Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814. Die Dirne. Zwei. Antonio. Nur Zwei? Und wärens Zwanzig, vor solchen Wich- ten -- Seyd ruhig -- tragen wir keine Scheu. Ist Ihnen mit Geld der Mund zu stopfen, Mein letztes geb' ich her -- wo nicht, So wollen wir sie mit Rudern klopfen, Bis auf den Köpfen das letzte bricht. -- Doch möchte, wenn ichs schlau bedenke, Auch eine List hier wohl gedeihn, Und wenn ich die alte Sitte kränke, So mög' in der Noth mirs Gott verzeihn. Der Sittsamkeit den Schleier entwenden, Die Braut enthüllen vor der Zeit Ist wohl ein Frevel von kühnen Händen, Doch Freunde, hier gilts Dankbarkeit. Für unsre Königin nichts zu theuer! Sie
Die Dirne. Zwei. Antonio. Nur Zwei? Und waͤrens Zwanzig, vor solchen Wich- ten — Seyd ruhig — tragen wir keine Scheu. Ist Ihnen mit Geld der Mund zu stopfen, Mein letztes geb' ich her — wo nicht, So wollen wir sie mit Rudern klopfen, Bis auf den Koͤpfen das letzte bricht. — Doch moͤchte, wenn ichs schlau bedenke, Auch eine List hier wohl gedeihn, Und wenn ich die alte Sitte kraͤnke, So moͤg' in der Noth mirs Gott verzeihn. Der Sittsamkeit den Schleier entwenden, Die Braut enthuͤllen vor der Zeit Ist wohl ein Frevel von kuͤhnen Haͤnden, Doch Freunde, hier gilts Dankbarkeit. Fuͤr unsre Koͤnigin nichts zu theuer! Sie
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Die Dirne.
Zwei.
Antonio.
Nur Zwei?
Und waͤrens Zwanzig, vor solchen Wich-
ten —
Seyd ruhig — tragen wir keine Scheu.
Ist Ihnen mit Geld der Mund zu stopfen,
Mein letztes geb' ich her — wo nicht,
So wollen wir sie mit Rudern klopfen,
Bis auf den Koͤpfen das letzte bricht. —
Doch moͤchte, wenn ichs schlau bedenke,
Auch eine List hier wohl gedeihn,
Und wenn ich die alte Sitte kraͤnke,
So moͤg' in der Noth mirs Gott verzeihn.
Der Sittsamkeit den Schleier entwenden,
Die Braut enthuͤllen vor der Zeit
Ist wohl ein Frevel von kuͤhnen Haͤnden,
Doch Freunde, hier gilts Dankbarkeit.
Fuͤr unsre Koͤnigin nichts zu theuer!
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