Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.Herzen flöße, und bedarf nie einer Zurechtweisung. Das Das dritte Unterhaltungsmittel endlich ist die Aber welch ein Unterschied zwischen ihm und Delille! Herzen floͤße, und bedarf nie einer Zurechtweisung. Das Das dritte Unterhaltungsmittel endlich ist die Aber welch ein Unterschied zwischen ihm und Delille! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0040" n="40"/> Herzen floͤße, und bedarf nie einer Zurechtweisung. Das<lb/> ist also fuͤr uns Teutsche Nichts.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">dritte</hi> Unterhaltungsmittel endlich ist die<lb/><hi rendition="#g">Musik.</hi> Jch verstehe darunter nicht eigentliche <hi rendition="#g">Kon-<lb/> zerte,</hi> sondern das Spielen und Singen einzelner Per-<lb/> sonen, vom Klavier oder von einem andern Jnstrumente<lb/> begleitet. Es waͤre undankbar, hier nicht der jungen<lb/> schoͤnen Gemahlinn des Staatsraths Regnaud de St.<lb/> Jean d' Angely zu erwaͤhnen, welche wirklich schoͤn und<lb/> lieblich singt, und z. B. eine Szene vom <hi rendition="#g">Gluck</hi> mit tie-<lb/> fem Gefuͤhl vortraͤgt. Wo aber die Wirthinn vom Hause<lb/> solche Vorzuͤge nicht besitzt, da ist man besonders be-<lb/> muͤht, den beruͤhmten Singer <hi rendition="#g">Garat</hi> in die Gesellschaft<lb/> zu ziehen, und man wird schon mehrere Tage vorher<lb/> ausdruͤcklich auf ihn, wie auf <hi rendition="#g">Delille,</hi> eingeladen.</p><lb/> <p>Aber welch ein Unterschied zwischen ihm und Delille!<lb/> Dieser ist vielleicht zu gefaͤllig, jener besitzt den unaus-<lb/> stehlichsten Kuͤnstlereigensinn und Uebermuth, den ich je-<lb/> mals zu verachten Gelegenheit gehabt habe. Dreimal<lb/> fand ich mich ein, um ihn zu bewundern. Das erstemal<lb/> hatte er sehr gewiß versprochen zu kommen, blieb aber<lb/> ganz aus. Das zweitemal (bei Madame Regnaud de<lb/> St. Jean d' Angely) kam er zwar, aber sobald ich ihn<lb/> erblickte, wußte ich schon, woran ich war. Er trat in<lb/> eine große geputzte Gesellschaft nachlaͤßig gekleidet, in<lb/> Stiefeln und mit verworrenem Tituskopf, gab sich Airs,<lb/> wie vormals nur ein verzogener Hoͤfling gethan haben<lb/> mag, und war durch keine Bitten dahin zu bringen, daß<lb/> er gesungen haͤtte. — Das drittemal — bei der tief-<lb/> fuͤhlenden Verfasserinn der <hi rendition="#g">Valerie</hi> — machte er es<lb/> eben so. Jch sah lange von Ferne zu, wie man ihn mit<lb/> Bitten bestuͤrmte; da ich aber sehr deutlich in seinen Zuͤ-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0040]
Herzen floͤße, und bedarf nie einer Zurechtweisung. Das
ist also fuͤr uns Teutsche Nichts.
Das dritte Unterhaltungsmittel endlich ist die
Musik. Jch verstehe darunter nicht eigentliche Kon-
zerte, sondern das Spielen und Singen einzelner Per-
sonen, vom Klavier oder von einem andern Jnstrumente
begleitet. Es waͤre undankbar, hier nicht der jungen
schoͤnen Gemahlinn des Staatsraths Regnaud de St.
Jean d' Angely zu erwaͤhnen, welche wirklich schoͤn und
lieblich singt, und z. B. eine Szene vom Gluck mit tie-
fem Gefuͤhl vortraͤgt. Wo aber die Wirthinn vom Hause
solche Vorzuͤge nicht besitzt, da ist man besonders be-
muͤht, den beruͤhmten Singer Garat in die Gesellschaft
zu ziehen, und man wird schon mehrere Tage vorher
ausdruͤcklich auf ihn, wie auf Delille, eingeladen.
Aber welch ein Unterschied zwischen ihm und Delille!
Dieser ist vielleicht zu gefaͤllig, jener besitzt den unaus-
stehlichsten Kuͤnstlereigensinn und Uebermuth, den ich je-
mals zu verachten Gelegenheit gehabt habe. Dreimal
fand ich mich ein, um ihn zu bewundern. Das erstemal
hatte er sehr gewiß versprochen zu kommen, blieb aber
ganz aus. Das zweitemal (bei Madame Regnaud de
St. Jean d' Angely) kam er zwar, aber sobald ich ihn
erblickte, wußte ich schon, woran ich war. Er trat in
eine große geputzte Gesellschaft nachlaͤßig gekleidet, in
Stiefeln und mit verworrenem Tituskopf, gab sich Airs,
wie vormals nur ein verzogener Hoͤfling gethan haben
mag, und war durch keine Bitten dahin zu bringen, daß
er gesungen haͤtte. — Das drittemal — bei der tief-
fuͤhlenden Verfasserinn der Valerie — machte er es
eben so. Jch sah lange von Ferne zu, wie man ihn mit
Bitten bestuͤrmte; da ich aber sehr deutlich in seinen Zuͤ-
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