Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.lon erwürgte. Sie schaudern? wir wollen den Ort ver- Um Jhre rege Phantasie von jenen düstern Gegenstän- Und siehe da, nun strömt alles herzu und kauft. -- lon erwuͤrgte. Sie schaudern? wir wollen den Ort ver- Um Jhre rege Phantasie von jenen duͤstern Gegenstaͤn- Und siehe da, nun stroͤmt alles herzu und kauft. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0074" n="70"/> lon erwuͤrgte. Sie schaudern? wir wollen den Ort ver-<lb/> lassen, der vor wenig Tagen der <hi rendition="#g">letzten</hi> Hinrichtung<lb/> zum Schauplatz diente; denn fuͤr kuͤnftige Exekutionen hat<lb/> die Regierung eine andere Gegend der Stadt bestimmt.<lb/> Wo? Darum hab' ich mich nicht bekuͤmmert, denn ich<lb/> bin kein Liebhaber von Hinrichtungen.</p><lb/> <p>Um Jhre rege Phantasie von jenen duͤstern Gegenstaͤn-<lb/> den abzulenken, wollen wir schnell unter den Haufen uns<lb/> mischen, der den scharlachrothen Marktschreier umringt.<lb/> Der Mann mit seiner Habichtsnase stellt sich, als spraͤche<lb/> er das Franzoͤsische mit einem italienischen Accent. „Jch<lb/> „komme eben aus Neapel,“ ruft er laut, „ich habe ge-<lb/> „hoͤrt von dem guten Pariser Volke. Kein Eigennutz treibt<lb/> „mich her. Gott bewahre mich dafuͤr! Blos das Verlan-<lb/> „gen der großen Nation und dem guten Pariser Volke zu<lb/> „dienen. Sehen Sie hier, meine Herren, diese koͤstliche<lb/> „Arzenei! Jede Flasche derselben kostet auf Ehre mich selbst<lb/> „6 Livres, aber ich bin zufrieden, wenn ich der leidenden<lb/> „Menschheit Huͤlfe bringe, ich verlange nichts, gar nichts,<lb/> „gar nichts, ich <hi rendition="#g">verschenke</hi> meine Flaschen, ja, ja ich<lb/> „<hi rendition="#g">verschenke</hi> sie. Wer will davon haben, der trete her-<lb/> „zu. — Wie? Es meldet sich Niemand? — O warlich!<lb/> „das Pariser Volk ist noch besser als man es mir geschil-<lb/> „dert hat; es ist zu stolz, zu edel, es will nichts geschenkt<lb/> „haben. Wohlan! damit Eure Delikatesse nicht beleidigt<lb/> „werde, will ich denn einen Preis darauf setzen, doch so<lb/> „gering, als moͤglich. Statt 6 Livres begehre ich nur 6<lb/> „Sous. Kauft! kauft!“</p><lb/> <p>Und siehe da, nun stroͤmt alles herzu und kauft. —<lb/> Nicht wahr, liebe Freundin, jetzt gehen wir <hi rendition="#g">lachend</hi><lb/> nach Hause. —</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0074]
lon erwuͤrgte. Sie schaudern? wir wollen den Ort ver-
lassen, der vor wenig Tagen der letzten Hinrichtung
zum Schauplatz diente; denn fuͤr kuͤnftige Exekutionen hat
die Regierung eine andere Gegend der Stadt bestimmt.
Wo? Darum hab' ich mich nicht bekuͤmmert, denn ich
bin kein Liebhaber von Hinrichtungen.
Um Jhre rege Phantasie von jenen duͤstern Gegenstaͤn-
den abzulenken, wollen wir schnell unter den Haufen uns
mischen, der den scharlachrothen Marktschreier umringt.
Der Mann mit seiner Habichtsnase stellt sich, als spraͤche
er das Franzoͤsische mit einem italienischen Accent. „Jch
„komme eben aus Neapel,“ ruft er laut, „ich habe ge-
„hoͤrt von dem guten Pariser Volke. Kein Eigennutz treibt
„mich her. Gott bewahre mich dafuͤr! Blos das Verlan-
„gen der großen Nation und dem guten Pariser Volke zu
„dienen. Sehen Sie hier, meine Herren, diese koͤstliche
„Arzenei! Jede Flasche derselben kostet auf Ehre mich selbst
„6 Livres, aber ich bin zufrieden, wenn ich der leidenden
„Menschheit Huͤlfe bringe, ich verlange nichts, gar nichts,
„gar nichts, ich verschenke meine Flaschen, ja, ja ich
„verschenke sie. Wer will davon haben, der trete her-
„zu. — Wie? Es meldet sich Niemand? — O warlich!
„das Pariser Volk ist noch besser als man es mir geschil-
„dert hat; es ist zu stolz, zu edel, es will nichts geschenkt
„haben. Wohlan! damit Eure Delikatesse nicht beleidigt
„werde, will ich denn einen Preis darauf setzen, doch so
„gering, als moͤglich. Statt 6 Livres begehre ich nur 6
„Sous. Kauft! kauft!“
Und siehe da, nun stroͤmt alles herzu und kauft. —
Nicht wahr, liebe Freundin, jetzt gehen wir lachend
nach Hause. —
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