Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.de Brie, oder de Neufchatel, oder auch Chester-Kä- So herrlich und überschwenglich sind freilich nur die Wer wohlfeil leben will oder muß, findet auch da- de Brie, oder de Neufchatel, oder auch Chester-Kaͤ- So herrlich und uͤberschwenglich sind freilich nur die Wer wohlfeil leben will oder muß, findet auch da- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0179" n="175"/> de Brie, oder de Neufchatel, oder auch <hi rendition="#g">Chester-Kaͤ-<lb/> se</hi> nicht verschmaͤhen. Die ganze Mahlzeit aber kann<lb/> er reichlich mit <hi rendition="#g">zwei und zwanzig</hi> Arten <hi rendition="#g">rothen,</hi><lb/> und <hi rendition="#g">siebenzehen</hi> Arten <hi rendition="#g">weißen Weines</hi> anfeuch-<lb/> ten, wobei es ihm gaͤnzlich frei steht, eine Bouteille <hi rendition="#g">gu-<lb/> ten</hi> Tischwein fuͤr 6 Groschen, oder eine Bouteille Clos<lb/> Vougeot fuͤr 2 Thaler zu trinken. Am Ende warten<lb/> noch <hi rendition="#g">sieben</hi> Gattungen der <hi rendition="#g">Liqueurweine</hi> auf<lb/> ihn, die aber nur in kleinen Glaͤsern verschenkt werden,<lb/> und nach dem <hi rendition="#g">Kaffé</hi> kann er, wenn es ihm beliebt,<lb/> noch aus <hi rendition="#g">sechszehn Liqueurs</hi> denjenigen waͤhlen,<lb/> der ihm der Ehre des <hi rendition="#g">gaͤnzlichen Beschließens</hi><lb/> am wuͤrdigsten scheint.</p><lb/> <p>So herrlich und uͤberschwenglich sind freilich nur die<lb/> ersten Restaurateurs eingerichtet; man glaube aber doch<lb/> ja nicht, daß man selbst bei <hi rendition="#g">diesen</hi> außerordentlich<lb/> theuer zehre. Jch habe oft bei Very gespeist, auch bei<lb/> Naudet, ich habe mir nichts abgehen lassen, da man<lb/> aber doch gewoͤhnlich nur von vier oder fuͤnf Schuͤsseln<lb/> ißt, so kann man, <hi rendition="#g">guten</hi> Wein mitgerechnet, selten<lb/> mehr als zwei Thaler ausgeben. Speist man etwa mit<lb/> einem Freunde in Gesellschaft, so hat man den Vor-<lb/> theil, doppelt so viele unbekannte Schuͤsseln <hi rendition="#g">versuchen</hi><lb/> zu koͤnnen, indem beide sich immer nur <hi rendition="#g">eine</hi> Portion<lb/> geben lassen. Der Wein wird zwar in ganzen Bouteil-<lb/> len aufgesetzt; trinkt man aber nur die Haͤlfte, so be-<lb/> zahlt man auch nicht mehr.</p><lb/> <p>Wer wohlfeil leben will oder muß, findet auch da-<lb/> fuͤr gesorgt. Es giebt <hi rendition="#g">viele</hi> Restaurateurs, bei denen<lb/> man fuͤr 40, ja fuͤr 36 Sous (etwa 11 bis 12 Groschen)<lb/> folgendes erhaͤlt: Suppe, Rindfleisch, noch zwei andere<lb/> Fleischspeisen, eine Zwischenschuͤssel, Brod so viel beliebt,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0179]
de Brie, oder de Neufchatel, oder auch Chester-Kaͤ-
se nicht verschmaͤhen. Die ganze Mahlzeit aber kann
er reichlich mit zwei und zwanzig Arten rothen,
und siebenzehen Arten weißen Weines anfeuch-
ten, wobei es ihm gaͤnzlich frei steht, eine Bouteille gu-
ten Tischwein fuͤr 6 Groschen, oder eine Bouteille Clos
Vougeot fuͤr 2 Thaler zu trinken. Am Ende warten
noch sieben Gattungen der Liqueurweine auf
ihn, die aber nur in kleinen Glaͤsern verschenkt werden,
und nach dem Kaffé kann er, wenn es ihm beliebt,
noch aus sechszehn Liqueurs denjenigen waͤhlen,
der ihm der Ehre des gaͤnzlichen Beschließens
am wuͤrdigsten scheint.
So herrlich und uͤberschwenglich sind freilich nur die
ersten Restaurateurs eingerichtet; man glaube aber doch
ja nicht, daß man selbst bei diesen außerordentlich
theuer zehre. Jch habe oft bei Very gespeist, auch bei
Naudet, ich habe mir nichts abgehen lassen, da man
aber doch gewoͤhnlich nur von vier oder fuͤnf Schuͤsseln
ißt, so kann man, guten Wein mitgerechnet, selten
mehr als zwei Thaler ausgeben. Speist man etwa mit
einem Freunde in Gesellschaft, so hat man den Vor-
theil, doppelt so viele unbekannte Schuͤsseln versuchen
zu koͤnnen, indem beide sich immer nur eine Portion
geben lassen. Der Wein wird zwar in ganzen Bouteil-
len aufgesetzt; trinkt man aber nur die Haͤlfte, so be-
zahlt man auch nicht mehr.
Wer wohlfeil leben will oder muß, findet auch da-
fuͤr gesorgt. Es giebt viele Restaurateurs, bei denen
man fuͤr 40, ja fuͤr 36 Sous (etwa 11 bis 12 Groschen)
folgendes erhaͤlt: Suppe, Rindfleisch, noch zwei andere
Fleischspeisen, eine Zwischenschuͤssel, Brod so viel beliebt,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |