wandelt mich an, dumpfe Erbitterung,
Menschenfeindlicher Grimm — Schau, ich zerreiss
den Kranz,
Der die Stirne mir schattet,
Und zerschmettre mein Saitenspiel.
Dunkel wölke den Tag, der mich gebären sah!
Rückzukehren zu mir, schwingt er den Fittig
schon.
Aber Dunkel umrolle,
Hagelwetter umrassle ihn! —
Also sang ich und schwieg. Meine verstummende
Harf' entbebte der Hand. Luna und Phosphoros
Dauchten Rachekometen,
Und das Frühroth mir Weltenbrand.
Schau, da lächelte mir durch der Melancholie
Starres Dunkel dein Bild, meine Odalia.
Wehmuth wölkte dein Auge;
Klag' entbebte dem Rosenmund.
„Warum, Sohn des Gesangs, warum ergrimmst du
mir?
„Klag' Odalia nicht, klage das Schicksal an,
„Das demantene Riegel
„Zwischen dich und dein Mädchen schob!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <l>
              <pb facs="#f0085" n="69"/>
            </l>
            <lg n="9">
              <l>Unmuth wandelt mich an, dumpfe Erbitterung,</l><lb/>
              <l>Menschenfeindlicher Grimm &#x2014; Schau, ich zerreiss</l><lb/>
              <l>den Kranz,</l><lb/>
              <l>Der die Stirne mir schattet,</l><lb/>
              <l>Und zerschmettre mein Saitenspiel.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Dunkel wölke den Tag, der mich gebären sah!</l><lb/>
              <l>Rückzukehren zu mir, schwingt er den Fittig</l><lb/>
              <l>schon.</l><lb/>
              <l>Aber Dunkel umrolle,</l><lb/>
              <l>Hagelwetter umrassle ihn! &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Also sang ich und schwieg. Meine verstummende</l><lb/>
              <l>Harf' entbebte der Hand. Luna und Phosphoros</l><lb/>
              <l>Dauchten Rachekometen,</l><lb/>
              <l>Und das Frühroth mir Weltenbrand.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Schau, da lächelte mir durch der Melancholie</l><lb/>
              <l>Starres Dunkel dein Bild, meine Odalia.</l><lb/>
              <l>Wehmuth wölkte dein Auge;</l><lb/>
              <l>Klag' entbebte dem Rosenmund.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>&#x201E;Warum, Sohn des Gesangs, warum ergrimmst du</l><lb/>
              <l>mir?</l><lb/>
              <l>&#x201E;Klag' Odalia nicht, klage das Schicksal an,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Das demantene Riegel</l><lb/>
              <l>&#x201E;Zwischen dich und dein Mädchen schob!&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0085] Unmuth wandelt mich an, dumpfe Erbitterung, Menschenfeindlicher Grimm — Schau, ich zerreiss den Kranz, Der die Stirne mir schattet, Und zerschmettre mein Saitenspiel. Dunkel wölke den Tag, der mich gebären sah! Rückzukehren zu mir, schwingt er den Fittig schon. Aber Dunkel umrolle, Hagelwetter umrassle ihn! — Also sang ich und schwieg. Meine verstummende Harf' entbebte der Hand. Luna und Phosphoros Dauchten Rachekometen, Und das Frühroth mir Weltenbrand. Schau, da lächelte mir durch der Melancholie Starres Dunkel dein Bild, meine Odalia. Wehmuth wölkte dein Auge; Klag' entbebte dem Rosenmund. „Warum, Sohn des Gesangs, warum ergrimmst du mir? „Klag' Odalia nicht, klage das Schicksal an, „Das demantene Riegel „Zwischen dich und dein Mädchen schob!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/85
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/85>, abgerufen am 21.11.2024.