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Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

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mehr. Endlich schrieb ich ein vortreffliches Werk über
das gelbe Fieber, als es gerade in Cadix herrschte. Was
geschieht? Kaum ist mein Buch gedruckt, so hört das Fie-
ber auf, und da liegen nun die Exemplare wie Blei.
Ja, vor alten Zeiten, ehe man die Buchdruckerkunst er-
fand, da galt ein Schriftsteller noch seinen Preis. Anno
1471 zahlte Ludwig XJ. 100 Goldthaler und 12 Mark
Silber für eine Kopie eines schlechten arabischen Buchs
über die Arzeneikunst. Unter Ludwig XJJJ. gab der Kar-
dinal Richelieu 600 Livres für sechs Verse. Das waren
gute Zeiten!

Der Soldat. Unter Karl dem Kahlen gab es
eine Schlacht bei Fontenay, wo 100000 Mann auf dem
Platze blieben und die Unteroffiziere schnell avanzirten.
Das waren gute Zeiten!

Der Landeigenthümer. Anno 1336 war die
Hungersnoth so groß, daß die Menschen sich unter-
einander aufaßen, und das Maaß Mehl 50 Franken ko-
stete. Das waren gute Zeiten!

Der Arzt. Anno 1269 herrschte eine so furcht-
bare Pest in Paris, daß täglich 150 Personen starben.
Die Aerzte konnten nicht umkommen --

Der Küster. Und die Küster nicht Gräber genug
bestellen. Ach ja, daß waren gute Zeiten!

Der Advokat. Vor der Reform der Tribunäle
hatte ich täglich wohl 10 Prozesse zu plaidiren, Bitt-
schriften zu überreichen etc. Zwanzig Familien weinten
alle Morgen vor meiner Thüre. Das waren gute Zeiten!

Der Jude. Ehe die Banquiers, Mäkler, Wechs-
ler, Leihhäuser, Frömmigkeitsberge, u. s. w. in
Schwang kamen, da waren gute Zeiten, denn Alles ge-

mehr. Endlich schrieb ich ein vortreffliches Werk uͤber
das gelbe Fieber, als es gerade in Cadix herrschte. Was
geschieht? Kaum ist mein Buch gedruckt, so hoͤrt das Fie-
ber auf, und da liegen nun die Exemplare wie Blei.
Ja, vor alten Zeiten, ehe man die Buchdruckerkunst er-
fand, da galt ein Schriftsteller noch seinen Preis. Anno
1471 zahlte Ludwig XJ. 100 Goldthaler und 12 Mark
Silber fuͤr eine Kopie eines schlechten arabischen Buchs
uͤber die Arzeneikunst. Unter Ludwig XJJJ. gab der Kar-
dinal Richelieu 600 Livres fuͤr sechs Verse. Das waren
gute Zeiten!

Der Soldat. Unter Karl dem Kahlen gab es
eine Schlacht bei Fontenay, wo 100000 Mann auf dem
Platze blieben und die Unteroffiziere schnell avanzirten.
Das waren gute Zeiten!

Der Landeigenthuͤmer. Anno 1336 war die
Hungersnoth so groß, daß die Menschen sich unter-
einander aufaßen, und das Maaß Mehl 50 Franken ko-
stete. Das waren gute Zeiten!

Der Arzt. Anno 1269 herrschte eine so furcht-
bare Pest in Paris, daß taͤglich 150 Personen starben.
Die Aerzte konnten nicht umkommen —

Der Kuͤster. Und die Kuͤster nicht Graͤber genug
bestellen. Ach ja, daß waren gute Zeiten!

Der Advokat. Vor der Reform der Tribunaͤle
hatte ich taͤglich wohl 10 Prozesse zu plaidiren, Bitt-
schriften zu uͤberreichen etc. Zwanzig Familien weinten
alle Morgen vor meiner Thuͤre. Das waren gute Zeiten!

Der Jude. Ehe die Banquiers, Maͤkler, Wechs-
ler, Leihhaͤuser, Froͤmmigkeitsberge, u. s. w. in
Schwang kamen, da waren gute Zeiten, denn Alles ge-

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[32/0032] mehr. Endlich schrieb ich ein vortreffliches Werk uͤber das gelbe Fieber, als es gerade in Cadix herrschte. Was geschieht? Kaum ist mein Buch gedruckt, so hoͤrt das Fie- ber auf, und da liegen nun die Exemplare wie Blei. Ja, vor alten Zeiten, ehe man die Buchdruckerkunst er- fand, da galt ein Schriftsteller noch seinen Preis. Anno 1471 zahlte Ludwig XJ. 100 Goldthaler und 12 Mark Silber fuͤr eine Kopie eines schlechten arabischen Buchs uͤber die Arzeneikunst. Unter Ludwig XJJJ. gab der Kar- dinal Richelieu 600 Livres fuͤr sechs Verse. Das waren gute Zeiten! Der Soldat. Unter Karl dem Kahlen gab es eine Schlacht bei Fontenay, wo 100000 Mann auf dem Platze blieben und die Unteroffiziere schnell avanzirten. Das waren gute Zeiten! Der Landeigenthuͤmer. Anno 1336 war die Hungersnoth so groß, daß die Menschen sich unter- einander aufaßen, und das Maaß Mehl 50 Franken ko- stete. Das waren gute Zeiten! Der Arzt. Anno 1269 herrschte eine so furcht- bare Pest in Paris, daß taͤglich 150 Personen starben. Die Aerzte konnten nicht umkommen — Der Kuͤster. Und die Kuͤster nicht Graͤber genug bestellen. Ach ja, daß waren gute Zeiten! Der Advokat. Vor der Reform der Tribunaͤle hatte ich taͤglich wohl 10 Prozesse zu plaidiren, Bitt- schriften zu uͤberreichen etc. Zwanzig Familien weinten alle Morgen vor meiner Thuͤre. Das waren gute Zeiten! Der Jude. Ehe die Banquiers, Maͤkler, Wechs- ler, Leihhaͤuser, Froͤmmigkeitsberge, u. s. w. in Schwang kamen, da waren gute Zeiten, denn Alles ge-

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/32>, abgerufen am 23.11.2024.