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Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.

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ben. Oder wenn er Blumen zöge, oder Schmet-
terlinge sammelte! -- Nein, er thut nichts, als
lesen. Und wenn er einmal den Mund öfnet, so
sprudelt ein Fluch über das ganze Menschenge-
schlecht heraus.
Unbek. (liest) "Da vergißt man nichts. Da
"blutet jede alte Wunde, da rostet kein Dolch.
"Alles was einst die Nerven spannte und mit tie-
"fen Spuren sich einprägte in die Imagination,
"ist ein Gespenst, das dich mit unermüdeter Wuth
"in deiner Einsamkeit verfolgt."
(der Greis tritt
hervor).
Franz. Ja, ja, der ehrliche Mann hat Recht.
Aber eben deswegen fort! fort aus der Einsamkeit!
fort in einen Wirbel von Zerstreuungen und Ge-
schäften!
Unbek. (hört ihn nicht).
Sechster Auftritt.
Der Greis (aus der Hütte.) Vorige.
Greis. O wie wohl das thut, sich so nach sie-
ben langen Wochen einmal wieder von Gottes
Sonne bescheinen zu lassen! Fast hätt' ich im
Rausch der Freude dem Schöpfer zu danken ver-
gessen.
ben. Oder wenn er Blumen zoͤge, oder Schmet-
terlinge ſammelte! — Nein, er thut nichts, als
leſen. Und wenn er einmal den Mund oͤfnet, ſo
ſprudelt ein Fluch uͤber das ganze Menſchenge-
ſchlecht heraus.
Unbek. (lieſt) „Da vergißt man nichts. Da
„blutet jede alte Wunde, da roſtet kein Dolch.
„Alles was einſt die Nerven ſpannte und mit tie-
„fen Spuren ſich einpraͤgte in die Imagination,
„iſt ein Geſpenſt, das dich mit unermuͤdeter Wuth
„in deiner Einſamkeit verfolgt.“
(der Greis tritt
hervor).
Franz. Ja, ja, der ehrliche Mann hat Recht.
Aber eben deswegen fort! fort aus der Einſamkeit!
fort in einen Wirbel von Zerſtreuungen und Ge-
ſchaͤften!
Unbek. (hört ihn nicht).
Sechſter Auftritt.
Der Greis (aus der Hütte.) Vorige.
Greis. O wie wohl das thut, ſich ſo nach ſie-
ben langen Wochen einmal wieder von Gottes
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[16/0024] ben. Oder wenn er Blumen zoͤge, oder Schmet- terlinge ſammelte! — Nein, er thut nichts, als leſen. Und wenn er einmal den Mund oͤfnet, ſo ſprudelt ein Fluch uͤber das ganze Menſchenge- ſchlecht heraus. Unbek. (lieſt) „Da vergißt man nichts. Da „blutet jede alte Wunde, da roſtet kein Dolch. „Alles was einſt die Nerven ſpannte und mit tie- „fen Spuren ſich einpraͤgte in die Imagination, „iſt ein Geſpenſt, das dich mit unermuͤdeter Wuth „in deiner Einſamkeit verfolgt.“ (der Greis tritt hervor). Franz. Ja, ja, der ehrliche Mann hat Recht. Aber eben deswegen fort! fort aus der Einſamkeit! fort in einen Wirbel von Zerſtreuungen und Ge- ſchaͤften! Unbek. (hört ihn nicht). Sechſter Auftritt. Der Greis (aus der Hütte.) Vorige. Greis. O wie wohl das thut, ſich ſo nach ſie- ben langen Wochen einmal wieder von Gottes Sonne beſcheinen zu laſſen! Faſt haͤtt’ ich im Rauſch der Freude dem Schoͤpfer zu danken ver- geſſen.

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/24>, abgerufen am 21.11.2024.