Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Unbek. Viel von seinen Kindern sprechen, ist
Narrheit.
Franz. Es ist ein Unterschied zwischen viel und
garnicht. Sie waren also verheurathet?
Unbek. Belästige mich nicht mit unnützen Fra-
gen! Geh, mach dich reisefertig!
Franz Dazu brauch ich fünf Minuten. (er geht.)
Unbek. Ich folge dir sogleich, um den Brief
zu schreiben.
Franz. (ab.)
Vierter Auftritt.
Unbekannter allein.
Ich will sie mit mir nehmen. Ich will mich an
ihren Anblick gewöhnen. Die unschuldigen Ge-
schöpfe sollen nicht vergiftet werden, weder durch
ein Philanthropin, noch durch eine Pension. Mö-
gen sie lieber auf irgend einer wüsten Insel ihren
täglichen Unterhalt mit Bogen und Pfeil erjagen,
oder sich, wie die Hottentotten, in einen Winkel
kauern und die Spitze ihrer Nase betrachten. Bes-
ser nichts thun, als Böses. -- Narr, der ich war!
Mir das Versprechen entlocken zu lassen, mich noch
einmal unter die Affengesichter zu mengen. Welch'
Unbek. Viel von ſeinen Kindern ſprechen, iſt
Narrheit.
Franz. Es iſt ein Unterſchied zwiſchen viel und
garnicht. Sie waren alſo verheurathet?
Unbek. Belaͤſtige mich nicht mit unnuͤtzen Fra-
gen! Geh, mach dich reiſefertig!
Franz Dazu brauch ich fuͤnf Minuten. (er geht.)
Unbek. Ich folge dir ſogleich, um den Brief
zu ſchreiben.
Franz. (ab.)
Vierter Auftritt.
Unbekannter allein.
Ich will ſie mit mir nehmen. Ich will mich an
ihren Anblick gewoͤhnen. Die unſchuldigen Ge-
ſchoͤpfe ſollen nicht vergiftet werden, weder durch
ein Philanthropin, noch durch eine Penſion. Moͤ-
gen ſie lieber auf irgend einer wuͤſten Inſel ihren
taͤglichen Unterhalt mit Bogen und Pfeil erjagen,
oder ſich, wie die Hottentotten, in einen Winkel
kauern und die Spitze ihrer Naſe betrachten. Beſ-
ſer nichts thun, als Boͤſes. — Narr, der ich war!
Mir das Verſprechen entlocken zu laſſen, mich noch
einmal unter die Affengeſichter zu mengen. Welch’
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0131" n="123"/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <p>Viel von &#x017F;einen Kindern &#x017F;prechen, i&#x017F;t<lb/>
Narrheit.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Es i&#x017F;t ein Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen viel und<lb/><hi rendition="#g">garnicht</hi>. Sie waren al&#x017F;o verheurathet?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <p>Bela&#x0364;&#x017F;tige mich nicht mit unnu&#x0364;tzen Fra-<lb/>
gen! Geh, mach dich rei&#x017F;efertig!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz</hi> </speaker>
              <p>Dazu brauch ich fu&#x0364;nf Minuten.</p>
              <stage>(er geht.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <p>Ich folge dir &#x017F;ogleich, um den Brief<lb/>
zu &#x017F;chreiben.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <stage>(ab.)</stage>
            </sp>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vierter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker>Unbekannter</speaker>
              <stage>allein.</stage><lb/>
              <p>Ich will &#x017F;ie mit mir nehmen. Ich will mich an<lb/>
ihren Anblick gewo&#x0364;hnen. Die un&#x017F;chuldigen Ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfe &#x017F;ollen nicht vergiftet werden, weder durch<lb/>
ein Philanthropin, noch durch eine Pen&#x017F;ion. Mo&#x0364;-<lb/>
gen &#x017F;ie lieber auf irgend einer wu&#x0364;&#x017F;ten In&#x017F;el ihren<lb/>
ta&#x0364;glichen Unterhalt mit Bogen und Pfeil erjagen,<lb/>
oder &#x017F;ich, wie die Hottentotten, in einen Winkel<lb/>
kauern und die Spitze ihrer Na&#x017F;e betrachten. Be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er nichts thun, als Bo&#x0364;&#x017F;es. &#x2014; Narr, der ich war!<lb/>
Mir das Ver&#x017F;prechen entlocken zu la&#x017F;&#x017F;en, mich noch<lb/>
einmal unter die Affenge&#x017F;ichter zu mengen. Welch&#x2019;<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0131] Unbek. Viel von ſeinen Kindern ſprechen, iſt Narrheit. Franz. Es iſt ein Unterſchied zwiſchen viel und garnicht. Sie waren alſo verheurathet? Unbek. Belaͤſtige mich nicht mit unnuͤtzen Fra- gen! Geh, mach dich reiſefertig! Franz Dazu brauch ich fuͤnf Minuten. (er geht.) Unbek. Ich folge dir ſogleich, um den Brief zu ſchreiben. Franz. (ab.) Vierter Auftritt. Unbekannter allein. Ich will ſie mit mir nehmen. Ich will mich an ihren Anblick gewoͤhnen. Die unſchuldigen Ge- ſchoͤpfe ſollen nicht vergiftet werden, weder durch ein Philanthropin, noch durch eine Penſion. Moͤ- gen ſie lieber auf irgend einer wuͤſten Inſel ihren taͤglichen Unterhalt mit Bogen und Pfeil erjagen, oder ſich, wie die Hottentotten, in einen Winkel kauern und die Spitze ihrer Naſe betrachten. Beſ- ſer nichts thun, als Boͤſes. — Narr, der ich war! Mir das Verſprechen entlocken zu laſſen, mich noch einmal unter die Affengeſichter zu mengen. Welch’

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/131
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/131>, abgerufen am 25.11.2024.