Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Wüsst' ich, dass im Tannenthal, In des Golchaberges Gründen, Auf dem alten Schanzenwall Noch die wilden Nelken stünden -- Dich zu kränzen, Preisliche, Flög' ich hin durch Eis und Schnee! Aber ach! der barsche Nord Hat die Zarten weggeblasen. Kaum die Stengel, halb verdorrt, Stehn noch auf dem welken Rasen Nimm indess von lieber Hand Dieses apfelgrüne Band. Lass es dir vom weissen Hut Um die braunen Locken schwirren, Oder seine grüne Fluth An dem hohen Busen girren. Aber lass sein leises Flehn Auch nicht unerhört verwehn. Sieh, es fleht: Gedenke mein, In des Morgens Rosenschimmer! In des Mondes blassem Schein, Wann er seine Silberflimmer Auf dein einsam Lager giesst, Einsam deine Thräne fliesst. Wüsst' ich, dass im Tannenthal, In des Golchaberges Gründen, Auf dem alten Schanzenwall Noch die wilden Nelken stünden — Dich zu kränzen, Preisliche, Flög' ich hin durch Eis und Schnee! Aber ach! der barsche Nord Hat die Zarten weggeblasen. Kaum die Stengel, halb verdorrt, Stehn noch auf dem welken Rasen Nimm indess von lieber Hand Dieses apfelgrüne Band. Lass es dir vom weissen Hut Um die braunen Locken schwirren, Oder seine grüne Fluth An dem hohen Busen girren. Aber lass sein leises Flehn Auch nicht unerhört verwehn. Sieh, es fleht: Gedenke mein, In des Morgens Rosenschimmer! In des Mondes blassem Schein, Wann er seine Silberflimmer Auf dein einsam Lager giesst, Einsam deine Thräne fliesst. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0090" n="74"/> </l> <lg n="11"> <l>Wüsst' ich, dass im Tannenthal,</l><lb/> <l>In des Golchaberges Gründen,</l><lb/> <l>Auf dem alten Schanzenwall</l><lb/> <l>Noch die wilden Nelken stünden —</l><lb/> <l>Dich zu kränzen, Preisliche,</l><lb/> <l>Flög' ich hin durch Eis und Schnee!</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Aber ach! der barsche Nord</l><lb/> <l>Hat die Zarten weggeblasen.</l><lb/> <l>Kaum die Stengel, halb verdorrt,</l><lb/> <l>Stehn noch auf dem welken Rasen</l><lb/> <l>Nimm indess von lieber Hand</l><lb/> <l>Dieses apfelgrüne Band.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Lass es dir vom weissen Hut</l><lb/> <l>Um die braunen Locken schwirren,</l><lb/> <l>Oder seine grüne Fluth</l><lb/> <l>An dem hohen Busen girren.</l><lb/> <l>Aber lass sein leises Flehn</l><lb/> <l>Auch nicht unerhört verwehn.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Sieh, es fleht: Gedenke mein,</l><lb/> <l>In des Morgens Rosenschimmer!</l><lb/> <l>In des Mondes blassem Schein,</l><lb/> <l>Wann er seine Silberflimmer</l><lb/> <l>Auf dein einsam Lager giesst,</l><lb/> <l>Einsam deine Thräne fliesst.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0090]
Wüsst' ich, dass im Tannenthal,
In des Golchaberges Gründen,
Auf dem alten Schanzenwall
Noch die wilden Nelken stünden —
Dich zu kränzen, Preisliche,
Flög' ich hin durch Eis und Schnee!
Aber ach! der barsche Nord
Hat die Zarten weggeblasen.
Kaum die Stengel, halb verdorrt,
Stehn noch auf dem welken Rasen
Nimm indess von lieber Hand
Dieses apfelgrüne Band.
Lass es dir vom weissen Hut
Um die braunen Locken schwirren,
Oder seine grüne Fluth
An dem hohen Busen girren.
Aber lass sein leises Flehn
Auch nicht unerhört verwehn.
Sieh, es fleht: Gedenke mein,
In des Morgens Rosenschimmer!
In des Mondes blassem Schein,
Wann er seine Silberflimmer
Auf dein einsam Lager giesst,
Einsam deine Thräne fliesst.
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