Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
Verhöhntes Recht und Mißbrauch der Ger-
walt;

Ich will mich fest in meine Burg verschlie-
ßen

Auf daß mein eigner Seufzer dort verhallt.
Wenn in der Brust die letzte Kraft ver-
glommen,

Entwichen ist der Freiheit Genius,
Dann gute Nacht! dann ist die Zeit ge-
kommen,

Wo sich der Redliche verbergen muß.
Adelheid.
Ihr geht -- ich tadl' es nicht -- doch ich,
der Frauen
Unglücklichste! ich bleib allein zurück!
Mir öffnet sich kein Busen mit Vertrauen,
Kein Auge schenkt mir einen nassen Blick!
Wo darf hinfort des Jammers Thräne rinnen,
Wenn mir der letzte Freund Lothar's ent-
wich?
Denn
Verhoͤhntes Recht und Mißbrauch der Ger-
walt;

Ich will mich fest in meine Burg verschlie-
ßen

Auf daß mein eigner Seufzer dort verhallt.
Wenn in der Brust die letzte Kraft ver-
glommen,

Entwichen ist der Freiheit Genius,
Dann gute Nacht! dann ist die Zeit ge-
kommen,

Wo sich der Redliche verbergen muß.
Adelheid.
Ihr geht — ich tadl' es nicht — doch ich,
der Frauen
Ungluͤcklichste! ich bleib allein zuruͤck!
Mir oͤffnet sich kein Busen mit Vertrauen,
Kein Auge schenkt mir einen nassen Blick!
Wo darf hinfort des Jammers Thraͤne rinnen,
Wenn mir der letzte Freund Lothar's ent-
wich?
Denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#AZZ">
            <pb facs="#f0028" n="22"/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Verho&#x0364;hntes Recht und Mißbrauch der Ger-<lb/>
walt;</l><lb/>
                <l>Ich will mich fest in meine Burg verschlie-<lb/>
ßen</l><lb/>
                <l>Auf daß mein eigner Seufzer dort verhallt.</l><lb/>
                <l>Wenn in der Brust die letzte Kraft ver-<lb/>
glommen,</l><lb/>
                <l>Entwichen ist der Freiheit Genius,</l><lb/>
                <l>Dann gute Nacht! dann ist die Zeit ge-<lb/>
kommen,</l><lb/>
                <l>Wo sich der Redliche verbergen muß.</l>
              </lg>
            </lg>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ADE">
            <speaker> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Adelheid</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l>Ihr geht &#x2014; ich tadl' es nicht &#x2014; doch ich,</l><lb/>
                <l>der Frauen</l><lb/>
                <l>Unglu&#x0364;cklichste! ich bleib allein zuru&#x0364;ck!</l><lb/>
                <l>Mir o&#x0364;ffnet sich kein Busen mit Vertrauen,</l><lb/>
                <l>Kein Auge schenkt mir einen nassen Blick!</l><lb/>
                <l>Wo darf hinfort des Jammers Thra&#x0364;ne rinnen,</l><lb/>
                <l>Wenn mir der letzte Freund Lothar's ent-<lb/>
wich?</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0028] Verhoͤhntes Recht und Mißbrauch der Ger- walt; Ich will mich fest in meine Burg verschlie- ßen Auf daß mein eigner Seufzer dort verhallt. Wenn in der Brust die letzte Kraft ver- glommen, Entwichen ist der Freiheit Genius, Dann gute Nacht! dann ist die Zeit ge- kommen, Wo sich der Redliche verbergen muß. Adelheid. Ihr geht — ich tadl' es nicht — doch ich, der Frauen Ungluͤcklichste! ich bleib allein zuruͤck! Mir oͤffnet sich kein Busen mit Vertrauen, Kein Auge schenkt mir einen nassen Blick! Wo darf hinfort des Jammers Thraͤne rinnen, Wenn mir der letzte Freund Lothar's ent- wich? Denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Robert Charlier, AV GWB Berlin: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-01-11T12:18:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/28
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Der Schutzgeist. Leipzig, 1814, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_schutzgeist_1814/28>, abgerufen am 21.11.2024.