Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.Grenelle, denn man kann nicht einmal einige Tropfen Grenelle, denn man kann nicht einmal einige Tropfen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0112" n="108"/> Grenelle, denn man kann nicht einmal einige Tropfen<lb/> heraus <hi rendition="#g">pumpen,</hi> sie ist voͤllig trocken. Das große Was-<lb/> serbecken, welches in einer betraͤchtlichen Hoͤhe in der durch-<lb/> brochenen Mitte steht, sieht nun natuͤrlich aus wie ein<lb/> runder Theetisch, den man eben so da hingesetzt hat, und<lb/> das macht mit der Umgebung einen drolligen Contrast.<lb/> Ueberhaupt ist das ganze Monument aͤußerst schmutzig und<lb/> uͤbel unterhalten. — Um fuͤr die getaͤuschte Erwartung<lb/> Sie schadlos zu halten, werfen Sie einen Blick auf den<lb/> schoͤnen Markt selbst, der durch seine Groͤße und sein le-<lb/> bendiges Gewuͤhl bei weitem interessanter ist, als jenes<lb/> nutzlose Werk der Baukunst. Da sitzen in endlosen Rei-<lb/> hen unendlich dicke Weiber, Poissardes genannt, unter<lb/> großen Regenschirmen, die 8 bis 10 Fuß im Durchmesser<lb/> haben, und, von oben herabgesehen, ein Dach bilden,<lb/> welches dem der alten roͤmischen Soldaten gleicht, wenn<lb/> sie bey dem Manoͤver <hi rendition="#g">Schildkroͤte</hi> genannt, mit uͤber-<lb/> geworfenen Schildern anruͤckten. Diese Schirme sind aber<lb/> nicht das Eigenthum der Weiber, sondern sie werden auf<lb/> dem Marke (ich weiß nicht, fuͤr wessen Rechnung) um<lb/> einige Sous vermiethet. — Hier nun, vor Regen und<lb/> Sonnenstrahlen bedeckt, bewundern Sie die Butterberge,<lb/> das Fischgewimmel, die Eyermagazine, die Birn-und Ae-<lb/> pfelthuͤrme, die Blumengaͤrten, die unendlichen Weintrau-<lb/> ben und andere Obstsorten, das bunte Gemisch von Zuge-<lb/> muͤse, worunter besonders der große, blendendweiße und<lb/> sehr niedlich aufgeschichtete Blumenkohl sich vorzuͤglich gut<lb/> außnimmt; horchen sie dazwischen ein wenig auf das kraͤf-<lb/> tige patois der staͤmmigen Verkaͤuferinnen, (von deren<lb/> Energie Sie uͤbrigens jetzt nichts zu befuͤrchten haben),<lb/> und wenn Jhnen der Anblick von so vielen Leckereien Ap-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0112]
Grenelle, denn man kann nicht einmal einige Tropfen
heraus pumpen, sie ist voͤllig trocken. Das große Was-
serbecken, welches in einer betraͤchtlichen Hoͤhe in der durch-
brochenen Mitte steht, sieht nun natuͤrlich aus wie ein
runder Theetisch, den man eben so da hingesetzt hat, und
das macht mit der Umgebung einen drolligen Contrast.
Ueberhaupt ist das ganze Monument aͤußerst schmutzig und
uͤbel unterhalten. — Um fuͤr die getaͤuschte Erwartung
Sie schadlos zu halten, werfen Sie einen Blick auf den
schoͤnen Markt selbst, der durch seine Groͤße und sein le-
bendiges Gewuͤhl bei weitem interessanter ist, als jenes
nutzlose Werk der Baukunst. Da sitzen in endlosen Rei-
hen unendlich dicke Weiber, Poissardes genannt, unter
großen Regenschirmen, die 8 bis 10 Fuß im Durchmesser
haben, und, von oben herabgesehen, ein Dach bilden,
welches dem der alten roͤmischen Soldaten gleicht, wenn
sie bey dem Manoͤver Schildkroͤte genannt, mit uͤber-
geworfenen Schildern anruͤckten. Diese Schirme sind aber
nicht das Eigenthum der Weiber, sondern sie werden auf
dem Marke (ich weiß nicht, fuͤr wessen Rechnung) um
einige Sous vermiethet. — Hier nun, vor Regen und
Sonnenstrahlen bedeckt, bewundern Sie die Butterberge,
das Fischgewimmel, die Eyermagazine, die Birn-und Ae-
pfelthuͤrme, die Blumengaͤrten, die unendlichen Weintrau-
ben und andere Obstsorten, das bunte Gemisch von Zuge-
muͤse, worunter besonders der große, blendendweiße und
sehr niedlich aufgeschichtete Blumenkohl sich vorzuͤglich gut
außnimmt; horchen sie dazwischen ein wenig auf das kraͤf-
tige patois der staͤmmigen Verkaͤuferinnen, (von deren
Energie Sie uͤbrigens jetzt nichts zu befuͤrchten haben),
und wenn Jhnen der Anblick von so vielen Leckereien Ap-
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