Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.Geld für die Barriere, welches für jede Lieue erhoben wird, Geld fuͤr die Barriere, welches fuͤr jede Lieue erhoben wird, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="43"/> Geld fuͤr die Barriere, welches fuͤr jede Lieue erhoben wird,<lb/> und jedesmal 12 Sous ausmacht. Noch nicht genug!<lb/> Sie geben einen Louis zu wechseln, man bringt ihn nach<lb/> einer Viertelstunde zuruͤck, und behauptet, er sey zu leicht,<lb/> Sie muͤssen 20 bis 40 Sous daran verlieren; oder man sagt<lb/> gar, er sey falsch, tauscht auch wohl Jhren aͤchten Louis ge-<lb/> gen einen falschen aus, wie mir wirklich widerfuhr. Oder<lb/> Sie bezahlen in Laubthalern, die nimmt man nicht, weil<lb/> sie beschnitten sind. Oder Sie wollen in kleiner Muͤnze<lb/> bezahlen, die giebt man ihnen zuruͤck, weil sie zu <hi rendition="#g">glatt</hi><lb/> ist, der Stempel darf nicht im Geringsten verwischt seyn.<lb/> Zwar, wenn Sie Gold wechseln, so erhalten Sie sicher<lb/> jedes Mal eine ganze Hand voll solcher glatten Muͤnze<lb/> zuruͤck, und wenn Sie sie nicht nehmen wollen, so bewei-<lb/> set man Jhnen Stuͤck fuͤr Stuͤck, daß sie aͤcht sey, und,<lb/> dem Gesetz zu Folge, Jedermann sie nehmen <hi rendition="#g">muͤsse;</hi><lb/> wollen Sie aber dem nehmlichen Mann einige Minuten<lb/> nachher wieder damit bezahlen, so schlaͤgt er sie ganz tro-<lb/> cken mit den Worten aus: ça n'est pas marqué. Da<lb/> moͤgen Sie sich aͤrgern, wie Sie wollen, es hilft nichts,<lb/> und Sie bringen sicher am Ende eine ganze Tasche voll<lb/> glatter Muͤnze mit nach Paris. — Das ist noch nicht<lb/> Alles. Reisen Sie mit Extrapost, so scheint das gleich-<lb/> sam eine Aufforderung an alle Gastwirthe zu seyn, Sie<lb/> ganz <hi rendition="#g">unverschaͤmt</hi> zu prellen. Sie werden es kaum<lb/> fuͤr moͤglich halten, wenn ich Jhnen sage, daß ich einst<lb/> in einer kleinen Stadt fuͤr einen <hi rendition="#g">Eierkuchen</hi> und eine<lb/> Bouteille <hi rendition="#g">Landwein,</hi> (der an Ort und Stelle 8 bis 12<lb/> Sous kostet) <hi rendition="#g">zwei Laubthaler</hi> habe bezahlen muͤssen.<lb/> Jn großen Staͤdten und Wirthshaͤusern kommt vollends<lb/> noch die unersaͤttliche Habsucht der Domestiken hinzu; in<lb/> Lyon z. B. waren deren nicht weniger als <hi rendition="#g">zehn,</hi> die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0047]
Geld fuͤr die Barriere, welches fuͤr jede Lieue erhoben wird,
und jedesmal 12 Sous ausmacht. Noch nicht genug!
Sie geben einen Louis zu wechseln, man bringt ihn nach
einer Viertelstunde zuruͤck, und behauptet, er sey zu leicht,
Sie muͤssen 20 bis 40 Sous daran verlieren; oder man sagt
gar, er sey falsch, tauscht auch wohl Jhren aͤchten Louis ge-
gen einen falschen aus, wie mir wirklich widerfuhr. Oder
Sie bezahlen in Laubthalern, die nimmt man nicht, weil
sie beschnitten sind. Oder Sie wollen in kleiner Muͤnze
bezahlen, die giebt man ihnen zuruͤck, weil sie zu glatt
ist, der Stempel darf nicht im Geringsten verwischt seyn.
Zwar, wenn Sie Gold wechseln, so erhalten Sie sicher
jedes Mal eine ganze Hand voll solcher glatten Muͤnze
zuruͤck, und wenn Sie sie nicht nehmen wollen, so bewei-
set man Jhnen Stuͤck fuͤr Stuͤck, daß sie aͤcht sey, und,
dem Gesetz zu Folge, Jedermann sie nehmen muͤsse;
wollen Sie aber dem nehmlichen Mann einige Minuten
nachher wieder damit bezahlen, so schlaͤgt er sie ganz tro-
cken mit den Worten aus: ça n'est pas marqué. Da
moͤgen Sie sich aͤrgern, wie Sie wollen, es hilft nichts,
und Sie bringen sicher am Ende eine ganze Tasche voll
glatter Muͤnze mit nach Paris. — Das ist noch nicht
Alles. Reisen Sie mit Extrapost, so scheint das gleich-
sam eine Aufforderung an alle Gastwirthe zu seyn, Sie
ganz unverschaͤmt zu prellen. Sie werden es kaum
fuͤr moͤglich halten, wenn ich Jhnen sage, daß ich einst
in einer kleinen Stadt fuͤr einen Eierkuchen und eine
Bouteille Landwein, (der an Ort und Stelle 8 bis 12
Sous kostet) zwei Laubthaler habe bezahlen muͤssen.
Jn großen Staͤdten und Wirthshaͤusern kommt vollends
noch die unersaͤttliche Habsucht der Domestiken hinzu; in
Lyon z. B. waren deren nicht weniger als zehn, die
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