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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.

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VII.
So wusste schon in grauer Vorwelt Tagen,
Als luftgeschwellte Bälge noch nicht
hauchten

Und noch der Orgel Kehlen alle schliefen,
Der Saitenkundige Timotheus
Die Seele mächtig zu beherrschen,
In süsse Wehmuth itzt sie einzugirren
Mit leiser Flöten sanftem Klageton,
Zu Raserey sie dann emporzustürmen
Mit jedem Dämon, den die Lyra bannt.
Doch itzt erschien Cäcilia,
Cäcilia, die Gottbegeisterte,
Erfand den Pallast heil'ger Harmonieen,
Erweiterte mit eingepflanzter Weisheit
Und hoher Kunst des Tonreichs enge
Gränzen,

Verlängerte die vollen Feyertöne,
Liess einzeln itzt des Prachtbau's Kehlen
gurgeln,

Liess tausendstimmig nun den heilgen Päan
brausen.

Reiche, Timotheus, dann der heiligen Jungfrau die
Palme,

Oder ihr Kämpfenden theilt beyde den ehren-
den Kranz.

C 2

VII.
So wuſste schon in grauer Vorwelt Tagen,
Als luftgeschwellte Bälge noch nicht
hauchten

Und noch der Orgel Kehlen alle schliefen,
Der Saitenkundige Timotheus
Die Seele mächtig zu beherrschen,
In süſse Wehmuth itzt sie einzugirren
Mit leiser Flöten sanftem Klageton,
Zu Raserey sie dann emporzustürmen
Mit jedem Dämon, den die Lyra bannt.
Doch itzt erschien Cäcilia,
Cäcilia, die Gottbegeisterte,
Erfand den Pallast heil'ger Harmonieen,
Erweiterte mit eingepflanzter Weisheit
Und hoher Kunst des Tonreichs enge
Gränzen,

Verlängerte die vollen Feyertöne,
Lieſs einzeln itzt des Prachtbau's Kehlen
gurgeln,

Lieſs tausendstimmig nun den heilgen Päan
brausen.

Reiche, Timotheus, dann der heiligen Jungfrau die
Palme,

Oder ihr Kämpfenden theilt beyde den ehren-
den Kranz.

C 2
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[35/0055] VII. So wuſste schon in grauer Vorwelt Tagen, Als luftgeschwellte Bälge noch nicht hauchten Und noch der Orgel Kehlen alle schliefen, Der Saitenkundige Timotheus Die Seele mächtig zu beherrschen, In süſse Wehmuth itzt sie einzugirren Mit leiser Flöten sanftem Klageton, Zu Raserey sie dann emporzustürmen Mit jedem Dämon, den die Lyra bannt. Doch itzt erschien Cäcilia, Cäcilia, die Gottbegeisterte, Erfand den Pallast heil'ger Harmonieen, Erweiterte mit eingepflanzter Weisheit Und hoher Kunst des Tonreichs enge Gränzen, Verlängerte die vollen Feyertöne, Lieſs einzeln itzt des Prachtbau's Kehlen gurgeln, Lieſs tausendstimmig nun den heilgen Päan brausen. Reiche, Timotheus, dann der heiligen Jungfrau die Palme, Oder ihr Kämpfenden theilt beyde den ehren- den Kranz. C 2

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen03_1802/55>, abgerufen am 21.11.2024.