Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.
ausgeflogen, nicht um hier in der Einsamkeit Ho- nig zu sammeln; nein, um der lieben Mode wil- len. Wenn der Herbst herbeykommt, fliegen Sie alle wieder zurück und treiben dort ihr Wesen. Unbek. Dein Scherz wird bitter. Franz. Was ist Speise ohne Salz? Unbek. Und es läßt sich vermuthen, daß, wenn jenes Ziel deines Spottes dir aus den Augen ge- rückt worden, du deinen Herrn zum Ziele nehmen werdest. Ich kannte dich noch nicht von der Seite. Franz Schon wieder menschenfeindliches Mis- trauen! Lieber Herr, ich will Ihnen gerne ohne Lohn dienen, aber halten Sie mich für einen ehr- lichen Kerl. Unbek. Ohne Lohn? Also läßt dein ehrlicher Name sich taxiren. Ohngefähr so hoch, als dein Lohn? Franz. Nein, das ist zu arg. Unbek. Thu ich dir Unrecht? Franz. Wahrlich. Unbek. Du bist mein einziger Freund. Franz. Der Titel, den Sie mir da geben, macht alles wieder gut.
ausgeflogen, nicht um hier in der Einſamkeit Ho- nig zu ſammeln; nein, um der lieben Mode wil- len. Wenn der Herbſt herbeykommt, fliegen Sie alle wieder zuruͤck und treiben dort ihr Weſen. Unbek. Dein Scherz wird bitter. Franz. Was iſt Speiſe ohne Salz? Unbek. Und es laͤßt ſich vermuthen, daß, wenn jenes Ziel deines Spottes dir aus den Augen ge- ruͤckt worden, du deinen Herrn zum Ziele nehmen werdeſt. Ich kannte dich noch nicht von der Seite. Franz Schon wieder menſchenfeindliches Mis- trauen! Lieber Herr, ich will Ihnen gerne ohne Lohn dienen, aber halten Sie mich fuͤr einen ehr- lichen Kerl. Unbek. Ohne Lohn? Alſo laͤßt dein ehrlicher Name ſich taxiren. Ohngefaͤhr ſo hoch, als dein Lohn? Franz. Nein, das iſt zu arg. Unbek. Thu ich dir Unrecht? Franz. Wahrlich. Unbek. Du biſt mein einziger Freund. Franz. Der Titel, den Sie mir da geben, macht alles wieder gut. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#FRA"> <p><pb facs="#f0087" n="79"/> ausgeflogen, nicht um hier in der Einſamkeit Ho-<lb/> nig zu ſammeln; nein, um der lieben Mode wil-<lb/> len. Wenn der Herbſt herbeykommt, fliegen<lb/> Sie alle wieder zuruͤck und treiben dort ihr Weſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Dein Scherz wird bitter.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Was iſt Speiſe ohne Salz?</p> </sp><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Und es laͤßt ſich vermuthen, daß, wenn<lb/> jenes Ziel deines Spottes dir aus den Augen ge-<lb/> ruͤckt worden, du deinen Herrn zum Ziele nehmen<lb/> werdeſt. Ich kannte dich noch nicht von <hi rendition="#g">der</hi> Seite.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz</hi> </speaker> <p>Schon wieder menſchenfeindliches Mis-<lb/> trauen! Lieber Herr, ich will Ihnen gerne ohne<lb/> Lohn dienen, aber halten Sie mich fuͤr einen ehr-<lb/> lichen Kerl.</p> </sp><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Ohne Lohn? Alſo laͤßt dein ehrlicher<lb/> Name ſich taxiren. Ohngefaͤhr ſo hoch, als dein<lb/> Lohn?</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Nein, das iſt zu arg.</p> </sp><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Thu ich dir Unrecht?</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Wahrlich.</p> </sp><lb/> <sp who="#UNBE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker> <p>Du biſt mein einziger Freund.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRA"> <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker> <p>Der Titel, den Sie mir da geben, macht<lb/> alles wieder gut.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0087]
ausgeflogen, nicht um hier in der Einſamkeit Ho-
nig zu ſammeln; nein, um der lieben Mode wil-
len. Wenn der Herbſt herbeykommt, fliegen
Sie alle wieder zuruͤck und treiben dort ihr Weſen.
Unbek. Dein Scherz wird bitter.
Franz. Was iſt Speiſe ohne Salz?
Unbek. Und es laͤßt ſich vermuthen, daß, wenn
jenes Ziel deines Spottes dir aus den Augen ge-
ruͤckt worden, du deinen Herrn zum Ziele nehmen
werdeſt. Ich kannte dich noch nicht von der Seite.
Franz Schon wieder menſchenfeindliches Mis-
trauen! Lieber Herr, ich will Ihnen gerne ohne
Lohn dienen, aber halten Sie mich fuͤr einen ehr-
lichen Kerl.
Unbek. Ohne Lohn? Alſo laͤßt dein ehrlicher
Name ſich taxiren. Ohngefaͤhr ſo hoch, als dein
Lohn?
Franz. Nein, das iſt zu arg.
Unbek. Thu ich dir Unrecht?
Franz. Wahrlich.
Unbek. Du biſt mein einziger Freund.
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