Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Sage, meine Liebliche, Meine Süsse, meine Reine, Meine Sehnsuchtswürdige, Meine auserwählte Eine, Sage: wolltest wohl nicht mein, Wohl nicht ganz die Meine seyn? Wolltest mit dem lieben Arm Mich wohl treu und fest umfassen? Mit mir theilen Lust und Harm, Einst an meiner Brust erblassen, Mir zur Seite schlafen gehn, Mir zur Seiten auferstehn? Rosa, Schwester, komm mit mir. Lass uns im verschneyten Garten, Im verstörten Blumrevier, Blumen, die die Stürme sparten, Blumen suchen, und daraus Winden einen trauten Strauss. Hier ist falber Rosmarin; Hier ist ein Resedasprössling, Hier der Myrte Immergrün, Hier ein später Nelkenschössling. Rosen und Vergissmeinnicht, Liebes Mädchen, find' ich nicht. Sage, meine Liebliche, Meine Süsse, meine Reine, Meine Sehnsuchtswürdige, Meine auserwählte Eine, Sage: wolltest wohl nicht mein, Wohl nicht ganz die Meine seyn? Wolltest mit dem lieben Arm Mich wohl treu und fest umfassen? Mit mir theilen Lust und Harm, Einst an meiner Brust erblassen, Mir zur Seite schlafen gehn, Mir zur Seiten auferstehn? Rosa, Schwester, komm mit mir. Lass uns im verschneyten Garten, Im verstörten Blumrevier, Blumen, die die Stürme sparten, Blumen suchen, und daraus Winden einen trauten Strauss. Hier ist falber Rosmarin; Hier ist ein Resedasprössling, Hier der Myrte Immergrün, Hier ein später Nelkenschössling. Rosen und Vergissmeinnicht, Liebes Mädchen, find' ich nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0089" n="73"/> </l> <lg n="7"> <l>Sage, meine Liebliche,</l><lb/> <l>Meine Süsse, meine Reine,</l><lb/> <l>Meine Sehnsuchtswürdige,</l><lb/> <l>Meine auserwählte Eine,</l><lb/> <l>Sage: wolltest wohl nicht mein,</l><lb/> <l>Wohl nicht ganz die Meine seyn?</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wolltest mit dem lieben Arm</l><lb/> <l>Mich wohl treu und fest umfassen?</l><lb/> <l>Mit mir theilen Lust und Harm,</l><lb/> <l>Einst an meiner Brust erblassen,</l><lb/> <l>Mir zur Seite schlafen gehn,</l><lb/> <l>Mir zur Seiten auferstehn?</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Rosa, Schwester, komm mit mir.</l><lb/> <l>Lass uns im verschneyten Garten,</l><lb/> <l>Im verstörten Blumrevier,</l><lb/> <l>Blumen, die die Stürme sparten,</l><lb/> <l>Blumen suchen, und daraus</l><lb/> <l>Winden einen trauten Strauss.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Hier ist falber Rosmarin;</l><lb/> <l>Hier ist ein Resedasprössling,</l><lb/> <l>Hier der Myrte Immergrün,</l><lb/> <l>Hier ein später Nelkenschössling.</l><lb/> <l>Rosen und Vergissmeinnicht,</l><lb/> <l>Liebes Mädchen, find' ich nicht.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0089]
Sage, meine Liebliche,
Meine Süsse, meine Reine,
Meine Sehnsuchtswürdige,
Meine auserwählte Eine,
Sage: wolltest wohl nicht mein,
Wohl nicht ganz die Meine seyn?
Wolltest mit dem lieben Arm
Mich wohl treu und fest umfassen?
Mit mir theilen Lust und Harm,
Einst an meiner Brust erblassen,
Mir zur Seite schlafen gehn,
Mir zur Seiten auferstehn?
Rosa, Schwester, komm mit mir.
Lass uns im verschneyten Garten,
Im verstörten Blumrevier,
Blumen, die die Stürme sparten,
Blumen suchen, und daraus
Winden einen trauten Strauss.
Hier ist falber Rosmarin;
Hier ist ein Resedasprössling,
Hier der Myrte Immergrün,
Hier ein später Nelkenschössling.
Rosen und Vergissmeinnicht,
Liebes Mädchen, find' ich nicht.
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