Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.Dort, wo am flachern Strande Die Welle leiser grollt, Wallt, Schwester, unsre Traute, Umglänzt von Hespers Gold. Schürzt, Zephyrs, eure Hüften, Bringt ihr Mariens Kuss. Rollt rascher, rege Wellen, Rauscht ihr des Dichters Gruss. Dort wo aus Espenwipfeln Begeistrung niederbraust, Wo güldne Träume gaukeln, Und süsse Schwermuth haust; Dort üb' ich schöne Pflichten, Und pfleg' erhabner Ruh; Dort schleusst mir einst die Wimper Der Horen schönste zu. Auch schläft im Ring der Weiden Schon ein holdselig Paar. Es schläft mein süsses Mägdlein Mit Augen sternenklar. Es schläft zu Juliens Linken Mein freundlicher Emil. Schlaft, Lieblinge. -- Bald säuselt Auch uns die Palm' am Ziel! Dort, wo am flachern Strande Die Welle leiser grollt, Wallt, Schwester, unsre Traute, Umglänzt von Hespers Gold. Schürzt, Zephyrs, eure Hüften, Bringt ihr Mariens Kuſs. Rollt rascher, rege Wellen, Rauscht ihr des Dichters Gruſs. Dort wo aus Espenwipfeln Begeistrung niederbraust, Wo güldne Träume gaukeln, Und süſse Schwermuth haust; Dort üb' ich schöne Pflichten, Und pfleg' erhabner Ruh; Dort schleuſst mir einst die Wimper Der Horen schönste zu. Auch schläft im Ring der Weiden Schon ein holdselig Paar. Es schläft mein süſses Mägdlein Mit Augen sternenklar. Es schläft zu Juliens Linken Mein freundlicher Emil. Schlaft, Lieblinge. — Bald säuselt Auch uns die Palm' am Ziel! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0156" n="136"/> <lg n="11"> <l>Dort, wo am flachern Strande</l><lb/> <l>Die Welle leiser grollt,</l><lb/> <l>Wallt, Schwester, unsre Traute,</l><lb/> <l>Umglänzt von Hespers Gold.</l><lb/> <l>Schürzt, Zephyrs, eure Hüften,</l><lb/> <l>Bringt ihr Mariens Kuſs.</l><lb/> <l>Rollt rascher, rege Wellen,</l><lb/> <l>Rauscht ihr des Dichters Gruſs.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Dort wo aus Espenwipfeln</l><lb/> <l>Begeistrung niederbraust,</l><lb/> <l>Wo güldne Träume gaukeln,</l><lb/> <l>Und süſse Schwermuth haust;</l><lb/> <l>Dort üb' ich schöne Pflichten,</l><lb/> <l>Und pfleg' erhabner Ruh;</l><lb/> <l>Dort schleuſst mir einst die Wimper</l><lb/> <l>Der Horen schönste zu.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Auch schläft im Ring der Weiden</l><lb/> <l>Schon ein holdselig Paar.</l><lb/> <l>Es schläft mein süſses Mägdlein</l><lb/> <l>Mit Augen sternenklar.</l><lb/> <l>Es schläft zu <hi rendition="#g">Juliens</hi> Linken</l><lb/> <l>Mein freundlicher <hi rendition="#g">Emil</hi>.</l><lb/> <l>Schlaft, Lieblinge. — Bald säuselt</l><lb/> <l>Auch uns die Palm' am Ziel!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0156]
Dort, wo am flachern Strande
Die Welle leiser grollt,
Wallt, Schwester, unsre Traute,
Umglänzt von Hespers Gold.
Schürzt, Zephyrs, eure Hüften,
Bringt ihr Mariens Kuſs.
Rollt rascher, rege Wellen,
Rauscht ihr des Dichters Gruſs.
Dort wo aus Espenwipfeln
Begeistrung niederbraust,
Wo güldne Träume gaukeln,
Und süſse Schwermuth haust;
Dort üb' ich schöne Pflichten,
Und pfleg' erhabner Ruh;
Dort schleuſst mir einst die Wimper
Der Horen schönste zu.
Auch schläft im Ring der Weiden
Schon ein holdselig Paar.
Es schläft mein süſses Mägdlein
Mit Augen sternenklar.
Es schläft zu Juliens Linken
Mein freundlicher Emil.
Schlaft, Lieblinge. — Bald säuselt
Auch uns die Palm' am Ziel!
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