Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.Theater, ein neues Stück angekündigt: Die Gerech- Noten aus meiner Schreibtafel, Miszellen, abgerissene Bemerkungen. Nicht überall ißt man in Paris so spät zu Mittag. Jn Theater, ein neues Stuͤck angekuͤndigt: Die Gerech- Noten aus meiner Schreibtafel, Miszellen, abgerissene Bemerkungen. Nicht uͤberall ißt man in Paris so spaͤt zu Mittag. Jn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0151" n="151"/> Theater, ein neues Stuͤck angekuͤndigt: <hi rendition="#g">Die Gerech-<lb/> tigkeit Alexander des Ersten;</hi> es durfte aber<lb/> nie gegeben werden. Warum nicht?</p> </div><lb/> <div n="1"> <head>Noten aus meiner Schreibtafel, Miszellen,<lb/> abgerissene Bemerkungen.</head><lb/> <p>Nicht uͤberall ißt man in Paris so spaͤt zu Mittag. Jn<lb/> den stillen und entfernten Quartieren der Stadt haben<lb/> sich noch die alten Sitten erhalten. Ein Schalk hat aus-<lb/> gerechnet, daß ein tuͤchtiger Esser in Paris den <hi rendition="#g">gan-<lb/> zen Tag</hi> essen kann. Zu diesem Behufe muß er um 9<lb/> Uhr Morgens nach der Vorstadt St. Germain fahren, wo<lb/> die Employés und Kommis wohnen. Hier theilt er ein<lb/> dejeuneur à la fourchette, welches diese verzehren, ehe<lb/> sie in ihre Buͤreaus gehen. — Um 11 Uhr findet er meh-<lb/> rere Fruͤhstuͤcke in der Vorstadt St. Honoré bereit. —<lb/> Von da begiebt er sich nach der Chaussée d'Autin, zu<lb/> einigen jungen Herren vom guten Tone, die um 1 Uhr<lb/> spazieren reiten, vorher aber Austern essen und Cham-<lb/> pagner trinken. — Nun laͤßt er der <hi rendition="#g">schoͤnen</hi> Welt auf<lb/> der Chaussée d'Autin Zeit auszuschlafen, und begiebt<lb/> sich schnell au marais. Hier speisen die Familien der an-<lb/> cienne robe bereits zu Mittag, er setzt sich zu ihnen,<lb/> und hilft, bis die Zeit herannaht, wo die Richter und<lb/> Advokaten in der cité hungrig nach Hause kommen. Er<lb/> eilt dahin, und verweilt daselbst, bis die ehrlichen Leute<lb/> in der Vorstadt St. Germain und au marais schon wie-<lb/> der zu <hi rendition="#g">Abend</hi> essen. Schnell verschlingt er einige Bis-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0151]
Theater, ein neues Stuͤck angekuͤndigt: Die Gerech-
tigkeit Alexander des Ersten; es durfte aber
nie gegeben werden. Warum nicht?
Noten aus meiner Schreibtafel, Miszellen,
abgerissene Bemerkungen.
Nicht uͤberall ißt man in Paris so spaͤt zu Mittag. Jn
den stillen und entfernten Quartieren der Stadt haben
sich noch die alten Sitten erhalten. Ein Schalk hat aus-
gerechnet, daß ein tuͤchtiger Esser in Paris den gan-
zen Tag essen kann. Zu diesem Behufe muß er um 9
Uhr Morgens nach der Vorstadt St. Germain fahren, wo
die Employés und Kommis wohnen. Hier theilt er ein
dejeuneur à la fourchette, welches diese verzehren, ehe
sie in ihre Buͤreaus gehen. — Um 11 Uhr findet er meh-
rere Fruͤhstuͤcke in der Vorstadt St. Honoré bereit. —
Von da begiebt er sich nach der Chaussée d'Autin, zu
einigen jungen Herren vom guten Tone, die um 1 Uhr
spazieren reiten, vorher aber Austern essen und Cham-
pagner trinken. — Nun laͤßt er der schoͤnen Welt auf
der Chaussée d'Autin Zeit auszuschlafen, und begiebt
sich schnell au marais. Hier speisen die Familien der an-
cienne robe bereits zu Mittag, er setzt sich zu ihnen,
und hilft, bis die Zeit herannaht, wo die Richter und
Advokaten in der cité hungrig nach Hause kommen. Er
eilt dahin, und verweilt daselbst, bis die ehrlichen Leute
in der Vorstadt St. Germain und au marais schon wie-
der zu Abend essen. Schnell verschlingt er einige Bis-
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