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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.

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Sie. Ach ich war vormals sehr bekannt hier, ich
hatte die Bude zum goldnen Reif.

Er. Die große Bude rechter Hand, wo man Da-
mensreifröcke verkaufte?

Sie. Ganz recht. Da hauseten wir von Vater auf
Sohn seit 56 Jahren, aber seit der Revolution --

Er. Ach ja! Adjeu paniers *), vendanges sont fai-
tes, wie das Liedchen sagt. Mir geht es eben so. Jch
war Frauenschneider, ich machte Schnürbrüsten, und
meine Frau Hauben a Carcasse.

Sie. (seufzend) Wenn man jene Zeiten mit den
jetzigen vergleicht --

Er. Welch ein Unterschied!

Sie. (eine junge Person betrachtend, die eben vor-
übergeht) Ach du lieber Gott! sehen Sie doch nur ein-
mal die Figur.

Er. Die Dame en robe de linon?

Sie. Ja, im März Linon über das Hemde gezogen.

Er. O das geschieht auch im Januar.

Sie. Sieht sie nicht aus wie ein Holzbündel? und
bemerken Sie nur, wie ihr der Rock so eng um die Len-
den schlägt.

Er. Aerger als eine Hose.

Sie. (den Fächer vorhaltend) Fi l'horreur!

Er. Das geschieht um die Formen zu zeichnen,
nicht die Form der Taille, sondern --

Sie. Fi donc! fi donc!

Er. Selbst die Kinder machen diese Thorheit schon
nach. Jch habe eine kleine Tochter von sechs Jahren,
als die gestern mit ihrer Schwester spielte, nahm sie

*) Ein unübersetzbares Wortspiel. Panier heißt ein Korb,
und auch ein Reifrock.

Sie. Ach ich war vormals sehr bekannt hier, ich
hatte die Bude zum goldnen Reif.

Er. Die große Bude rechter Hand, wo man Da-
mensreifroͤcke verkaufte?

Sie. Ganz recht. Da hauseten wir von Vater auf
Sohn seit 56 Jahren, aber seit der Revolution —

Er. Ach ja! Adjeu paniers *), vendanges sont fai-
tes, wie das Liedchen sagt. Mir geht es eben so. Jch
war Frauenschneider, ich machte Schnuͤrbruͤsten, und
meine Frau Hauben à Carcasse.

Sie. (seufzend) Wenn man jene Zeiten mit den
jetzigen vergleicht —

Er. Welch ein Unterschied!

Sie. (eine junge Person betrachtend, die eben vor-
uͤbergeht) Ach du lieber Gott! sehen Sie doch nur ein-
mal die Figur.

Er. Die Dame en robe de linon?

Sie. Ja, im Maͤrz Linon uͤber das Hemde gezogen.

Er. O das geschieht auch im Januar.

Sie. Sieht sie nicht aus wie ein Holzbuͤndel? und
bemerken Sie nur, wie ihr der Rock so eng um die Len-
den schlaͤgt.

Er. Aerger als eine Hose.

Sie. (den Faͤcher vorhaltend) Fi l'horreur!

Er. Das geschieht um die Formen zu zeichnen,
nicht die Form der Taille, sondern —

Sie. Fi donc! fi donc!

Er. Selbst die Kinder machen diese Thorheit schon
nach. Jch habe eine kleine Tochter von sechs Jahren,
als die gestern mit ihrer Schwester spielte, nahm sie

*) Ein unuͤbersetzbares Wortspiel. Panier heißt ein Korb,
und auch ein Reifrock.
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[178/0182] Sie. Ach ich war vormals sehr bekannt hier, ich hatte die Bude zum goldnen Reif. Er. Die große Bude rechter Hand, wo man Da- mensreifroͤcke verkaufte? Sie. Ganz recht. Da hauseten wir von Vater auf Sohn seit 56 Jahren, aber seit der Revolution — Er. Ach ja! Adjeu paniers *), vendanges sont fai- tes, wie das Liedchen sagt. Mir geht es eben so. Jch war Frauenschneider, ich machte Schnuͤrbruͤsten, und meine Frau Hauben à Carcasse. Sie. (seufzend) Wenn man jene Zeiten mit den jetzigen vergleicht — Er. Welch ein Unterschied! Sie. (eine junge Person betrachtend, die eben vor- uͤbergeht) Ach du lieber Gott! sehen Sie doch nur ein- mal die Figur. Er. Die Dame en robe de linon? Sie. Ja, im Maͤrz Linon uͤber das Hemde gezogen. Er. O das geschieht auch im Januar. Sie. Sieht sie nicht aus wie ein Holzbuͤndel? und bemerken Sie nur, wie ihr der Rock so eng um die Len- den schlaͤgt. Er. Aerger als eine Hose. Sie. (den Faͤcher vorhaltend) Fi l'horreur! Er. Das geschieht um die Formen zu zeichnen, nicht die Form der Taille, sondern — Sie. Fi donc! fi donc! Er. Selbst die Kinder machen diese Thorheit schon nach. Jch habe eine kleine Tochter von sechs Jahren, als die gestern mit ihrer Schwester spielte, nahm sie *) Ein unuͤbersetzbares Wortspiel. Panier heißt ein Korb, und auch ein Reifrock.

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/182>, abgerufen am 21.11.2024.