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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804.

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Wir eilten jetzt, um dem ersten Konsul nicht bei sei-
ner Zurückkunft zu begegnen, hinunter in den Saal der
Ambassadeurs,
(oder vielmehr in einige sehr einfa-
che Zimmer, die so genannt werden), wo wir das Corps
diplomatique sammt allen Fremden, die heute präsentirt
werden sollten, versammelt fanden. Da man hier nichts
als Sterne und Ordensbänder sah, so schien es, als sey
man plötzlich an einen monarchischen Hof versetzt worden.
Nur das Costüm der Pallastpräfecten, die in ihren ge-
stickten Scharlachkleidern mit blauen Schärpen zwischen
uns herum wandelten, erinnerte an die republikanische
Consularchie. Officianten und Bediente, in grüner Klei-
dung mit Gold verbrämt, boten uns Liqueure und derglei-
chen Erfrischungen, worauf sich endlich der ganze schim-
mernde Haufe in Bewegung setzte, und die Paradetreppe
hinauf stieg. Die Hecke von Gardesoldaten, auf beiden
Seiten, stand noch wie zuvor auf Treppenstufen und in
Sälen. Oben an der Treppenruh paradirte etwa eine hal-
be Compagnie mit dem Trommelschläger. Wir zogen lang-
sam durch drei bis vier Säle, die mit allerlei Neu-Fran-
zösischen Trachten angefüllt waren, als da sind huissiers
in schwarzen Kleidern mit goldenen Ketten um den Hals,
an welchen Medaillen hängen, grade wie sie vormals die
Ritter trugen; eine Menge einfache, blaue, mit Gold
und Silber gestickte Uniformen; (auch die Beinkleider sah
ich bei vielen längs der Näthe gestickt), u. s. w. Die
Säle, durch welche wir giengen, waren dieselben, in wel-
chen ich vor dreizehn Jahren noch die hundert Schweizer,
a la Henri JV. gekleidet, gesehen hatte; dieselben, durch
welche die ganze Königliche Familie damals in die Messe
an mir vorüber zog. Jch empfand eine sonderbare weh-
müthige Beklemmung, als ich in diesem Augenblicke je-

Wir eilten jetzt, um dem ersten Konsul nicht bei sei-
ner Zuruͤckkunft zu begegnen, hinunter in den Saal der
Ambassadeurs,
(oder vielmehr in einige sehr einfa-
che Zimmer, die so genannt werden), wo wir das Corps
diplomatique sammt allen Fremden, die heute praͤsentirt
werden sollten, versammelt fanden. Da man hier nichts
als Sterne und Ordensbaͤnder sah, so schien es, als sey
man ploͤtzlich an einen monarchischen Hof versetzt worden.
Nur das Costuͤm der Pallastpraͤfecten, die in ihren ge-
stickten Scharlachkleidern mit blauen Schaͤrpen zwischen
uns herum wandelten, erinnerte an die republikanische
Consularchie. Officianten und Bediente, in gruͤner Klei-
dung mit Gold verbraͤmt, boten uns Liqueure und derglei-
chen Erfrischungen, worauf sich endlich der ganze schim-
mernde Haufe in Bewegung setzte, und die Paradetreppe
hinauf stieg. Die Hecke von Gardesoldaten, auf beiden
Seiten, stand noch wie zuvor auf Treppenstufen und in
Saͤlen. Oben an der Treppenruh paradirte etwa eine hal-
be Compagnie mit dem Trommelschlaͤger. Wir zogen lang-
sam durch drei bis vier Saͤle, die mit allerlei Neu-Fran-
zoͤsischen Trachten angefuͤllt waren, als da sind huissiers
in schwarzen Kleidern mit goldenen Ketten um den Hals,
an welchen Medaillen haͤngen, grade wie sie vormals die
Ritter trugen; eine Menge einfache, blaue, mit Gold
und Silber gestickte Uniformen; (auch die Beinkleider sah
ich bei vielen laͤngs der Naͤthe gestickt), u. s. w. Die
Saͤle, durch welche wir giengen, waren dieselben, in wel-
chen ich vor dreizehn Jahren noch die hundert Schweizer,
à la Henri JV. gekleidet, gesehen hatte; dieselben, durch
welche die ganze Koͤnigliche Familie damals in die Messe
an mir voruͤber zog. Jch empfand eine sonderbare weh-
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[79/0083] Wir eilten jetzt, um dem ersten Konsul nicht bei sei- ner Zuruͤckkunft zu begegnen, hinunter in den Saal der Ambassadeurs, (oder vielmehr in einige sehr einfa- che Zimmer, die so genannt werden), wo wir das Corps diplomatique sammt allen Fremden, die heute praͤsentirt werden sollten, versammelt fanden. Da man hier nichts als Sterne und Ordensbaͤnder sah, so schien es, als sey man ploͤtzlich an einen monarchischen Hof versetzt worden. Nur das Costuͤm der Pallastpraͤfecten, die in ihren ge- stickten Scharlachkleidern mit blauen Schaͤrpen zwischen uns herum wandelten, erinnerte an die republikanische Consularchie. Officianten und Bediente, in gruͤner Klei- dung mit Gold verbraͤmt, boten uns Liqueure und derglei- chen Erfrischungen, worauf sich endlich der ganze schim- mernde Haufe in Bewegung setzte, und die Paradetreppe hinauf stieg. Die Hecke von Gardesoldaten, auf beiden Seiten, stand noch wie zuvor auf Treppenstufen und in Saͤlen. Oben an der Treppenruh paradirte etwa eine hal- be Compagnie mit dem Trommelschlaͤger. Wir zogen lang- sam durch drei bis vier Saͤle, die mit allerlei Neu-Fran- zoͤsischen Trachten angefuͤllt waren, als da sind huissiers in schwarzen Kleidern mit goldenen Ketten um den Hals, an welchen Medaillen haͤngen, grade wie sie vormals die Ritter trugen; eine Menge einfache, blaue, mit Gold und Silber gestickte Uniformen; (auch die Beinkleider sah ich bei vielen laͤngs der Naͤthe gestickt), u. s. w. Die Saͤle, durch welche wir giengen, waren dieselben, in wel- chen ich vor dreizehn Jahren noch die hundert Schweizer, à la Henri JV. gekleidet, gesehen hatte; dieselben, durch welche die ganze Koͤnigliche Familie damals in die Messe an mir voruͤber zog. Jch empfand eine sonderbare weh- muͤthige Beklemmung, als ich in diesem Augenblicke je-

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 1. Berlin, 1804, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen01_1804/83>, abgerufen am 24.11.2024.