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Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815.

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Graf. Du? in deinem Alter?
Pacht. Man hat ein Herz, das jünger
ist als der Taufschein.
Graf. Ist deine Frau jung?
Pacht. Blutjung.
Graf. Hübsch?
Pacht. Ei freilich. Aber auch so zu sa-
gen ein wenig boshaftig. Ihren Pantoffel
versteht sie zu regieren, das muß man ihr las-
sen. Nun hatte ich da eine alte Flinte, die
seit zehn Jahren nicht losgeschossen worden -
sie stand in einer Ecke, war noch geladen, ich
wußte es nicht einmal - meine Frau kam
dahinter, sagte, es könnte ein Unglück damit
geschehen und befahl mir, die Flinte loszuschie-
ßen. Da nahm ich denn die Flinte und ging
heraus vor die Thür und drückte los.
Graf. Hier vor deiner Thür?
Pacht. Ja, gnädigster Herr Graf.
Graf. Und da flog die Kugel eine Stun-
de weit bis in meinen Thiergarten?
Graf. Du? in deinem Alter?
Pacht. Man hat ein Herz, das juͤnger
ist als der Taufschein.
Graf. Ist deine Frau jung?
Pacht. Blutjung.
Graf. Huͤbsch?
Pacht. Ei freilich. Aber auch so zu sa-
gen ein wenig boshaftig. Ihren Pantoffel
versteht sie zu regieren, das muß man ihr las-
sen. Nun hatte ich da eine alte Flinte, die
seit zehn Jahren nicht losgeschossen worden –
sie stand in einer Ecke, war noch geladen, ich
wußte es nicht einmal – meine Frau kam
dahinter, sagte, es koͤnnte ein Ungluͤck damit
geschehen und befahl mir, die Flinte loszuschie-
ßen. Da nahm ich denn die Flinte und ging
heraus vor die Thuͤr und druͤckte los.
Graf. Hier vor deiner Thuͤr?
Pacht. Ja, gnaͤdigster Herr Graf.
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de weit bis in meinen Thiergarten?
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[17/0023] Graf. Du? in deinem Alter? Pacht. Man hat ein Herz, das juͤnger ist als der Taufschein. Graf. Ist deine Frau jung? Pacht. Blutjung. Graf. Huͤbsch? Pacht. Ei freilich. Aber auch so zu sa- gen ein wenig boshaftig. Ihren Pantoffel versteht sie zu regieren, das muß man ihr las- sen. Nun hatte ich da eine alte Flinte, die seit zehn Jahren nicht losgeschossen worden – sie stand in einer Ecke, war noch geladen, ich wußte es nicht einmal – meine Frau kam dahinter, sagte, es koͤnnte ein Ungluͤck damit geschehen und befahl mir, die Flinte loszuschie- ßen. Da nahm ich denn die Flinte und ging heraus vor die Thuͤr und druͤckte los. Graf. Hier vor deiner Thuͤr? Pacht. Ja, gnaͤdigster Herr Graf. Graf. Und da flog die Kugel eine Stun- de weit bis in meinen Thiergarten?

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Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Rehbock oder die Schuldlosen Schuldbewußten. Leipzig, 1815, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_rehbock_1815/23>, abgerufen am 22.12.2024.