Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803. Fr. M. Ey du mein schöner Caffe! der in die Kohlen lief. Fr. St. Glauben Sies nicht, Frau Muhme. Ich habe alle mein Lebstage gehört, daß die Minister sich wenig um Ge- lehrte bekümmern. Nein, nein, es hat eine andere Bewandniß. Sperl. Und ich bleibe dabey, der Mann mit der gequetschten Nase ist ein Gelehrter, kömmt aus Egypten oder aus Weimar; hat die Säule des Pompejus gemessen, oder doch Wieland aus dem Fenster gucken sehn. Kurz, wir haben keine Zeit zu verlieren. Hier sind die Blumen, schaffen Sie mir nur geschwind die Kinder herbey. Kinder muß ich haben! dann mag er kommen und sehn was in Kräh- winkel geschieht! Fr St. Nun, nun, sie sollen gleich hier seyn. (ab.) Sperl. (steht seitwärts und probirt pantomi- misch den Empfang) Fr. M.
Fr. M. Ey du mein ſchoͤner Caffe! der in die Kohlen lief. Fr. St. Glauben Sies nicht, Frau Muhme. Ich habe alle mein Lebstage gehoͤrt, daß die Miniſter ſich wenig um Ge- lehrte bekuͤmmern. Nein, nein, es hat eine andere Bewandniß. Sperl. Und ich bleibe dabey, der Mann mit der gequetſchten Naſe iſt ein Gelehrter, koͤmmt aus Egypten oder aus Weimar; hat die Saͤule des Pompejus gemeſſen, oder doch Wieland aus dem Fenſter gucken ſehn. Kurz, wir haben keine Zeit zu verlieren. Hier ſind die Blumen, ſchaffen Sie mir nur geſchwind die Kinder herbey. Kinder muß ich haben! dann mag er kommen und ſehn was in Kraͤh- winkel geſchieht! Fr St. Nun, nun, ſie ſollen gleich hier ſeyn. (ab.) Sperl. (ſteht ſeitwaͤrts und probirt pantomi- miſch den Empfang) Fr. M.
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Fr. M. Ey du mein ſchoͤner Caffe! der
in die Kohlen lief.
Fr. St. Glauben Sies nicht, Frau
Muhme. Ich habe alle mein Lebstage
gehoͤrt, daß die Miniſter ſich wenig um Ge-
lehrte bekuͤmmern. Nein, nein, es hat eine
andere Bewandniß.
Sperl. Und ich bleibe dabey, der Mann
mit der gequetſchten Naſe iſt ein Gelehrter,
koͤmmt aus Egypten oder aus Weimar; hat
die Saͤule des Pompejus gemeſſen, oder doch
Wieland aus dem Fenſter gucken ſehn. Kurz,
wir haben keine Zeit zu verlieren. Hier ſind
die Blumen, ſchaffen Sie mir nur geſchwind
die Kinder herbey. Kinder muß ich haben!
dann mag er kommen und ſehn was in Kraͤh-
winkel geſchieht!
Fr St. Nun, nun, ſie ſollen gleich hier
ſeyn. (ab.)
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