Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.sten Haß nähren die Schweizer gegen den General Ander- Baden, in der Schweiz. Hier fand ich eine Verordnung des Sittengerich- sten Haß naͤhren die Schweizer gegen den General Ander- Baden, in der Schweiz. Hier fand ich eine Verordnung des Sittengerich- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="28"/> sten Haß naͤhren die Schweizer gegen den General Ander-<lb/> matt, den <hi rendition="#g">Bombardierer</hi> von Zuͤrich. Er lebt auf<lb/> seinem Landgute ruhig, weil die tiefste Verachtung ihn<lb/> schuͤtzt. Auf die Russen sind sie auch nicht gut zu spre-<lb/> chen. Sie ruͤhmen dem General Korsakoff nach, daß er<lb/> die Bibliothek fleißig besucht, und sich fuͤr die Wissenschaf-<lb/> ten interessirt habe; uͤbrigens aber halten sie ihn fuͤr kei-<lb/> nen geschickten General. Als man ihm rapportirte, die<lb/> Franzosen haͤtten bereits einen Berg besetzt, der Zuͤrich<lb/> dominirt, sagte er: tant mieux! c'est là que je les at-<lb/> tendois. Gleich darauf mußte er aber retiriren, und<lb/> wußte nicht einmahl, aus welchem Thore er seine Flucht<lb/> bewerkstelligen sollte; die Zuͤricher mußten ihm den Weg<lb/> zeigen. Seine Bagage gieng dennoch verloren; die Fran-<lb/> zoͤsischen Husaren machten große Beute, und hatten der<lb/> beschwerlichen Laubthaler so viele in ihren Muͤzzen, daß<lb/> sie gern zehn bis fuͤnfzehn fuͤr einen Louisd'or im Golde<lb/> gaben, weil sie das Gold leichter fortbringen konnten. —<lb/> Jn der That muß man hierher nach Zuͤrich reisen, um<lb/> aus jedem Munde eine Menge von merkwuͤrdigen Anekdo-<lb/> ten zu hoͤren, die gar nicht bekannt geworden sind, und<lb/> dennoch ein helles Licht auf die damaligen Begebenheiten<lb/> werfen.</p><lb/> <p>Baden, in der Schweiz.</p><lb/> <p>Hier fand ich eine Verordnung des <hi rendition="#g">Sittengerich-<lb/> tes</hi> angeschlagen, die eben kein Kompliment fuͤr den Geist<lb/> unserer Zeit ist. Sie soll im Ganzen eine anstaͤndigere<lb/> Beobachtung der Sonntagsfeier einschaͤrfen: sie verbietet<lb/> Spielen, Tanzen, Vogelschießen, Fischefangen, Schwim-<lb/> men u. dgl. am Sonntage, und befiehlt: „daß alle ver-<lb/> heirathete Buͤrger in der Kirche in <hi rendition="#g">Maͤnteln,</hi> die ledi-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0032]
sten Haß naͤhren die Schweizer gegen den General Ander-
matt, den Bombardierer von Zuͤrich. Er lebt auf
seinem Landgute ruhig, weil die tiefste Verachtung ihn
schuͤtzt. Auf die Russen sind sie auch nicht gut zu spre-
chen. Sie ruͤhmen dem General Korsakoff nach, daß er
die Bibliothek fleißig besucht, und sich fuͤr die Wissenschaf-
ten interessirt habe; uͤbrigens aber halten sie ihn fuͤr kei-
nen geschickten General. Als man ihm rapportirte, die
Franzosen haͤtten bereits einen Berg besetzt, der Zuͤrich
dominirt, sagte er: tant mieux! c'est là que je les at-
tendois. Gleich darauf mußte er aber retiriren, und
wußte nicht einmahl, aus welchem Thore er seine Flucht
bewerkstelligen sollte; die Zuͤricher mußten ihm den Weg
zeigen. Seine Bagage gieng dennoch verloren; die Fran-
zoͤsischen Husaren machten große Beute, und hatten der
beschwerlichen Laubthaler so viele in ihren Muͤzzen, daß
sie gern zehn bis fuͤnfzehn fuͤr einen Louisd'or im Golde
gaben, weil sie das Gold leichter fortbringen konnten. —
Jn der That muß man hierher nach Zuͤrich reisen, um
aus jedem Munde eine Menge von merkwuͤrdigen Anekdo-
ten zu hoͤren, die gar nicht bekannt geworden sind, und
dennoch ein helles Licht auf die damaligen Begebenheiten
werfen.
Baden, in der Schweiz.
Hier fand ich eine Verordnung des Sittengerich-
tes angeschlagen, die eben kein Kompliment fuͤr den Geist
unserer Zeit ist. Sie soll im Ganzen eine anstaͤndigere
Beobachtung der Sonntagsfeier einschaͤrfen: sie verbietet
Spielen, Tanzen, Vogelschießen, Fischefangen, Schwim-
men u. dgl. am Sonntage, und befiehlt: „daß alle ver-
heirathete Buͤrger in der Kirche in Maͤnteln, die ledi-
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