Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Odin. Ein Pilger bin ich, du kennst ihn nicht. Eines Kriegers Sohn, du nennst ihn nicht. Was droben vorgeht, meld' ich dir. Was drunten begegnet, melde mir. Für wen ist der schimmernde Tisch bereitet, Für wen das güldene Bette gebreitet? Drude. Siehst du nicht im Becher blank Schäumen der Biene süssen Trank? Drüben hangt der goldne Schild. Für Baldern ist der Becher gefüllt. Balders Haupt ist dem Tode gegeben. Auch enden muss der Asen Leben. Ungern red' ich, fremder Gast, Stöhre nicht ferner der Müden Rast. Odin. Ich beschwör' und banne dich. Auf, Prophetinn, auf und sprich. Wer ist, der Odin's Sohn bedroht, Wer ist es, der ihm bringt den Tod? Drude. Hoder ists, der Baldern droht, Dem Bruder bringt der Bruder den Tod. Odin. Ein Pilger bin ich, du kennst ihn nicht. Eines Kriegers Sohn, du nennst ihn nicht. Was droben vorgeht, meld' ich dir. Was drunten begegnet, melde mir. Für wen ist der schimmernde Tisch bereitet, Für wen das güldene Bette gebreitet? Drude. Siehst du nicht im Becher blank Schäumen der Biene süſsen Trank? Drüben hangt der goldne Schild. Für Baldern ist der Becher gefüllt. Balders Haupt ist dem Tode gegeben. Auch enden muſs der Asen Leben. Ungern red' ich, fremder Gast, Stöhre nicht ferner der Müden Rast. Odin. Ich beschwör' und banne dich. Auf, Prophetinn, auf und sprich. Wer ist, der Odin's Sohn bedroht, Wer ist es, der ihm bringt den Tod? Drude. Hoder ists, der Baldern droht, Dem Bruder bringt der Bruder den Tod. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0120" n="100"/> <lg> <head>Odin.</head><lb/> <lg n="4"> <l>Ein Pilger bin ich, du kennst ihn nicht.</l><lb/> <l>Eines Kriegers Sohn, du nennst ihn nicht.</l><lb/> <l>Was droben vorgeht, meld' ich dir.</l><lb/> <l>Was drunten begegnet, melde mir.</l><lb/> <l>Für wen ist der schimmernde Tisch bereitet,</l><lb/> <l>Für wen das güldene Bette gebreitet?</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head>Drude.</head><lb/> <lg n="5"> <l>Siehst du nicht im Becher blank</l><lb/> <l>Schäumen der Biene süſsen Trank?</l><lb/> <l>Drüben hangt der goldne Schild.</l><lb/> <l>Für Baldern ist der Becher gefüllt.</l><lb/> <l>Balders Haupt ist dem Tode gegeben.</l><lb/> <l>Auch enden muſs der Asen Leben.</l><lb/> <l>Ungern red' ich, fremder Gast,</l><lb/> <l>Stöhre nicht ferner der Müden Rast.</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head>Odin.</head><lb/> <lg n="6"> <l>Ich beschwör' und banne dich.</l><lb/> <l>Auf, Prophetinn, auf und sprich.</l><lb/> <l>Wer ist, der Odin's Sohn bedroht,</l><lb/> <l>Wer ist es, der ihm bringt den Tod?</l> </lg> </lg><lb/> <lg> <head>Drude.</head><lb/> <lg n="7"> <l>Hoder ists, der Baldern droht,</l><lb/> <l>Dem Bruder bringt der Bruder den Tod.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0120]
Odin.
Ein Pilger bin ich, du kennst ihn nicht.
Eines Kriegers Sohn, du nennst ihn nicht.
Was droben vorgeht, meld' ich dir.
Was drunten begegnet, melde mir.
Für wen ist der schimmernde Tisch bereitet,
Für wen das güldene Bette gebreitet?
Drude.
Siehst du nicht im Becher blank
Schäumen der Biene süſsen Trank?
Drüben hangt der goldne Schild.
Für Baldern ist der Becher gefüllt.
Balders Haupt ist dem Tode gegeben.
Auch enden muſs der Asen Leben.
Ungern red' ich, fremder Gast,
Stöhre nicht ferner der Müden Rast.
Odin.
Ich beschwör' und banne dich.
Auf, Prophetinn, auf und sprich.
Wer ist, der Odin's Sohn bedroht,
Wer ist es, der ihm bringt den Tod?
Drude.
Hoder ists, der Baldern droht,
Dem Bruder bringt der Bruder den Tod.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |