Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Molly, Molly, Liebliche, Reine duftende Narcisse, Ungesonnte Lilie, Unentadelte Melisse, Heute, Traute, will ich dein, Will mich deiner Schöne freun: Deines Blickes sanft und klar, Deines Handdrucks warm und herzlich, Deines Ausdrucks treu und wahr, Deines Kusses, süss und schmerzlich, Deines Geistes, engelhold, Hell wie Tag, und ächt wie Gold. Rosa, reiche mir den Arm! Lass uns hin zu Molly fliegen! Lass uns innig, lass uns warm Uns an ihren Busen schmiegen! Molly ist nicht dein allein; Molly, Rosa, ist auch mein! Ach, und hielte Finsterniss Mein Verhängniss nicht umflügelt, Wäre mir zum Paradies Nicht das goldne Thor verriegelt -- Wahrlich, Rosa, mehr als dein Sollte Molly meine seyn. Molly, Molly, Liebliche, Reine duftende Narcisse, Ungesonnte Lilie, Unentadelte Melisse, Heute, Traute, will ich dein, Will mich deiner Schöne freun: Deines Blickes sanft und klar, Deines Handdrucks warm und herzlich, Deines Ausdrucks treu und wahr, Deines Kusses, süss und schmerzlich, Deines Geistes, engelhold, Hell wie Tag, und ächt wie Gold. Rosa, reiche mir den Arm! Lass uns hin zu Molly fliegen! Lass uns innig, lass uns warm Uns an ihren Busen schmiegen! Molly ist nicht dein allein; Molly, Rosa, ist auch mein! Ach, und hielte Finsterniss Mein Verhängniss nicht umflügelt, Wäre mir zum Paradies Nicht das goldne Thor verriegelt — Wahrlich, Rosa, mehr als dein Sollte Molly meine seyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0088" n="72"/> </l> <lg n="3"> <l>Molly, Molly, Liebliche,</l><lb/> <l>Reine duftende Narcisse,</l><lb/> <l>Ungesonnte Lilie,</l><lb/> <l>Unentadelte Melisse,</l><lb/> <l>Heute, Traute, will ich dein,</l><lb/> <l>Will mich deiner Schöne freun:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Deines Blickes sanft und klar,</l><lb/> <l>Deines Handdrucks warm und herzlich,</l><lb/> <l>Deines Ausdrucks treu und wahr,</l><lb/> <l>Deines Kusses, süss und schmerzlich,</l><lb/> <l>Deines Geistes, engelhold,</l><lb/> <l>Hell wie Tag, und ächt wie Gold.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Rosa, reiche mir den Arm!</l><lb/> <l>Lass uns hin zu Molly fliegen!</l><lb/> <l>Lass uns innig, lass uns warm</l><lb/> <l>Uns an ihren Busen schmiegen!</l><lb/> <l>Molly ist nicht dein allein;</l><lb/> <l>Molly, Rosa, ist auch mein!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ach, und hielte Finsterniss</l><lb/> <l>Mein Verhängniss nicht umflügelt,</l><lb/> <l>Wäre mir zum Paradies</l><lb/> <l>Nicht das goldne Thor verriegelt —</l><lb/> <l>Wahrlich, Rosa, mehr als dein</l><lb/> <l>Sollte Molly meine seyn.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0088]
Molly, Molly, Liebliche,
Reine duftende Narcisse,
Ungesonnte Lilie,
Unentadelte Melisse,
Heute, Traute, will ich dein,
Will mich deiner Schöne freun:
Deines Blickes sanft und klar,
Deines Handdrucks warm und herzlich,
Deines Ausdrucks treu und wahr,
Deines Kusses, süss und schmerzlich,
Deines Geistes, engelhold,
Hell wie Tag, und ächt wie Gold.
Rosa, reiche mir den Arm!
Lass uns hin zu Molly fliegen!
Lass uns innig, lass uns warm
Uns an ihren Busen schmiegen!
Molly ist nicht dein allein;
Molly, Rosa, ist auch mein!
Ach, und hielte Finsterniss
Mein Verhängniss nicht umflügelt,
Wäre mir zum Paradies
Nicht das goldne Thor verriegelt —
Wahrlich, Rosa, mehr als dein
Sollte Molly meine seyn.
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